SJB | Korschenbroich, 03.06.2014. Die Risikobudgets der Anleger sind nahezu oder sogar ganz verbraucht. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center und der Wirtschafts- und Finanzkrise verloren insbesondere aktienlastige Vermögensportfolien die Hälfte und mehr an Wert. Trotzdem geht es auch nicht ganz ohne Aktien, meint Oliver Fischer von Hauck & Aufhäuser.
Die durch verschiedene Krisen entstandenen Verluste in Anlegerportfolien sind kaum beziehungsweise nur über sehr lange Zeiträume wieder aufzuholen. Ein Wert muss sich immerhin verdoppeln, um einen Kursverlust von 50 Prozent nur auszugleichen. Bereits nach diesen heftigen und nur wenige Jahre nacheinander erfolgten Kurseinbrüchen galt bei Anlegern vor allem: safety first.
Die zwischenzeitliche Eskalation der europäischen Staatsschuldenkrise im Herbst 2011 und die damit verbundenen Einbrüche an den Finanzmärkten haben den Bedarf nach Sicherheit noch einmal erhöht.
Aufgrund der in den USA, Europa und Japan herrschenden finanziellen Repression gibt es aber kaum mehr den risikolosen Zins früherer Zeiten. Bei den als „sichere Häfen“ geltenden deutschen Bundesanleihen reichen die Kupons gerade einmal aus, um die Geldentwertung und die Kosten der Kapitalanlage auszugleichen – wenn überhaupt.
Richtige Anlagestrategie gefragt
Um einen nachhaltigen Werterhalt zu gewährleisten, erweisen sich reine Rentenportfolien somit als nicht mehr ausreichend geeignet. Zudem besteht ein Zinsänderungsrisiko, das wie ein Damoklesschwert über den Rentenmärkten schwebt.
Der zwischenzeitliche Zinsanstieg im vergangenen Jahr hat bereits eindrucksvoll und für zahlreiche Anleger auch schmerzhaft gezeigt, dass es sich dabei um eine durchaus reale Gefahr handelt.
Die künstlich von den Notenbanken nach unten manipulierten Zinsniveaus dürften trotz des Taperings der amerikanischen Notenbank Fed noch längere Zeit Bestand haben. Denn die westlichen Industriestaaten und vor allem Japan können sich schlichtweg kaum nennenswert höhere Zinsen leisten.
Die Problematik dauerhaft niedriger Zinsen lässt sich am besten durch die Beimischung einer Aktienkomponente lösen. Vor allem aktiv gemanagte Multi-Asset-Strategien sind geeignet, um auch im derzeitigen Zinsumfeld nennenswerte Realrenditen zu erzielen.
Der Yale-Professor Roger G. Ibbotson fand im Jahr 2000 heraus, dass 90 Prozent des Anlageerfolges alleine auf der richtigen Asset Allocation beruhen. Das bedeutet nichts anderes, als dass ein gemischtes Portfolio permanent überwacht und gegebenenfalls an Änderungen des fundamentalen Umfelds angepasst werden muss.
Bei Bedarf schnelle Umschichtungen lassen sich am besten mit hoch liquiden Titeln umsetzen – dies gilt sowohl für die Renten- als auch für die Aktieninvestments. Bei fundamental basierten Anlagestrategien besteht allerdings immer das Risiko von time-lags. Vereinfacht gesagt, kann auch ein günstig bewerteter Aktienmarkt weiter fallen.
Daher empfiehlt es sich, fundamentale Multi-Asset-Strategien um charttechnische Ansätze zu ergänzen. Diese lassen sich vor allem als kurzfristige taktische Entscheidungshilfen gut nutzen.
Mehr Sicherheit dank klugem Risikomanagement
Zwar sind Multi-Asset-Strategien aufgrund ihrer Aktienkomponente volatiler als reine Rentenportfolien. Das Ausmaß des möglichen Drawdowns lässt sich aber wirksam begrenzen. So belegen verschiedene Studien, dass die Kurse dividendenstarker Aktien weniger als der breite Markt schwanken.
Zudem können Ausschüttungen mögliche Kursverluste ausgleichen oder zumindest dämpfen. Auf der Rentenseite mindern Papiere höchster Bonität die Ausfall- und damit die Verlustrisiken.
Schließlich lassen sich durch eine reine Fokussierung auf den Euroraum ungewünschte Währungsrisiken ausschließen. Die Erfahrung zeigt, dass die Schwankungen an den Devisenmärkten immer wieder auch attraktive Zinskupons konterkarieren.
Die finanzielle Repression hat somit zu einem echten Paradigmenwechsel geführt: Nicht mehr reine Rentenportfolien, sondern Multi-Asset-Strategien, die aktiv die bestehenden Risiken managen, gewährleisten das höchste Maß an Sicherheit – vor allem in Bezug auf den Erhalt von Vermögen
Von: Oliver Fischer
Quelle: DAS INVESTMENT.