Das Investment: Schwellenländer im Aufwind

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Aktien aus den Schwellenländern haben einen fulminanten Jahresstart hingelegt. Hintergrund war das bessere gesamtwirtschaftliche Klima nach einer Phase der Währungs- und Rohstoffpreisanpassungen und vieler politischer Veränderungen. Viele für Anleger seit Langem attraktive Faktoren für die Anlageklasse sind erneut ins Spiel gekommen, unter anderem das solidere Gewinnwachstum und robuste Verbrauchertrends. Selbst in Regionen, in denen eine Neuausrichtung noch in vollem Gang ist, mehren sich die Zeichen für eine stabile Wirtschaftslage.

Positiv sind unter anderem die geringere Verschuldung, Stabilisierung der Rohstoffmärkte, geringeren Währungsschwankungen und das wachsende Verbrauchervertrauen. Die Umsetzung von Reformen in vielen Ländern hat das Vertrauen der Marktteilnehmer ebenfalls weiter gestärkt.

Das Gewinnwachstum in Schwellenländern 2016 erreichte nach mehreren Jahren sinkender Gewinne einen Wendepunkt. Zum Teil war dies auf niedrigere Rohstoffpreise und die Verlangsamung des Wachstums in China zurückzuführen. Inzwischen scheint sich das Gewinnwachstum wieder zu beleben. Auch bei Kapitalallokation und Kosteneffizienz verbessern sich die Unternehmen in Schwellenländern. Das dürfte die Gewinnmargen stützen und der Kapitalrendite nach oben verhelfen.

Langfristig konzentrieren sich die strukturellen Argumente für Anlagen in Schwellenländern auf demographische Faktoren, wie etwa eine wachsende Mittelschicht, und den Binnenkonsum. Daneben halten wir es für wichtig, die grundlegenden Verschiebungen in der Unternehmenslandschaft zur Kenntnis zu nehmen.

Die Schwellenländer sind diversifizierter als noch vor zehn Jahren. Die Anlageklasse hat sich gegenüber den anspruchslosen Geschäftsmodellen der Vergangenheit deutlich gewandelt. Die früheren Modelle konzentrierten sich auf Infrastruktur, Telekommunikation, klassische Bankgeschäfte oder rohstoffbezogene Geschäfte. Inzwischen ist eine neue Generation extrem innovativer Unternehmen entstanden, die in Produktionsprozesse mit höherer Wertschöpfung vordringen oder einen Wettbewerbsvorsprung genießen und zur Weltklasse im Technologiebereich zählen.

Führende Technologieunternehmen in den Schwellenländern

Die wachsende Bedeutung von IT in Schwellenländern ist eine bedeutende Veränderung, die wir in den letzten zehn Jahren beobachten konnten. Hinzu kommt die sinkende Abhängigkeit von Rohstoffen als Wachstumstreibern.

Der IT-Sektor ist inzwischen im die im MSCI Emerging Markets Index am stärksten gewichtete Branche. Hintergrund ist die Outperformance in den letzten zwei Jahren und der Aufstieg mehrere großer IT-Akteure (allen voran einiger chinesischer Internetunternehmen), die Ende 2015 und Mitte 2016 in den MSCI EM Index aufgenommen wurden.

Inzwischen avancieren diverse Unternehmen aus Schwellenländern zu führenden Akteuren in der Entwicklung von Weltklasse-Technologie.

Eine Möglichkeit, mit der sich dieses Phänomen gut abbilden lässt, ist der Anstieg der Zahl der Patentanträge aus Schwellenländern. Vor etwa 15 Jahren entfielen rund 10% bis 15% der weltweiten Patente auf Schwellenländer. 2015 kamen ca. 45% aller Patentanträge von Schwellenländerunternehmen oder Schwellenländern.[1]

Ausblick und potenzielle Risiken

Die Aufhellung der Fundamentaldaten in Schwellenländern dürfte Aktien aus diesen Ländern zugutekommen. Die Trends beim Gewinnwachstum haben sich 2016 und Anfang 2017 deutlich verbessert. Wir gehen davon aus, dass sich diese Trendwende fortsetzen wird, da sich die Fundamentaldaten der Volkswirtschaften und Unternehmen in der gesamten Anlageklasse voraussichtlich weiter stabilisieren werden.

Die Bewertungen in Schwellenländern sind im Vergleich zu Industrieländern unserer Meinung nach unverändert attraktiv. Die Bewertungsabschläge der Schwellenländer im Vergleich zu Industrieländern liegen auch nach der Outperformance der Schwellenmärkte 2016 und im ersten Halbjahr 2017 noch im unteren Bereich der Spanne der letzten zehn Jahre.

Dennoch muss man sich der potenziellen Volatilität weiterhin bewusst sein und die Risiken im Auge behalten. Die Kurswechsel in der US-Geldpolitik bereiten vielen Marktteilnehmern nach wie vor Kopfzerbrechen. Wir erwarten, dass die Zinserhöhungen schrittweise erfolgen werden. Unerwartet große oder schnelle Zinsschritte könnten jedoch die Stimmung trüben und Kursschwankungen verursachen.

Weitere Risiken bestehen unter anderem in der Unsicherheit über die Politik der neuen US-Regierung und die Fähigkeit Chinas, ungeachtet der strukturellen Reformen auf Wachstumskurs zu bleiben.

Alles in allem sprechen viele Gründe für eine optimistische Einschätzung der Aussichten für die Anlageklasse für den Rest dieses Jahr und danach.

Wichtige Hinweise
Alle Anlagen beinhalten Risiken, auch den möglichen Verlust der Kapitalsumme. Anlagen in ausländischen Wertpapieren sind mit besonderen Risiken behaftet, darunter Währungsschwankungen sowie ungewisse wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Anlagen in Schwellenländern, zu denen als Untergruppe auch die Grenzmärkte gehören, sind mit erhöhten Risiken in Bezug auf dieselben Faktoren verbunden. Hinzu kommen die durch ihre kleinere Größe, ihre geringere Liquidität und die nicht so fest gefügten rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zur Stützung der Wertpapiermärkte bedingten Gefahren. Da diese Rahmenbedingungen in Grenzländern in der Regel noch geringer ausgeprägt sind und diverse Faktoren vorliegen, wie gesteigertes Potenzial für extreme Preisschwankungen, Illiquidität und Handelsbarrieren und Wechselkurskontrollen, werden die mit Schwellenländern verbundenen Risiken in Grenzländern verstärkt. Aktienkurse schwanken mitunter rasch und heftig. Das kann an Faktoren liegen, die einzelne Unternehmen, Branchen oder Sektoren betreffen, oder an den allgemeinen Marktbedingungen. Die Aktien kleinerer Unternehmen unterlagen in der Vergangenheit insbesondere auf kurze Sicht stärkeren Kursschwankungen als die Aktien großer Unternehmen.

[1] Quelle: Gartner, IC Insight, Schätzung JP Morgan.

Von: Dr. Mark Mobius
Quelle: Das Investment

Siehe auch

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