SJB | Korschenbroich, 11.03.2014. Ja, Schwellenländeranleihen brachten im vergangenen Jahr Verluste, vor allem in Landeswährungen. Aber die Sache hat auch eine gute Seite, wie Bob Maes erklärt. Er managt den Emerging Markets Debt bei der Fondsgesellschaft KBC und spricht über Renditen, Verluste und die Fed.
DAS INVESTMENT.com: Sie hatten kein sonderlich bequemes Jahr 2013.
Bob Maes: Stimmt, es war vor allem ungewöhnlich. Normalerweise laufen Schwellenländeranleihen gut, wenn es auch Aktien gut geht. Das war aber nicht der Fall.
DAS INVESTMENT.com: Warum?
Maes: Ein Grund ist der starke Euro. Gegenüber ihm haben fast alle anderen Währungen an Wert verloren. Selbst der Dollar war schwach, die Schwellenländerwährungen aber noch mehr.
DAS INVESTMENT.com: Passierte das zu Recht?
Maes: Bis zu einem gewissen Grad ja. Aber der Markt hat nun übertrieben, der Euro ist überbewertet.
DAS INVESTMENT.com: Woher wollen Sie das wissen?
Maes: Die kurzfristigen Zinsen sind ein guter Indikator für die Richtung, in die sich Wechselkurse bewegen. Ich erwarte, dass die Fed ihre Zinsen vor der EZB anhebt. Daher wird sich der Spread zwischen zweijährigen deutschen und US-amerikanischen Renditen zu Gunsten der US-Staatsanleihen wenden. Also sollte der Dollar seine Verluste zumindest zum Teil wieder wettmachen.
DAS INVESTMENT.com: Warum interessiert Sie der Dollar überhaupt? Sie managen doch einen Schwellenländerfonds.
Maes: Währungen aus den Schwellenländern hängen traditionell etwas stärker am Dollar als am Euro. Da hilft es durchaus, wenn man den Dollar mit betrachtet.
DAS INVESTMENT.com: Aber was sagen Sie über Ihr Hauptanlagegebiet?
Maes: Einige Währungen sind schon recht stark ausverkauft. Zudem haben sich die Risikoaufschläge für Schwellenländeranleihen deutlich ausgeweitet. Die Renditen von Anleihen in lokalen Währungen liegen inzwischen über 7 Prozent. Anfang Mai 2013 waren es noch knapp über 5 Prozent. Damit haben die Renditen den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre wieder erreicht. Das finde ich sehr ansprechend.
DAS INVESTMENT.com: Nun drosselt die amerikanische Notenbank gerade ihre Geldflut. Damit dürften die Renditen von US-Anleihen steigen. Selbst wenn die Risikoaufschläge gleich blieben, würden die Kurse von Schwellenländeranleihen sinken.
Maes: Sicherlich, sie würden zurückgehen. Aber jetzt liegt die laufende Verzinsung über 7 Prozent. Das ist ein viel größerer Puffer als früher, der die Verluste ausgleichen kann.
DAS INVESTMENT.com: Sollte viel Geld zurück in die USA fließen, weil es dort plötzlich wieder Renditen gibt, dürften sich sogar die Risikoaufschläge weiter erhöhen.
Maes: Ja, das ist ein Risiko. Auch wenn die Spreads fundamental betrachtet schon wirklich recht anständig aussehen, kann es passieren, dass der Markt in dieser Hinsicht übertreibt. Hier gibt der Fakt Hoffnung, dass die Schwellenländerwährungen wie schon gesagt stärker am Dollar hängen. Und der ist ja überbewertet. Er würde bei weiter steigenden Zinsen umso stärker gegenüber dem Euro aufwerten. Das würde die Schwellenländerwährungen mitziehen und einen Teil der Anleiheverluste ausgleichen.
DAS INVESTMENT.com: Nennen Sie uns zum Abschluss zwei Länder, die Sie mögen.
Maes: Mexiko ist sehr gut an die wirtschaftliche Erholung der USA angebunden. 80 Prozent der Exporte gehen dorthin. Die Währung ist günstig und der Spread mit 4,6 Prozent sehr ansprechend. In Europa mag ich Polen aus einem ähnlichen Grund. Es hängt wirtschaftlich sehr gut an Deutschland, in dem die Frühindikatoren weiter sehr gut aussehen. Das macht Polen für mich zu einer beinahe sicheren Wette.
Von: Andreas Harms
Quelle: DAS INVESTMENT.