Das Investment: Die EZB braut ein gefährliches Gemisch zusammen

sjb_werbung_das_investment_300_200Auf der Sitzung am Donnerstag hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die Erwartung geschürt, die Geldpolitik könnte bald noch weiter gelockert werden.

Degussa-Chefvolkswirt Thorsten Polleit kommentiert.

Wir hatten bereits am 11. September 2015 darauf hingewiesen, dass mit einem Ausweiten der EZB-Anleihekäufe zu rechnen ist und dass sich das Volumen auf mindestens 5 Billionen Euro belaufen könnte. Die Gründe dafür finden Sie hier.

Sollte die EZB ihren Depositenzins (er liegt derzeit bei -0,2 Prozent) noch weiter in den Negativbereich drücken, würden dadurch die Kapitalmarktrenditen noch stärker als bisher in Richtung der Nulllinie gedrückt, und die Renditen für kürzere Laufzeiten würden noch weiter unter die Nulllinie gezogen.

Gefährliches Gemisch

Ein Ausweiten der Euro-Geldmengen durch Anleihekäufe, verbunden mit einem weiteren Absenken des Einlagenzinses, wäre ein gefährliches Gemisch, das den Euro-Außenwert sogar letztlich auf historische Tiefstände befördern könnte.

Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar am 22. Oktober 2015 (Quelle: Bloomberg)

Banken und institutionelle Anleger, die die neu geschaffenen Euro auf ihre Bankkonten gespült bekommen, werden (auch) Anlagen in Fremdwährung tätigen – wie zum Beispiel in US-Dollar-Bankeinlagen und –Schuldpapiere. Dazu werden sie Euro am Devisenmarkt anbieten und Fremdwährung nachfragen. Das übt einen Abwertungsdruck auf den Euro-Außenwert aus.
Wird die Euro-Geldmenge ausgeweitet, dürfte das zunächst die Preise für das Bestandsvermögen (dazu zählen zum Beispiel Aktien, Grundstücke und Häuser) in die Höhe befördern. Eine Vermögenspreisinflation wäre die Folge.
Künstlich gesenkte Zinsen verursachen Fehlentwicklungen auf breiter Front: Kapitalverschwendung und Kapitalverzehr. Sie werden nicht für mehr Wachstum und Beschäftigung sorgen, sondern die künftige Wirtschaftsleistung und damit auch die künftigen Realeinkommen im Euroraum schwächen.

Folgen für das Gold

Die offiziell gemessene Inflation ist derzeit niedrig. Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die EZB-Geldpolitik auf eine Schwächung der Euro-Kaufkraft hinausläuft:

Seit Jahresanfang hat der Goldpreis um etwa 6 Prozent zugelegt (zum Vergleich: S&P 600 -1,9 Prozent, DAX +5,8 Prozent). Angesichts eines weiter abwertenden Euro besteht eine gute Aussicht, dass das Gold für die Anleger auch weiterhin eine gute Impfung gegen die Folgen der EZB-Politik bleibt.

Goldpreis (Euro/oz) 2007 bis 2015 (Quelle: Bloomberg):

Seit Einführung des Euro am 1. Januar 1999 hat der Goldpreis in Euro gerechnet um etwa 322 Prozent zugelegt, der Dax um etwa 103 Prozent. Das ist zwar keine verlässliche Indikation für die künftige Goldpreisentwicklung. Aber sie zeigt doch eines: In Zeiten, in denen die Probleme im internationalen Kredit- und Geldsystem immer weiter zugenommen haben, hat das Gold seine Versicherungsfunktion erfüllt. Warum sollte das künftig anders sein – zumal die EZB nun ein gefährliches Gemisch zusammenzubrauen scheint?

Von: Thorsten Polleit

Quelle: DAS INVESTMENT.

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