Der neu gegründete Verein „Zukunft für Finanzberatung“ will das Ansehen von Finanzberatern in Deutschland aufpolieren. Wie das vonstatten gehen soll, haben wir den Initiator und Chef Christian Schwalb gefragt. Der neu gegründete Verein „Zukunft für Finanzberatung“ hat sich das Ziel gesteckt, das Image der Berater- und Vermittlerbranche in Deutschland zu verbessern. Initiator ist Christian Schwalb, der gleichzeitig das Finanzunternehmen „Scala & Cie. Holding“ leitet. Mitglieder der ersten Stunde sind neben einzelnen Finanzdienstleistern und Unternehmen der Finanz- und Versicherungswirtschaft auch mehrere Vermittlerverbände, unter anderem der AfW. Mit den Verbänden BVK und Votum ist der Verein aktuell auch in Gesprächen
DAS INVESTMENT: Sie beklagen, dass Finanzberatung in Deutschland einen schlechten Ruf hat. Woran machen Sie das fest?
Christian Schwalb: Ich bin 1991 in den ehrenwerten Beruf Bankkaufmann gestartet. In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren hat die ganze Branche sehr gelitten. Die Zahl der Vermittler sinkt seit Jahren. Viele top ausgebildete Finanz- und Versicherungskaufleute verlassen den Markt. Menschen bringen Finanzberatern wenig Vertrauen entgegen, wie Analysen zeigen. Es haben viel zu lange viel zu viele Marktteilnehmer Fehler begangen und damit Vertrauen verspielt. Interessanterweise sagen die meisten Kunden allerdings, dass ihr persönlicher Finanzberater der eine gute sei.
Wer genau hat Ihrer Ansicht nach Fehler gemacht?
Schwalb: Bausparkassen kündigen höher verzinste Verträge, Versicherungen erzielen nicht die prognostizierten Ablaufsummen, geschlossene Fonds scheitern oft aufgrund krimineller Machenschaften. Schwarze Schafe ausmachen zu wollen, ist aber nicht unser Ansatz. Wir betrachten es lieber andersherum: Es gibt so viele Versicherungsmakler, die einen Haftpflichtschaden schnell und unkompliziert regeln, oder Finanzberater, die ihren Kunden eine passende Baufinanzierung vermitteln. Darüber spricht bloß niemand. Lieber reden alle über den einen Berufsunfähigkeitsfall, der seit zehn Jahren vom Versicherer nicht anerkannt wird.
Könnte nicht allein schon ein Wandel bei den Gebührenmodellen die Finanzberatung in ein besseres Licht rücken? Wenn ein Berater rein auf Honorarbasis arbeitet, sei seine Vergütung besonders transparent und seine Interessen deckten sich mit jenen der Kunden, argumentieren die Verfechter von Honorarberatung.
Schwalb: Transparenz bei der Vergütung ist schon sehr hilfreich. Wenn ein Berater seine Einnahmen nur noch über Honorare von seinen Kunden erzielt, braucht er auch die Klientel dafür. Das würde viele Kunden von Finanzberatung fernhalten, denn sie könnten sie sich nicht leisten. Für viele Berater wäre eine Umstellung kurzfristig wirtschaftlich gar nicht machbar, geschweige denn geschäftspolitisch. Ein generelles Provisionsverbot wäre unseres Erachtens auch ein unzulässiger Eingriff in die Gewerbefreiheit. Besser ist es, wenn Kunden sich bei einem Finanzberater entscheiden können, ob sie provisionsbasiert oder honorarbasiert beraten werden wollen.
Wie können Ihrer Meinung nach die positiven Aspekte von Finanzberatung mehr in den Vordergrund rücken?
Schwalb: Wir wollen daran arbeiten, die öffentliche Wahrnehmung zu verändern, damit sich nicht nur bestehende Kunden, sondern ganz allgemein auch junge Leute wieder für Finanzberatung interessieren. Es braucht dafür allerdings auch qualitativ hochwertige Beratung und eine gute Ausbildung von Finanzberatern.
Wo will Ihr Verein genau ansetzen?
Schwalb: Wir arbeiten aktuell an einem Online-Portal, das sich an Endkunden richtet und auf dem positive Beratererlebnisse vorgestellt werden. Es wird auch einen Ratgeberbereich enthalten, in dem sich Kunden über Beratungsthemen wie etwa die Riesterrente informieren können. Gleichzeitig soll das Portal teilnehmenden Beratern helfen, mehr Transparenz in ihre Dienstleistungen bei ihrer regionalen Zielgruppe zu bringen. Jedes Mitglied eines der teilnehmenden Vermittlerverbände soll unsere Leistungen kostenfrei in Anspruch nehmen können.
Welche Leistungen wollen Sie Ihren Mitgliedern bieten?
Schwalb: Berater sollen unser Portal direkt mit ihrer Homepage und ihren Profilen bei Facebook, Twitter oder Xing vernetzen können. Außerdem möchten wir von den Vermittlern bereits eingesetzte Bewertungsportale wie zum Beispiel Proven Expert mit einbinden lassen.
Um Ihre Botschaft wahrzunehmen, müssen Finanzberatungskunden aber überhaupt erst einmal auf Ihre Seite gelangen.
Schwalb: Wir möchten gezielt die online-affine Kundengruppe ansprechen. Mit gezielt ausgesteuerter Werbung wollen wir Nutzer auf unser Portal leiten, auf dem wir die teilnehmenden Finanzberater präsentieren. Sie gelangen von hier aus auch auf deren persönliche Homepages.
Sollen auf dem zukünftigen Portal auch Anzeigen geschaltet werden?
Schwalb: Nein, das ist Stand heute nicht geplant. Es soll ein werbefreies Informationsportal werden.
Wer finanziert die Seite dann?
Schwalb: Die Kosten und Investitionen sollen auf viele Schultern verteilt werden. Wir wollen viele Fördermitglieder für unsere Idee gewinnen, also vorrangig Produkt-Gesellschaften, Pools, Plattformen und Dienstleister. Teilnehmer, die selbst ein ureigenes Interesse daran haben, dass es auch in Zukunft noch einen breiten Vermittlermarkt gibt.
Planen Sie darüber hinaus noch andere Projekte?
Schwalb: Das Portal ist unser erstes Vorhaben. Wir wollen außerdem regionale Informationsveranstaltungen anbieten und die Kommunikation unter Vermittlern fördern. Wir möchten hier auch Finanzfachkräften zeigen, dass es in unserer Branche noch mehr Möglichkeiten gibt, als von Bank A nach Bank B zu wechseln. Fürs Handwerk gab es vor einiger Zeit eine große Medienkampagne, die darauf aufmerksam gemacht hat, dass das Handwerk Zukunft hat. Diese Kampagne ist für uns ein Vorbild.
Glauben Sie, dass auch das Beraterhandwerk einen sprichwörtlich goldenen Boden hat?
Schwalb: Auf jeden Fall. Ich würde mir wünschen, dass es viele gute, zuverlässige Berater gibt, denn sie werden gebraucht. Ich behaupte allerdings nicht, dass es einfach wird. Die durchschnittliche Aktienquote pro Kopf ist noch immer sehr niedrig. Es muss gelingen, dass mehr Menschen in Aktien investieren. Das ist für einen langfristigen Vermögensaufbau und eine ausreichende finanzielle Altersabsicherung der Menschen notwendig. Jeder Bürger ist gefordert, sich aktiv um seine Finanzen zu kümmern. Hierfür brauchen wir auch in den nächsten zehn Jahren noch gut ausgebildete Finanzberaterinnen und -berater.
Von: Iris Bülow
Quelle: Das Investment