Gold ist eine Krisenwährung und wird vor allem dann nachgefragt, wenn es mit der Wirtschaft in den Keller geht, Anleger in Scharen aus den Aktienmärkten flüchten und sich auf die Suche nach einem sicheren Hafen begeben.
Und tatsächlich: Gold ist rar, der Markt für Privatkunden stößt an seine Grenzen. Prägestätten wie die Firmen W. C. Heraeus und Umicore kommen mit dem Stanzen der begehrten Barren schon lange nicht mehr nach. Die Wartezeiten reichen bis ins neue Jahr. Steigende Preise sollten damit eigentlich programmiert sein. Doch es kam anders.
Schaut man sich die Entwicklung des Goldpreises in den vergangenen Monaten an, scheint das eherne Gesetz des sicheren Hafens nicht mehr so richtig zuzutreffen. Mitten in der größten Finanzkrise seit Jahrzehnten und einer handfesten globalen Rezession hat sich das Edelmetall mittlerweile um knapp 30 Prozent von seinen Höchstkursen im März dieses Jahres entfernt.
Der Grund: Am großen Markt gab es keinen Engpass, mit dem sich Privatkunden auseinandersetzen müssen. Allein am Handelsplatz London Bullion Market gingen im September 771 Tonnen Gold mit einem Handelswert von 20,5 Milliarden Dollar über den Tisch. Dort ist Gold häufig nur ein Spekulationsobjekt, wie ein Vergleich mit dem Währungspaar Dollar-Euro belegt. Solange der Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung an Wert verlor, verteuerte sich das Edelmetall. Es sollte vor Währungsverlusten schützen. Kaum brach der Währungstrend, schmolz auch das Gold.
„Zusätzlicher Druck entstand, als Trendinvestoren gehebelte Wetten auf einen fallenden Dollar und einen steigenden Goldpreis auflösen mussten“, erklärt die Goldschürfervereinigung World Gold Council (WGC) in ihrem Marktbericht. Andere verkauften ihre Goldpositionen, um Wertpapierkredite zurückzuzahlen. Und zu guter Letzt wurde das gelbe Gut auch vom Rohstoff- Crash mitgezogen. „Das Rückabwickeln der Positionen wirkte sich direkt aus, weil Gold häufig als Bestandteil von Rohstoffkörben mitgekauft wurde“, heißt es dazu im Bericht. Das ist alles reine Markttechnik. Wie lange sie vorherrscht, ist offen. Spekulanten lassen sich nicht in die Bücher schauen.
Unerklärliches Phänomen
Fundamental lasse sich die Preisschwäche inzwischen nicht mehr erklären, sagt Alfred Grusch. „Fast alle Rahmenbedingungen sprechen für einen deutlich höheren Preis“, sagt der Fondsmanager des Pioneer Austria Gold Stock und zählt auf: Goldförderung – derzeit rückläufig; Recycling – hohes Niveau, aber rückläufig; Notenbankverkäufe – in diesem Jahr niedrig; Nachfrage – kräftig. Bleibt also nur der Abgabedruck der Spekulanten.
Zwar weisen die offiziellen WGC-Zahlen für das erste Halbjahr noch ein Überangebot aus. Aber sie erfassen nicht den außerbörslichen, viel größeren Goldmarkt. Zudem ist seit dem ersten Halbjahr viel passiert. So sind die panikartigen Goldkäufe von Anlegern, nachdem sich die weltweite Bankenkrise im September zuspitzte, in der Statistik noch nicht enthalten. Und beim Schmuckabsatz zeichne sich für das dritte Quartal im Hauptabnahmeland Indien ein Nachfrageschub ab, heißt es vom WGC. Im ersten Quartal lahmte das Geschäft noch, weil Inder und Türken aufgrund des hohen Preises weniger gekauft hatten. Gute Gründe für einen höheren Goldpreis. Nur wann sie greifen, ist unklar. Denn der Goldpreis ist derzeit vor allem eins: unberechenbar.
Eines ist klar: Nicht nur in Krisenzeiten sollte ein gut diversifiziertes Portfolio immer auch einen gewissen Goldanteil enthalten. Wer sich strategisch ositionieren möchte, ohne sich jedoch Barren in ein Bankschließfach zu legen, kann dies auf verschiedene Arten tun.
Eins zu eins an der Entwicklung des Goldpreises lässt sich zum Beispiel mit dem Produkt Xetra-Gold (WKN: A0S9GB) der Deutschen Börse partizipieren. Hierbei handelt es sich um handelbare Anleihen, die pro Stück den Wert von einem Gramm Gold abbilden. Anleger können sich das in Tresoren hinterlegte Edelmetall jederzeit gegen eine Gebühr auszahlen lassen. Für die ausfallsicheren Anleihen wird eine jährliche Gebühr von 0,357 Prozent erhoben. Ähnlich konstruiert sind die sogenannten Exchange Traded Commodities (ETCs) der Fondsgesellschaften Lyxor (WKN: A0LP78) und ETF Securities (WKN: A0N62G). Auch hier ist Gold im Wert der ausgegebenen Anteile hinterlegt und kann den Anlegern direkt zugeordnet werden. Der Wert pro Anteilsschein beträgt ein Zehntel d es Preises für eine Feinunze Gold. Pro Jahr wird eine Managementgebühr von 0,4 Prozent fällig.
Währungsschutz und Emittentenrisiko
Xetra-Gold und die ETCs haben einen entscheidenden Nachteil: Da das hinterlegte Gold in US-Dollar gehandelt wird, die Anteilsscheine jedoch in Euro lauten, spiegeln sich Veränderungen des Wechselkurses direkt in den Preisen der Anteilsscheine wider. Das Währungsrisiko lässt sich mit sogenannten Quanto-Zertifikaten ausschalten. Deren Nachteil: Sie weisen ein Emittentenrisiko auf.
Bei Quanto-Gold-Zertifikaten sollten Anleger darauf achten, wie hoch die von den Emittenten veranschlagten Absicherungsgebühren sind. Der Vergleich kann sich lohnen: So berechnet die Royal Bank of Scotland für die Quanto-Funktion ihres Gold-Trackers (WKN: A0AB84) derzeit stolze 7,8 Prozent pro Jahr. Begründet wir die ungewöhnlich hohe Versicherungsprämie mit immer noch hohen Interbankenzinssätzen, einer starken Korrelation zwischen Euro-Dollar-Wechselkurs und Goldpreis und deren aktuell großer Schwankungsfreudigkeit. Dass es auch anders geht, zeigt die Deutsche Bank. Bei ihrem
X-pert Zertifikat (WKN: DB0SEX), das ebenfalls eine 100-prozentige Partizipation am Goldpreis erlaubt, fallen für die Währungsabsicherung aktuell überhaupt keine Kosten an.
Goldene Express-Renditen
Neben Investments, die die Entwicklung des Goldpreises eins zu eins nachvollziehen, gibt es eine Reihe Zertifikate, die auch bei Seitwärtsbewegungen oder fallenden Notierungen eine ansprechende Rendite abwerfen. Ganz frisch im Angebot sind beispielsweise zwei Express-Papiere von der Commerzbank und der Credit Suisse. Beide Zertifikate stellen eine Expresszahlung in Aussicht, wenn sich der Goldpreis am Beobachtungstag über seinem Startniveau befindet.
Das Express-Papier der Commerzbank (WKN: CB88ZY) kann noch bis zum 27. November gezeichnet werden, der Startkurs wird am 4. Dezember festgestellt. Notiert der Goldpreis nach sechs Monaten am 27. Mai 2009 über diesem Wert, wird das Zertifikat fällig und zum Nennwert von 100 Euro zuzüglich eines Aufschlags von 4,5 Prozent zurückbezahlt. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 9,2 Prozent.
Klappt es bei der ersten Überprüfung nicht, bieten sich in halbjährlichen Abständen drei weitere Gelegenheiten, bei denen sich die Expressrendite jeweils um 4,5 Prozent erhöht. Kann sich das Edelmetall selbst am 29. November 2010 nicht nach oben absetzen, erhalten Anleger lediglich ihren Einsatz wieder. Voraussetzung hierfür: der Goldpreis ist um nicht mehr als 35 Prozent abgesunken. Falls doch, schlagen sich Verluste direkt im Wert des Zertifikats nieder.
Bei dem Express-Zertifikat der Credit Suisse (WKN: CS0AMY) geht es wesentlich schneller und lukrativer zu. Der erste Beobachtungstermin ist bereits nach drei Monaten angesetzt, im Erfolgsfall winkt jedoch wie bei der Commerzbank ein Gewinn von 4,5 Prozent. Ausgezahlt wird 10 Tage danach. Hieraus errechnet sich eine jährliche Rendite von 17,6 Prozent. Drei Monate später ist endgültig Schluss. Bei einem positiven Kursverlauf wäre der Gewinn von 9 Prozent somit schon nach einem halben Jahr möglich. Einziger Nachteil bei Nichtgelingen: Für den Erhalt des Einsatzes darf der Goldpreis maximal 30 Prozent an Wert verloren haben.
Rendite in Seitwärtsmärkten
Die Karte Gold lässt sich ebenfalls über Bonus- und Discountzertifikate spielen. Das währungsgesicherte Capped-Bonus-Papier (WKN: AA1AUN) der Royal Bank of Scotland beispielsweise erzielt zur Fälligkeit am 18. Dezember 2009 einen Gewinn von rund 19 Prozent pro Jahr, solange der Goldpreis während der Laufzeit niemals unter die 32 Prozent entfernte 500-Dollar-Marke rutscht. Wird die Barriere berührt, wandelt sich das Zertifikat in ein einfaches Partizipationspapier um.
Wer im Fall der Fälle weicher fallen möchte und sich auch mit etwas weniger Rendite zufrieden gibt, kann sich aus dem Discount-Sortiment bedienen. Ein Zertifikat für vorsichtige Naturen kommt ebenfalls von den Schotten. Über das Papier mit der WKN AA07G2 kauft man das Edelmetall mit einem Abschlag von 30 Prozent. Um die maximal erreichbare Rendite von 6,5 Prozent pro Jahr zur Fälligkeit am 10. Dezember 2009 zu erreichen, darf der Goldpreis um bis zu 25 Prozent auf 550 Dollar nachgeben. Verluste entstehen erst ab einem Rückgang in Höhe des Discounts. Wechselkursbewegungen spielen bei diesem Papier keine Rolle. Ein Rückgang des Goldpreises um 40 Prozent würde einen Zertifikateverlust von knapp 14 Prozent bedeuten.
Von: Andreas Scholz und Felix Hannemann
Quelle: DAS INVESTMENT.