Angesichts der wirtschaftlichen Lage in der Türkei sollte es niemanden wirklich wundern, dass Türkei-Aktienfonds derzeit unter Wasser liegen. Immerhin setzt sich ein spezieller Fonds sich mit einem kleinen Detail von der Gruppe ab.Es sind nur ein paar kleine Positionen im Portfolio, die für einen enormen Unterschied in der Wertentwicklung sorgen. Denn der Fondsmanager des HSBC GIF Turkey Equity, Yigit Onat, geht auch Währungspositionen ein. Er kauft oder verkauft je nach Lage Türkische Lira gegen Euro und kann so den Kursverfall der Lira abmildern. Denn die befindet sich seit mehr als zehn Jahren mit nur kurzen Pausen im freien Fall. In der Zeit verlor sie gegenüber dem Euro fast drei Viertel ihres Werts.
Bei den anderen Aktienfonds, die die Datenbank Morningstar mit ausreichend langer Historie ausspuckt, sucht man Währungspositionen zumindest derzeit vergebens. Das muss nicht immer ein Nachteil sein. Denn wenn HSBC-Mann Onat mal währungstechnisch auf der falschen Seite steht, kann er damit gegenüber den Aktienfonds der alten Schule ohne Währungs-Derivate wieder an Boden verlieren. Doch zurzeit läuft es gut für ihn.
Wobei diese Aussage sehr, sehr relativ zu werten ist. Denn alle Türkei-Fonds haben kräftig an Wert verloren (siehe Tabelle). Das liegt in erster Linie an der Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Auch wenn er selbst das natürlich anders sieht. Aber wenn Unternehmen sich nicht mehr sicher sein können, ob alle ihre Mitarbeiter morgens noch zur Arbeit kommen, dann ist das nicht gerade ein investitionsfreundliches Klima. Entsprechend haben internationale Unternehmen Niederlassungen geschrumpft oder gar aufgelöst. Das war mal anders. Denn Erdogan wurde sogar einmal als wirtschaftsfreundlicher Hoffnungsträger gefeiert, der die Türkei in Richtung EU führen kann. Kurz nach der Jahrtausendwende war das. Bis er irgendwann seine heute sichtbaren Allüren und Ambitionen entwickelte. Wann das genau war, ist schwer zu sagen. Deshalb haben wir in die Tabelle exemplarisch auch die Wertentwicklung der Fonds in fünf Jahren bis August 2010 abgebildet. Und die kann sich zweifellos sehen lassen.
Wann es wieder besser wird? Bei Erdogans derzeitigem Regierungsstil kann das noch dauern. Dann gibt es allenfalls kräftige Gegenbewegungen bei Aktien und Lira, nachdem der türkische Finanzmarkt ausreichend stark abgestürzt ist. Das war immerhin schon mehrmals der Fall, wie der Chart zeigt. Dauerhaft ist das dann aber nicht.
Entweder ändert sich also Erdogan und führt Freiheit und Toleranz wieder ein und verbessert so das Investitionsklima. Oder es gibt eine neue Regierung. Nach beidem sieht es aber derzeit nicht aus. Wir werden sehen.
Von: Andreas Harms
Quelle: Das Investment