Wo liegen die 100 Fonds-Klassiker im Konkurrenz-Vergleich, wie sind sie aktuell aufgestellt und was treibt ihre Manager gerade um? Antwort gibt das regelmäßige Update von DER FONDS. Dieses Mal: der Ethna-Aktiv, den Ethenea-Gründer Luca Pesarini mit einem 13-köpfigen Team managt.
1. Der Konkurrenz-Vergleich
Mit einem Volumen von rund 7 Milliarden Euro gehört der Ethna-Aktiv der Investmentboutique Ethenea zu den größten Fonds der FWW-Kategorie Mischfonds Ausgewogen Welt. Ursprünglich als Mischfonds mit Fokus auf Europa aufgelegt, investiert er seit Ende 2014 in den OECD-Ländern. Für die Anlageentscheidungen zeichnet neben den Ethenea-Gründern Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo ein derzeit aus elf weiteren Personen bestehendes Investment-Team verantwortlich, zu dem auch Christian Schmitt gehört.
Mit ihrem aktiven Ansatz, der eine Aktienquote von maximal 49 Prozent vorsieht, war die Ethenea-Mannschaft über verschiedene Zeiträume hinweg sehr erfolgreich. In den vergangenen zwei Jahren hat die zuvor fast makellose Bilanz jedoch einige Kratzer abbekommen. Das zeigt unter anderem der jüngste Zwölf-Monats-Vergleich, in dem der Ethna-Aktiv mit einem Plus von 2,6 Prozent deutlich hinter dem Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe hinterherhinkt.
„Als die US-Notenbank im Dezember 2015 zum ersten Mal seit der Finanzkrise die Zinsen erhöht hat, haben wir das sehr positiv und somit als Kaufsignal für Aktien gesehen“, erläutert Schmitt. Die Aktienquote sei dementsprechend mit 42 Prozent für den Fonds sehr hoch gewesen. „Als die Märkte dann überraschenderweise deutlich nach unten korrigierten und die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession zunahm, haben wir unser Aktien-Engagement massiv zurückgefahren“, führt er weiter aus. In der Folge sei der Fonds nicht schnell genug wieder in Aktien investiert gewesen und habe an der teils kräftigen Aufwärtsbewegung der Börsen nur am Rande teilgenommen.
Die einmal gewählte Positionierung hat das Team das gesamte Jahr 2016 hindurch beibehalten. „Wir waren vorsichtig, vielleicht auch etwas zu vorsichtig“, gibt Schmitt zu und verweist auf das oberste Ziel des Fonds: Kapitalerhalt. „Aus unserer Sicht war dies daher der für uns und unsere Anleger richtige Weg“, betont der Ethenea-Manager.
Auch im Drei-Jahres-Vergleich gibt der Ethna-Aktiv derzeit mit einem Rückstand auf die Vergleichsgruppe von knapp 12 Prozentpunkten kein gutes Bild ab. „Diese Marktphase war stark durch unvorhersehbare Ereignisse geprägt“, erläutert Schmitt und nennt die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, im Januar 2015 die Kopplung des Schweizer Franken an den Euro aufzuheben. „Dies kam auch für uns ziemlich überraschend und wir waren zu diesem Zeitpunkt short positioniert, was die Performance beeinträchtigt hat“, so der Ethenea-Manager weiter. Als Pluspunkt sieht er allerdings die mit 3,9 Prozent im Vergleich zur Konkurrenz recht niedrige Volatilität.
Die Gründe für den Rückstand über fünf Jahre sind im Wesentlichen die gleichen wie über die beiden anderen Zeiträume – bis Anfang 2015 liegt der Ethna-Aktiv vor seiner Vergleichskategorie. Wobei diese Betrachtung angesichts des vollzogenen Strategiewechsels nicht wirklich zielführend ist: Angebracht wäre bis Ende 2014 eher ein Vergleich mit der FWW-Kategorie Mischfonds Ausgewogen Europa, der bis zu diesem Zeitpunkt allerdings ähnlich positiv ausfällt.
2. Die aktuelle Positionierung
„Zuletzt war bei der Steuerung der Asset Allocation eine starke Flexibilität gefragt“, betont Schmitt. Politische Risiken, steigende Zinsen im Zuge anziehender Inflation und die Trump-Euphorie hätten ebenso Aufmerksamkeit gefordert wie die hohen Bewertungen in einigen Marktsegmenten: „Wir haben beispielsweise die Aktienquote im Vorfeld wichtiger politischer Entscheidungen immer wieder reduziert und Risiken so im Zaum gehalten.“
Gleichzeitig ging Schmitt mit seinen Kollegen aber auch immer wieder signifikante Engagements auf den Aktienmärkten ein, teilweise mit einer Quote von mehr als 30 Prozent. Auf der Anleiheseite stieg die Gewichtung seit September 2016 von 47 auf 54 Prozent. Schmitt: „Ein Fokus lag dabei auf der aktiven Steuerung der Zinsänderungsrisiken.“
Anpassungen gab es auch hinsichtlich der Branchengewichtung. So wurde etwa der Anteil von Konsumwerten von knapp 36 auf über 48 Prozent erhöht (siehe Grafik). „Auf Sektor-Ebene gab es an den Aktienmärkten seit Ende 2015 sehr extreme Bewegungen, die die Kursschwankungen bei den bekannten Indizes wie Dax oder S&P 500 um ein Vielfaches überstiegen“, so Schmitt. Als Reaktion darauf hat er mit seinem Team den Branchen-Fokus im Fonds weg von defensiven hin zu zyklischeren Branchen verschoben. „Auf Länderebene haben wir den Schwerpunkt sukzessive von den USA in Richtung Europa und zuletzt auch Asien verlegt“, erläutert Schmitt.
ER FONDS: Ihre Aktienquote schwankt in der Regel sehr stark. Sehen Sie Anlass, sie in den kommenden Monaten deutlich auszubauen?
Christian Schmitt: Wir halten derzeit ein solides Basis-Portfolio von Einzelaktien in der Größenordnung von 10 bis 15 Prozent. Alles, was darüber hinausgeht, stellen wir über Derivate dar, insbesondere über sehr liquide Index-Futures auf breite Aktienindizes. Damit können wir jederzeit flexibel auf aktuelle Marktereignisse reagieren. Wegen der hohen Bewertung der US-Börsen meiden wir momentan einzelne Bereiche dieses Marktes wie Banken oder Industriewerte komplett und orientieren uns insgesamt stärker Richtung Europa.
Auch, weil viele Anleger im Vorfeld die Risiken, die von der Präsidentschaftswahl in Frankreich ausgehen, überschätzt haben?
Unter anderem, ja. Zudem hat sich der europäische Aktienmarkt über Jahre hinweg schlechter entwickelt als sein US-Pendant. Bis vor einigen Monaten war das durchaus durch die dahinterliegenden Wirtschafts- und Unternehmensdaten zu rechtfertigen. Aber diese Ausgangsituation hat sich nun verändert. Europa hat deutliche Fortschritte gemacht und steht mittlerweile unserer Meinung nach sehr ordentlich da.
Wie schätzen Sie die weitere Zinsentwicklung in Europa ein und wie sind Sie dort investiert?
In europäische Anleihen sind wir aktuell kaum investiert. Auch wenn wir erwarten, dass das QE-Programm der EZB noch eine Zeit lang fortgeführt wird, könnte EZB-Präsident Mario Draghi bereits vor Ende des Kaufprogramms versuchen, die Zinsen aus dem tiefen Minus herauszubewegen. Vor allem, wenn sich die Inflation bei 2 Prozent einpendeln sollte. Für das lange Ende erwarten wir für die Kernländer einen Anstieg der 10-jährigen Rendite auf 0,75 Prozent, während wir keine nachhaltigen Zinsbewegungen in der Peripherie erwarten. Insgesamt setzen wir auf eine breite Streuung und bevorzugen derzeit auf US-Dollar lautende Anleihen. Das Zinsänderungsrisiko versuchen wir mit der Steuerung der Laufzeiten abzufedern und setzen auf kurze Laufzeiten.
Von: Claudia Lindenberg
Quelle: Das Investment