Das Investment: „Fliegt uns der Euro um die Ohren, Herr Bosomworth?“

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Ein auf Krawall gebürsteter US-Präsident, trügerische Ruhe bei den Preisen, wackelnder Euro und hundsteure Anleihen – das Arbeitsumfeld für Andrew Bosomworth ist nicht einfach. Wir haben uns mit dem Leiter Portfoliomanagement bei Pimco in Deutschland darüber ein Streitgespräch geliefert.

DAS INVESTMENT: Es könnte sein, dass die Zinsen tief bleiben, weil der Handelskrieg die Wirtschaft hemmt und die Inflation dadurch niedrig bleibt. Stimmen Sie zu?

Andrew Bosomworth: Ja, soweit es den Punkt mit weniger Handel und Druck auf die Wirtschaft betrifft. Allerdings erwarte ich trotzdem, dass die Inflation anzieht.

Durch die Zölle?

Bosomworth: Genau. Alles, was zusätzlich verzollt wird, kostet dadurch mehr. Wenn deshalb weniger importiert wird, stattdessen aber verstärkt heimische Waren gekauft werden, werden eben auch da die Preise steigen.

Aber das ist doch nur ein Einmal-Effekt.

Bosomworth: Richtig. Es wird nur einmal passieren, aber das wird auf das Preisniveau durchschlagen. Dann müssen die Zentralbanken prüfen, ob es Zweitrundeneffekte gibt. Es kann ja sein, dass die Gewerkschaften feststellen, dass alles mehr kostet, und daraufhin höhere Löhne fordern.

Das dürfte doch ausbleiben.

Bosomworth: Das kann gut sein. Weshalb wir auch nicht von einer starken Inflation ausgehen. Es wird sogar noch einen gegenläufigen Effekt geben. Die Zölle werden nämlich dafür sorgen, dass die Nachfrage sinkt. Was wiederum Abwärts-Druck auf die Preise erzeugt. Aber zunächst geben die Unternehmen die Zölle an die Verbraucher weiter, indem sie die Warenpreise erhöhen. Und wenn sie das nicht können, sinken ihre Gewinnmargen.

Könnten die Zölle die Schuldensituation der Staaten verbessern?

Bosomworth: Wir reden zum Beispiel zwischen China und den USA über ein Handelsvolumen von 50 Milliarden Dollar. Das ist relativ wenig. Deshalb werden auch die Zolleinnahmen nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Der Einfluss auf Handel und Produktion wird überwiegen.

Nun ist ja die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe im Februar auf 3 Prozent gestiegen, was die Finanzmärkte schockte. Aber wie geht es nun weiter?

Bosomworth: Präsident Trump hat auf dem Höhepunkt der Konjunktur die Steuern gesenkt. Dadurch dürfte die Arbeitslosigkeit weiter sinken, was die Löhne weiter steigen lässt. Wenn also die US-Notenbank sagt, dass sie die Zinsen 2018 viermal erhöhen will, könnten wir das sehr gut nachvollziehen. Und dann stellt sich aber die Frage, ob die Zinsen im zehnjährigen Bereich mitziehen.

Von: Andreas Harms
Quelle: Das Investment

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