Das Investment: Aktien und Gold bleiben für Anleger alternativlos

sjb_werbung_das_investment_300_200Erst stimmen die Briten für den Ausstieg aus der EU, dann rücken die Spanier noch weiter nach links – kein Wunder, dass die Märkte völlig verschreckt sind. DER-FONDS-Kolumnist Kai Heinrich beurteilt Anlagen im aktuellen Umfeld allerdings nicht nach der Höhe ihrer Schwankungen, sondern nach der Vertrauenswürdigkeit.

Die Entscheidung der Briten für den Brexit löste an den Aktienmärkten einen kräftigen Kursrutsch aus. Obwohl im Vorfeld klar war, dass es ein enges Ergebnis geben wird, waren viele Marktteilnehmer doch geschockt. Der Dax quittierte die Mehrheit für die Ausstiegs-Befürworter mit einem Tagesverlust von in der Spitze mehr als 10 Prozent. Besonders hart traf es Banktitel.

Kaum war der erste Schock verdaut, folgte mit der jüngsten spanischen Parlamentswahl ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der ebenfalls Zweifel am Fortbestehen der Europäischen Union weckt. Während in nur zwei Tagen an den Aktienmärkten geschätzt knapp 5 Billionen Dollar an Börsenwert vernichtet wurden, durften sich Gold-Anleger über satte Kursgewinne freuen, da Edelmetalle ihrem Ruf als sicherer Hafen wieder einmal gerecht wurden.

Anders als bei der Pleite von Lehman Brothers im September 2008 bestand diesmal genügend Zeit für die Politik und die Notenbanken, sich auf einen etwaigen Schock vorzubereiten. So signalisierten die Notenbanken im Vorfeld, dass sie mit entsprechenden Geldspritzen zur Verfügung stehen, falls dies erforderlich sei. Im Falle der EZB blieb es bislang bei der Ankündigung. Doch wie wirkt sich die Brexit-Entscheidung nun auf die Konjunktur aus?

Mit Sicherheit ist der Brexit für das noch immer schwächelnde Europa kritisch zu sehen. Ein Abrutschen in eine Rezession ist unseres Erachtens allerdings nicht zu erwarten. Die Notenbanken werden weiter bestrebt sein, ihr anvisiertes Inflationsziel zu erreichen und entsprechend Geld in die Wirtschaft pumpen, um diesem Ziel näher zu kommen. Deshalb dürfte es auf absehbare Zeit bei niedrigen oder sogar negativen Zinsen bleiben.

Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch deutsche Sparer mit Minuszinsen auf ihr Erspartes konfrontiert werden. Die amerikanische Notenbank Fed hat zwar bereits ihren Leitzins leicht erhöht, allerdings ist hier aufgrund der eher mäßigen konjunkturellen Entwicklung und des noch immer schwächelnden Arbeitsmarktes eher später als früher mit einem nachhaltigen Zinserhöhungs-Zyklus zu rechnen. Die jüngste Dollar-Aufwertung lässt der Fed zudem wenig Spielraum für Zinssteigerungen, da diese die Konjunktur weiter bremsen würden.

Aufgrund der Sorgen um ein Auseinanderbrechen der EU und der weiter ungelösten Schuldenprobleme in Europa steigen die Risikoprämien für Staatsanleihen südeuropäischer Länder gegenüber deutschen Staatstiteln immens. Abgefedert wird dies noch über die monatlichen Aufkäufe dieser Titel durch die EZB. Nachhaltige Reformfortschritte der europäischen Krisenländer lassen indes noch zu wünschen übrig. So wird sich aller Voraussicht nach an der Politik des billigen Geldes durch die Notenbanken wenig ändern.

Ähnlich verhält es sich in den USA. Seit der Finanzmarktkrise hat die Fed die Zinsen auf ein extrem niedriges Niveau gesenkt. Fällig werdende Kredite wurden sukzessive mit niedrigen Zinsen refinanziert und neue Kredite zu günstigen Konditionen abgeschlossen. Die US-Wirtschaft bleibt somit in hohem Maße von der Fortführung der Niedrigzinspolitik abhängig.

Gleiches gilt im Übrigen auch für andere Volkswirtschaften. Zwar haben es die niedrigen Zinsen vielen Schuldnern erleichtert, ihre Lasten zu tragen. An eine Rückführung der Kredite auf ein normales Niveau ist allerdings nicht zu denken, ohne dass es zu einem Konjunktureinbruch käme. Steigende Zinsen würden so fast unweigerlich steigende Kreditausfallraten nach sich ziehen.

Ein Ende dieser Spirale ist nicht zu erwarten – deshalb sollten Anleger sich gut überlegen, welcher Anlageform sie am meisten vertrauen. Wir jedenfalls beobachten die Politik des leichten Geldes mit großer Skepsis und bevorzugen in Anbetracht der riesigen Schuldenberge Sachwerte. Hierzu gehört unter anderem Gold, über das wir Ende Mai in DER FONDS bereits ausführlich berichtet haben.

Gold sollte auch in Zukunft von einer steigenden Nachfrage profitieren. Kritiker des Goldes, die dem gelben Metall stets vorwerfen, dass es nichts ausschüttet, sollten sich in der aktuellen Nullzins-Phase oder in Anbetracht einer für Privatanleger kommenden Minuszins-Phase überlegen, wo sie ihr Erspartes lieber aufbewahren möchten.

Allen Schwankungen an den Börsen zum Trotz sollten ausgewählte Aktien mittel- bis langfristig weiter von der lockeren Geldpolitik profitieren. Zwar sind sie im Mittel, gemessen an ihrem langfristigen Durchschnitt, nicht mehr billig bewertet, aber eine Blasenbildung ist hier in der Breite nicht zu erkennen. Wie die aktuelle Marktphase zeigt, müssen Anleger bereit sein, Schwankungen in Kauf zu nehmen.

Die Volatilität an den Aktienmärkten ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen sind hier geopolitische Themen zu nennen, die hohe Verschuldung, die enorme Abhängigkeit von den Notenbanken – zum anderen aber auch der Computerhandel, der das Börsengeschehen hektischer und schneller macht.

Diese schnellen Bewegungen sind für einen Privatanleger schwer nachzuvollziehen. Wir favorisieren daher substanzstarke Aktien von Unternehmen mit einer guten und vor allem kontinuierlichen Dividendenrendite und einem soliden Geschäftsmodell. In volatilen Marktphasen zeigen sich solche Aktien meist stabiler als der Gesamtmarkt.

Die fehlende Alternative durch verzinsliche Wertpapiere wird sowohl institutionelle als auch private Anleger irgendwann zwingen, ihre Risikobereitschaft zu erhöhen. Ob das Sparbuch die beliebteste Anlageform der Deutschen bleiben wird, ist daher fragwürdig. Vielleicht ist ja die Dividende der neue Zins.

Über den Autor: Kai Heinrich ist Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG in Taunusstein. Für DER FONDS schreibt er an dieser Stelle im Wechsel mit seinem Kollegen Thomas Käsdorf über Themen, die ihn im täglichen Kontakt mit seinen Kunden beschäftigen.

Von: Kai Heinrich

Quelle: Das Investment

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