Zunehmender Protektionismus würde wahrscheinlich die Inflation und damit auch die Anleiherendite nach oben treiben, meint Peter Khan. Dennoch sieht der Anleihe-Fondsmanager bei Fidelity International gute Gründe, weiterhin Duration im Portfolio zu behalten.
Protektionismus ist wieder ein Thema, mit dem sich Anleger auseinandersetzen müssen. Und zwar nicht nur in den USA seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten. Auch andere Staaten entwickeln kritischere Ansichten zur Globalisierung und ihren Folgen. Handelsbarrieren in Form von Abgaben, Steuern oder einer ungünstigeren regulatorischen Behandlung von Importen und ausländischen Herstellern sollen heimische Produzenten und Dienstleister gegenüber Wettbewerbern aus dem Ausland begünstigen.
„Die unmittelbare und am besten erkennbare Auswirkung solcher protektionistischen Maßnahmen ist eine höhere Inflation, da Steuern auf Importe an die Verbraucher weiter gereicht werden“, meint Peter Khan, Anleihe-Fondsmanager bei Fidelity International. Das gelte vor allem in unserer heutigen stark vernetzten Welt, in der die Komponenten für ein Produkt in mehreren Orten auf der Welt produziert werden. Zudem könnte nach Ansicht Khans eine restriktivere Einwanderungspolitik zu einem Mangel an Fach- und Hilfskräften führen, vor allem in Ländern, die nahe an der Vollbeschäftigung sind. Dies erhöht den Aufwärtsdruck auf Löhne und Preise.
Protektionismus könnte zu Stagflation führen
„Sollte der Protektionismus den Welthandel lähmen, würde dies auch das Weltwirtschaftwachstum treffen. Die Folge könnte Stagflation sein, also ein negatives Wachstum gepaart mit hoher Inflation“, gibt Kahn zu bedenken. Ein solches Szenario wünscht sich kaum ein Investor. „Vor allem Portfolios, die auf zyklische, wachstumsabhängige Assets ausgerichtet sind, würden leiden“, so der Fondsmanager.
Innerhalb der Anleihemärkte sieht er Segmente und Strategien, die helfen können, die Auswirkungen von protektionistischen Maßnahmen zu mindern und die Portfolios schützen. „Eine höhere Inflation aufgrund von Zöllen würde einen Aufwärtsdruck auf Anleiherendite auslösen und die Kurse von Staatanleihen entsprechend belasten. Das könnte viele Investoren ermuntern, ihr Durations-Exposure zu überdenken“, sagt Khan. Allerdings rät er davon ab, das Zinsrisiko komplett aus dem Portfolio zu entfernen und nennt vier Gründe, warum Investoren an Duration festhalten sollten.
Sinkende Renditen in exportorientierten Ländern
Erstens reagieren nicht alle nominalen Staatsanleihen gleich auf einen einbrechenden Welthandel. Für stark exportorientierte Länder würde eine zentrale Wachstumsquelle weniger sprudeln. Die Aussichten für das nominale Wachstum und die nominalen Renditen dürften sinken. Die Zentralbanken der Länder müssten ihre Geldpolitik lockern, um das Wachstum zu stützen. Ein gutes Zeichen für die heimischen Anleihemärkte. In Ländern, in denen die Zölle am höchsten steigen, dürften hingegen die Renditen steigen. „Investoren sollten also nicht nur ihre Gesamtduration im Auge haben, sondern nach Ländern und Regionen unterscheiden“, so der Anleihe-Experte.
Zweitens sollten Investoren die Welt nicht rigoros in Industrie- und Schwellenländer aufteilen. „Anleger dürften versucht sein zu denken, dass protektionistische Maßnahmen grundsätzlich schlecht für die Emerging Markets sind“, meint Kahn. Allerdings seien nicht alle aufstrebenden Länder negativ betroffen. Interessant seien Länder mit starken demografischen Trends, die hinsichtlich der Nachfrage unabhängig sind, und die nicht zu stark vom globalen Handel und Kapitalflüssen abhängig sind, um ihr Wachstum zu stützen und zu finanzieren.
Duration als Versicherungspolice im Portfolio behalten
Einen dritten Grund, die Duration nicht auf null zu setzen, sieht der Fondsmanager in der niedrigen oder gar negativen Korrelation von Anleihen zu Aktien. Eine Stagflation wirkt sich in der Regel negativ auf die Aktienmärkte aus, da ein niedrigeres globales Wachstum die Unternehmensgewinne belastet. „Auch wenn sich einige Aktien in einer protektionistischen Welt sicher besser entwickeln als andere, können Anleihen in ausgewogenen Portfolios eine wichtige Rolle spielen, indem sie die Volatilität senken und die Performance-Entwicklung glätten“, so Khan. Um das Zinsrisiko zu diversifizieren rücken für den Experten auch inflationsgebundene Anleihen stärker in den Blick.
Zu guter Letzt sollten Investoren an eine Absicherung gegen extreme Ereignisse denken. Hier eignen sich Produkte und Strategien, die von nach oben schießender Volatilität und zunehmender Risikoaversion profitieren können. Eine solche Absicherung ist insbesondere für Aktien- aber für Kreditmärkte relevant, die in letzter Zeit eine sehr niedrige Volatilität aufweisen. „Als Konsequenz können Portfolios aktuell zu sehr geringen Kosten gegen ein Stagflations-Szenario abgesichert werden – und das, obwohl das Potenzial für große Ausschläge durchaus gegeben ist“, sagt Khan.
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Von: Sabine Groth
Quelle: Das Investment