Europa benötigt dringend Investitionen, um weiter zu wachsen und wettbewerbsfähig zu bleiben: Das fordern die Autoren einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young. Sie benennen fünf Faktoren, die sie in der weiteren Entwicklung für zentral halten.
Die Unternehmensberatung Ernst & Young hat untersucht, warum die europäische Wirtschaft im vergangenen Jahrzehnt eher langsam gewachsen ist. Ganz im Gegensatz zum Beispiel zum US-Markt. Jetzt haben die Autoren ihre Erkenntnisse veröffentlicht. Zusätzlich zu den schriftlichen Ergebnissen fasst auch ein Film die Ergebnisse zusammen. Mit sanfter Musik unterlegt wirkt er wie eine Aufforderung zur Rückbesinnung auf die Vorteile eines geeinten Europas. Der Appell scheint den Unternehmensberatern am Herzen zu liegen.
Damit europäische Unternehmen weiter nachhaltig wachsen können, solle investiert werden, und zwar sowohl von staatlicher als auch von privater Seite, lautet die Kernaussage der Studie. Hieran mangele es in Europa, darunter auch in Deutschland. Laut der Analyse von E&Y hängt zukünftiges Wachstum an fünf Schlüsselbereichen. Diese sollten in den kommenden zehn Jahren vordringlich weiterentwickelt werden:
- Digitalisierung und Vernetzung
- Forschung, Innovation und nachhaltige Energieversorgung
- Gute Verkehrsinfrastruktur
- Bildung und ein Arbeitsmarkt, der möglichst vielen Menschen offen steht
- Starkes Gesundheitswesen
Aktueller Leistungsstand europäischer Länder nach 5 Schlüsselkriterien
gelb = Spitzenreiter, hellgelb = oberes Mittelfeld, hellgrau = unteres Mittelfeld, grau = Schlusslichter. Quelle: E&Y
Trotz deutlicher Unterschiede zwischen einzelnen europäischen Ländern sei die Investitionsflaute in allen Ländern des Kontinents spürbar, betonen die Studienautoren. Sehr deutlich mache sich das in Italien und in Großbritannien bemerkbar. Die Wirtschaft der beiden Länder habe besonders stark unter den Krisenjahren zur Jahrtausendwende und 2008 bis 2010 gelitten – mit negativen Folgen für Gesundheitswesen, Produktivität und Innovationen.
Allein in Deutschland sollten bis zu 300 Milliarden Euro investiert werden, fordern die Experten von E&Y. Das wären immerhin 6 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Schwerpunkt sollte der Ausbau der Digitalisierung sein sowie Investitionen in Bildung und das Gesundheitswesen. Die meisten Investitionen seien etwa um das Jahr 2025 erforderlich, zeichnet die Analyse von E&Y vor.
Die Studienautoren mahnen gleichzeitig: Geld einfach quasi mit der Gießkanne zu verteilen, reiche nicht aus, um die europäischen Staaten wettbewerbsfähiger zu machen. Investitionen sollten vielmehr ganz gezielt dort getätigt werden, wo die jeweiligen Ländern noch größte Lücken hätten. Außerdem solle die Politik die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen, um Investoren Anlagen in europäischen Ländern schmackhaft zu machen.
Von: Iris Bülow
Quelle: Das Investment