Wie begegnen Fondsgesellschaften den Regularien der Mifid II? Clemens W. Bertram, Head Distribution Partners UBS Asset Management, nimmt Stellung.
DAS INVESTMENT: Wie bereiten Sie sich derzeit konkret auf die neuen Regularien vor?
Clemens W. Bertram: Als einer der größten Vermögensverwalter der Welt bereitet sich UBS schon seit längerem auf die neuen regulatorischen Vorgaben vor, und das länderübergreifend in Europa.
Sowohl UBS Wealth Management als auch UBS Asset Management haben sogenannte „Task Forces” gebildet, um die Auswirkungen von Mifid II zu analysieren und Empfehlungen zu erarbeiten, wie sich UBS Wealth bzw. Asset Management diesbezüglich aufstellen soll. Darüber hinaus sind wir bereits auf verschiedene Kunden, darunter Banken und Maklerpools zugegangen, um über Mifid II zu sprechen.
Product Governance, Geeignetheitsprüfung, Kostentransparenz Zuwendungen/Unabhängigkeit – welcher der Eingriffe macht Ihnen am meisten Kopfzerbrechen?
Bertram: Wenn Mifid II eingeführt wird, werden wir vorbereitet sein. Das gilt für jeden der genannten Punkte. Wir werden in der Lage sein, kostentransparente und gebührenfreie Produkte nach Mifid II anzubieten – was wir übrigens in Großbritannien und in den Niederlanden bereits tun.
Wie wird Mifid II die Anlageberatung bzw. Vermögensverwaltung nachhaltig verändern?
Bertram: Das Geschäft wird sich von der „Open” zur „Guided architecture” entwickeln, sprich, Vertriebsorganisationen werden sich künftig auf einige wenige Produktanbieter beschränken. Parallel dazu dürften viele Fondsgesellschaften dazu übergehen, ihr Angebot zu straffen, um ihre Kosten zu senken. Darunter wird die Angebotsvielfalt sicherlich leiden. Auf der anderen Seite ist damit zu rechnen, dass sich der Beraterkosmos konsolidiert. Dadurch dürfte die Beratung professioneller werden.
Wie sehen die Konsequenzen auf der Produktseite aus?
Bertram: Wir rechnen damit, dass mit Mifid II White-Label-Produkte beliebter werden: Vertriebsorganisationen dürften also dazu übergehen, Fonds unter ihrem Namen aufzulegen. Das verschafft den Vertrieben eine zusätzliche Marge. Ist dieser Fonds ein Dachfonds, könnten Vertriebsorganisationen die Zielfonds auch leichter auswechseln – verglichen damit, ihre Anleger von einem Fondswechsel zu überzeugen. Für uns heißt das: Wir müssen als Lösungsanbieter bereitstehen und können zudem effektives (Dach-)Fondsmanagement für Dritte bieten.
Erwarten Sie Unterstützung der Bafin bei der Bewältigung der neuen Regularien?
Bertram: Die Grundidee von Mifid I und II ist ja, dass Anleger eine kompetente und verlässliche Beratung zu transparenten und vergleichbaren Produkten erhalten. Wir hoffen, dass mit der Flut der neuen Regularien das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet wird. Denn es besteht die Gefahr, dass Anlageberatung in Zukunft nicht einfacher, transparenter und kostengünstiger wird, sondern angesichts der vielfältigen Anforderungen möglicherweise komplizierter und teurer.
Von: Oliver Lepold
Quelle: DAS INVESTMENT.