Die Squad-Fonds laufen bestens, aber der Markt ist nicht gerade einfach. Stephan Hornung, der mit Christian Struck den Squad Value (ISIN: LU0376514351) und Squad Growth (LU0241337616) managt, über knappe Ideen, gute Situationen und das Blöde an Biotech-Werten.
DAS INVESTMENT: Sie haben einen Value- und einen Growth-Fonds. Konnten Sie sich nicht entscheiden?
Stephan Hornung: Die Fonds widersprechen sich nicht. Unser Growth-Fonds ist kein klassischer, reiner Wachstumsansatz. Wir schauen hier zwar verstärkt auf Wachstum, aber immer auch gepaart mit günstigen Bewertungen. Dieser Garp-Ansatz kombiniert quasi Growth und Value.
Wie muss man ticken, damit man welchen Ihrer Fonds kauft?
Hornung: Der Squad Value ist der konservativere Fonds. Hier achten wir sehr auf die Bewertungen und fahren zusätzlich risikoarme Strategien, bei denen wir bestimmte Ereignisse ausnutzen. Und der Growth-Fonds fährt zwar kein extremes Risiko, ist aber schon für den eher risikofreudigeren Anleger geeignet. Da schlagen Kurseinbrüche etwas kräftiger durch als beim Value-Fonds.
Wer hat gerade die besseren Zeiten?
Hornung: Der Squad Growth.
Logisch?
Hornung: Ja, schon. Wir haben seit ein paar Jahren einen starken Aufwärtstrend in den Nebenwerten, und da sind viele Wachstumswerte dabei. Risiko wird derzeit generell belohnt.
Und alle rennen los. Ist das inzwischen nicht schon recht teuer?
Hornung: Einige Aktien haben wir bereits verkauft, weil sie unsere Kursziele erreicht hatten. In Deutschland wird es schon schwieriger, da fallen viele Aktien durch unsere Raster. In Europa gibt es aber noch einige spannende Ideen.
Wobei Sie aber einen mächtigen Hang zum deutschsprachigen Raum haben. Das ist dann kein Vorteil mehr.
Hornung: Wir haben unseren deutschen Anteil reduziert und sind etwas europäischer geworden. Wir haben auch die ganz kleinen Nebenwerte zurückgefahren und in mittelgroße Unternehmen geschichtet.
Als Stockpicker suchen Sie zwar alle Werte einzeln aus, aber wo liegen derzeit im Portfolio die Schwerpunkte?
Hornung: Unsere langfristig liebsten Branchen seit Fondsauflegung sind Software und Informationstechnologie. Da ist vieles für uns sicherlich zu teuer geworden, aber wir finden noch spannende Sachen.
Zum Beispiel?
Hornung: Die Software AG. Sie hat zwei Geschäftsbereiche. Das Datenbankmanagement Adabas erzielt unglaubliche Margen von 50 Prozent vor Steuern und Zinsen. Der Markt ist leicht rückläufig, aber das Unternehmen gewinnt Marktanteile und kann die Margen halten. Ein Geschäft für einen schönen, laufenden Geldstrom. Und dann sind da noch die übernommenen Tochter-Unternehmen Web-Methods und IDS Scheer. Ein großer Hallo-Wach-Moment war, als die Software AG im Werkzeugmaschinenbau zusammen mit anderen Teilnehmern aus der Industrie eine Plattform entwickelte. Die Ansage waren 100 Millionen Euro Umsatz in den kommenden drei Jahren, aber kaum zusätzliche Kosten. Der Markt hat das unserer Meinung nach noch gar nicht richtig realisiert. Auch weil die Software AG in den vergangenen Jahren häufig enttäuscht hat. Sie hat zwar den Gewinn gesteigert, aber nicht so schnell wie erhofft. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 14 ist für ein Software-Unternehmen recht günstig. Solche Situationen suchen wir.
Was mögen Sie zurzeit gar nicht?
Hornung: Gehypte Geschäftsmodelle …
… Software ist auch gehypt …
Hornung: … was wir uns auch auf Einzelebene genau anschauen und dann aussortieren. Auch stark marktgetriebene Aktien meiden wir möglichst, zum Beispiel Halbleiterhersteller für autonomes Fahren. Das mag als Geschäftsmodell vielleicht interessant sein, aber nicht zu den Preisen.
Gibt es auch ganze Branchen, die Sie nicht mit der Kneifzange anfassen würden?
Hornung: Biotechnologie, weil es hier meist um 1-0-Entscheidungen geht. Also immer um die Frage: Kommt das Medikament oder nicht? Wobei wir die Dienstleister rund um Biotech durchaus gerne mögen. Wir hatten zum Beispiel Vita 34, ein Unternehmen, das Blut aus der Nabelschnur einlagert. Aber das fällt schon fast unter Vertrieb und Logistik.
Könnten Sie auch absichern oder aus dem Markt aussteigen?
Hornung: Abgesichert haben wir noch nie. Aussteigen könnten wir zwar theoretisch bis zur Mindest-Investitionsquote von 51 Prozent, die wir seit Jahresanfang aus steuerlichen Gründen haben. Wir waren aber noch nie unter 60 Prozent. Und im Notfall können wir 10 bis 20 Prozent in fast risikolosen Aktien parken, also Aktien mit Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträgen oder in Übernahme-Arbitrage-Situationen. Aber im Grunde sind wir wie gesagt Stockpicker. Wenn uns was zu teuer wird, finden wir eine andere, günstigere Idee.
Ideen können auch mal ausgehen.
Hornung: Das glaube ich nicht. Es gibt immer Ideen. Die Frage ist nur, bei welchem Chance-Risiko-Verhältnis.
Wurde das schon mal eng?
Hornung: Ende 2008 waren wir zwar weitestgehend investiert, aber man musste schon jedes Geschäftsmodell genau hinterfragen. Manche sahen nicht mehr so gut aus, dafür waren die Bewertungen supergünstig. Auch in diesen Situationen findet man also genügend Ideen.
Von: Andreas Harms
Quelle: Das Investment