Das Investment: Fed könnte 2019 der Freund der Märkte bleiben

Welchen Kurs wird die US-Notenbank 2019 einschlagen? Wird sie weiterhin unbeirrt ihren Weg stetiger Zinserhöhungen fortsetzen oder schlägt sie einen Laissez-faire-Kurs ein? Thomas Kruse, Investmentchef von Amundi Deutschland, wagt eine Prognose.

Zum Jahreswechsel war die Sorge an den Märkten groß: Führt die US-Notenbank ihre strikte Geldpolitik 2019 fort? Mit dem Beginn des neuen Jahres atmeten die Marktteilnehmer auf. US-Notenbankchef Jerome Powell signalisierte bei einer Fragerunde in Atlanta Flexibilität bei der Zinspolitik und dämpfte die Sorgen vor einem zu straffen Kurs. Seine Aussage bestätigt auch, was unsere Analysen ergeben haben: Die US-Leitzinsen werden in den kommenden Monaten zunächst einmal nicht erhöht.

Warum sollte die Fed auch: Weder bereiten das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum noch der Boom auf dem Arbeitsmarkt der Notenbank Sorgen, denn die Inflation bleibt niedrig. Powell machte zudem deutlich, dass die Notenbank darauf vorbereitet sei, ihre geldpolitische Haltung bei Bedarf jederzeit anzupassen. Unsere Einschätzung: Den jetzigen Boom in der Wirtschaft wird die Fed nicht mit einer harten Zinspolitik stören, vielmehr sehen wir, dass sie im neuen Jahr mit Sicherheit viel vorsichtiger agieren wird, als es noch 2018 der Fall war.

Verschärfung der Kreditbedingungen für Unternehmen
Weniger entspannt sieht es bei den Credit Spreads aus: Der Anstieg stellt eine Verschärfung der Kreditbedingungen dar, die die Fed nicht mehr ignorieren kann. Tatsächlich ist die ausstehende Anleiheverschuldung für Unternehmen mit niedrigen Gewinnen und hoher Verschuldung deutlich gestiegen. Die Höhe der risikoreichen Verschuldung liegt mittlerweile bei über 2.300 Milliarden US-Dollar. Zugleich stellen wir fest, dass der Anteil von Investment-Grade-Anleihen (BBB) bei Unternehmensanleihen mit 35 Prozent Rekordhöhen erreicht hat.

Eine starke Abschwächung der US-Wirtschaft würde einige dieser Anleihen schnell in die High-Yield-Kategorie verschieben. Das könnte zu Zwangsverkäufen dieser Anleihen und folglich zu einer plötzlichen Verschärfung aller Kreditbedingungen führen. Demnach steht für die Notenbank nicht die Gleichgewichtsrate zur Diskussion. Sie muss vielmehr beobachten, ob die Unternehmen eine weitere Straffung der Finanzierungsbedingungen verkraften, die nicht nur die Investitionen, sondern auch das Wachstum belasten würde.

Ausländische Anleger zeigen weniger Interesse an US-Dollar-Anleihen
Des Weiteren signalisierte Powell, dass er am Abbau der Bilanz der Fed festhalten wolle. Waren es 2018 noch 350 Milliarden US-Dollar, so will die Notenbank in diesem Jahr bereits rund 500 Milliarden US-Dollar nicht wieder in Zinstitel investieren: Den Märkten will sie damit nach und nach Liquidität entziehen. 2018 verzeichneten die US-Treasuries eine stabile Nachfrage und boten eine attraktive Rendite. Dieser Trend wird mit größter Wahrscheinlichkeit für US-Anleger auch 2019 weiterhin anhalten. Schauen wir auf den Anteil der ausländischen Investoren, so sank das Interesse an US-Staatsanleihen vor allem bei Anlegern aus Japan und China. Das ist unter anderem den hohen Absicherungskosten geschuldet. Diese liegen auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise und schmälern dementsprechend auch langfristig die Renditen für ausländische Anleger.

Powell scheint sich von der Politik nicht gängeln zu lassen
Powell signalisierte jüngst, dass er sich von Donald Trump und seinen Drohgebärden nicht gängeln lassen werde. Auch wir von Amundi sehen viele Faktoren, die dafür sprechen, dass die Fed ihre Unabhängigkeit bewahren kann. Schließlich verfügt der US-Präsident nicht über die Mittel – eine Mehrheit im Kongress – um diese zu gefährden. Ein Risiko der politischen Einmischung bleibt natürlich weiterhin bestehen und könnte sich kontraproduktiv für die Wirtschaftsleistung der USA erweisen.

 

Von: Thomas Kruse

Quelle: Das Investment

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