SJB | Korschenbroich, 16.03.2015. Bis Januar 2014 managte Thomas Meier den Deka-Dividendenstrategie. Seit Jahresanfang ist er bei Main First und bereitet dort einen neuen Dividendenfonds vor. Im Gespräch mit DER FONDS präsentiert er erste Details.
DER FONDS: Alle Welt spricht über Dividenden-Strategien. Wird das Thema von den Anbietern gepusht oder ist es bei den Investoren tatsächlich so gefragt?
Thomas Meier: Vor zehn Jahren hätte ich Dividendenfonds noch als Mode-Thema bezeichnet. Seit einigen Jahren sehe ich das anders. Wir befinden uns in einer neuen Ära mit niedrigen und zum Teil sogar negativen Zinsen.
Die Investoren suchen nach neuen Ertragsquellen. In diesem Umfeld bekommt die Dividende eine ganz neue Bedeutung. Und die Unternehmen sind topfit, hochprofitabel und haben sehr gute Bilanzen. Deshalb können sie Investoren attraktive Erträge bieten.
Die Dividende ist also der neue Zins?
Mich ärgert dieser Vergleich kolossal – wer so argumentiert, vergleicht Äpfel mit Birnen. Die Dividende ist nicht der neue, sondern vielmehr der bessere Zins. Bei der Anleihe bekommen Sie idealerweise am Ende das eingezahlte Kapital zurück. Bei einer Aktie ist das ungewiss. Aber Sie haben langfristig die Chance, dass Sie beim Verkauf mehr erhalten als den anfänglichen Kapitaleinsatz. Dividenden sind eine sehr gute zusätzliche Entschädigung dafür, ein unternehmerisches Risiko einzugehen.
In den USA sind die Dividendenrenditen vergleichsweise gering – was auch daran liegt, dass die Unternehmen ihre Gewinne verstärkt für Aktienrückkaufe nutzen. Bleibt das so?
Die Amerikaner sind sehr fokussiert darauf, den Gewinn pro Aktie zu steigern. Wenn Aktienrückkäufe klug getätigt werden, halte ich sie auch für ein gutes Instrument. Die Dividende hat aber einen großen Vorteil. Sie lässt den Aktionären die Wahl, ob sie das ausgeschüttete Geld wieder ins Unternehmen investieren oder es anders verwenden wollen. Deshalb glaube ich, dass auch in den USA die Bar-Dividende populärer werden wird.
Woran machen Sie das fest?
Kürzlich hat zum Beispiel Home Depot zulasten von Aktienrückkäufen die Ausschüttungsquote erhöht. Das ist kaum durch die Presse gegangen. Ich sehe es aber als monumentalen Sinneswandel. Es ist ein Zeichen, dass institutionelle und auch private Anleger in den USA im Niedrigzinsumfeld vom Unternehmen ein Cashback fordern. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Home Depot nicht das einzige US-Unternehmen bleibt, dass stärker auf Bar-Dividenden setzt.
Bis es soweit ist, bevorzugen Sie europäische Unternehmen?
Die Dividendenrendite ist in Europa höher. Sie liegt auch jetzt noch über dem historischen Durchschnitt von etwas über 3 Prozent. Zudem sind zurzeit die Bewertungen in Europa einfach viel attraktiver. Aktien von amerikanischen Unternehmen sind schon sehr gut gelaufen. Die Bewertungen sind auf einem hohen Niveau, wenn auch noch günstig gegenüber Anleihen und anderen Anlagealternativen. In Europa sind die Margen noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Krise. Es gibt noch Potenzial nach oben. Und im Gegensatz zu den USA könnte es in Europa dieses Jahr auch aufgrund des schwachen Euro positive Konjunkturüberraschungen geben.
Wann kommt Ihr neuer Fonds und wie wird er aussehen?
Wir wollen im April starten. Der Fonds wird global und über viele Sektoren gestreut sein. Neben den klassischen Unternehmen mit beständiger Dividende sollen auch kleinere und mittelgroße Unternehmen ins Portfolio. Wir suchen nach den Dividenden-Stars von morgen. Das sind Unternehmen aus Branchen, die von vielen auf Erträge fokussierten Investoren noch nicht erkannt wurden, die aber bereits attraktive Dividenden zahlen und vor einer Neubewertung stehen. Deren Kurs also noch viel Potenzial hat.
Zum Beispiel?
Das können Finanzdienstleister sein, zum Beispiel Asset Manager, oder Logistikunternehmen. Grundsätzlich wären auch Pharmaunternehmen interessant, die sind zurzeit allerdings schon ziemlich hoch bewertet. Auf Dividenden-Sternschnuppen hingegen wollen wir verzichten. Das sind Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen, bei denen wir aber strukturelle Probleme sehen, etwa im Versorgerbereich.
Und wie wollen Sie sich regional aufstellen?
Der Schwerpunkt wird auf Europa liegen, die USA sollen rund ein Viertel ausmachen. Japan wird ebenfalls im Portfolio sein.
Und die Emerging Markets?
Da bin ich vorsichtig. Ich investiere gern in diesen Märkten, aber über Unternehmen, die in Industrieländern beheimatet sind und von der Entwicklung in den Schwellenländern profitieren. Beispiele sind das US-Unternehmen Tupperware, das aktuell 64 Prozent seines Umsatzes in den Schwellenländern macht, oder die Deutsche Post, die auch in Asien stark positioniert ist. Viele Unternehmen in den Emerging Markets sind Wachstumsunternehmen, die ihre Gewinne in ihre Unternehmen reinvestieren, und das ist meiner Meinung nach auch richtig.
Von: Sabine Groth
Quelle: DAS INVESTMENT.