SJB | Korschenbroich, 18.09.2015. Wo liegen die 100 Fonds-Klassiker im Konkurrenz-Vergleich, wie sind sie aktuell aufgestellt und was treibt ihre Manager gerade um? Antwort gibt das regelmäßige Update von DER FONDS. Dieses Mal: der C-Quadrat Arts Total Return Global AMI von Leo Willert.
1. Der Konkurrenz-Vergleich
Als klassischer Trendfolger orientiert sich der als Dachfonds konzipierte C-Quadrat Arts Total Return Global AMI an keiner Benchmark: Je nachdem, woher an den Kapitalmärkten der Wind weht, liegt die Aktienquote bei null, 100 Prozent oder irgendwo dazwischen. Der Rest verteilt sich auf Renten- oder Geldmarktfonds beziehungsweise Liquidität. Dabei reagiert Fondsmanager Leo Willert ausgesprochen flexibel und passt die Asset Allocation wöchentlich an die jeweils aktuellen Signale seines selbstentwickelten Computermodells an.
Im Laufe der 2007 aufziehenden Finanzkrise funktioniert das recht gut: Zwischen Juli 2007 und März 2009 verliert der Fonds gerade einmal 11,7 Prozent an Wert – ein Verlust, der bereits im Juli 2009 aufgeholt ist. Bis August 2010 – den Startpunkt des jüngsten Fünf-Jahres-Zeitraums – steigt der Anteilspreis dann um weitere 15,7 Prozent. Danach folgt allerdings eine längere Durststrecke: Ab Anfang 2011 vergrößert sich der Rückstand auf die Vergleichsgruppe „Mischfonds flexibel Welt“ auf zeitweise bis zu 7 Prozentpunkte. Danach kämpft Willert sich Schritt für Schritt wieder heran und belegt derzeit in der FWW-Datenbank mit einem Fünf-Jahres-Zuwachs von 15,6 Prozent (Stichtag: 31. August) unter 315 Angeboten seiner Kategorie Rang 154.
GRAFIK: Fehlstart kostet Performance
„2011 war ein schwieriges Umfeld für Trendfolger“, erläutert Willert den Durchhänger. Das Problem habe darin bestanden, dass sein System im Sommer nach den kräftigen, durch die Verschärfung der Euro-Krise bedingten Kursverlusten die Aktienquote deutlich heruntergefahren habe und es anschließend zu einer ausgeprägten, über mehrere Wochen anhaltenden Erholung gekommen sei. Die habe sein Fonds verpasst.
„So etwas kommt im Durchschnitt alle zehn Jahre einmal vor, und wir sind sehenden Auges in diese Entwicklung hineingegangen“, so Willert weiter. Denn das System beispielsweise so zu programmieren, dass ein Wiedereinstieg in vergleichbaren Situationen früher erfolgt, sei keine Lösung, das hätten Backtests eindeutig erwiesen: „Dann wären die Probleme in einer anderen Marktphase aufgetreten, und wir hätten dadurch unter dem Strich nichts gewonnen.“ Und oberste Priorität habe es nun einmal, Phasen exzessiver Kursverluste wie 2001/2002 oder 2007/2008 zu umschiffen.
Komplett anders sieht dagegen der Drei-Jahres-Vergleich aus: In diesem Zeitraum landet der C-Quadrat Arts Total Return Global AMI dank klarer Aufwärtstrends an den Aktienmärkten fast 10 Prozentpunkte vor dem Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe. „Der durchschnittliche Aktienanteil unseres Fonds lag noch nie so hoch wie 2013 und 2014“, berichtet Willert. Aufs Jahr hochgerechnet habe die Quote jeweils mehr als 90 Prozent betragen. Für einen Spitzenplatz in der Kategorie hat es mit einem Zuwachs von 23,7 Prozent (Rang 90 von 358 Fonds) dennoch nicht gereicht: Den sicherten sich Fonds wie Acatis Datini Valueflex (plus 74,7 Prozent) oder Ampega Balanced 3 (plus 71,6 Prozent) – wobei letzterer durchaus vergleichbare Risikokennzahlen aufweist.
GRAFIK: Klare Trends beflügeln
Vergleichsweise unauffällig kommt dagegen die Wertentwicklung der vergangenen zwölf Monate daher: Sowohl im starken, Anfang 2015 einsetzenden Aufschwung als auch in der Konsolidierung seit April bewegt sich der C-Quadrat Arts Total Return Global AMI nah an den Durchschnittswerten seiner Kategorie.
GRAFIK: Auf Tuchfühlung mit der Vergleichsgruppe
2. Die aktuelle Positionierung
Bis Anfang Juni lag die Aktienquote des C-Quadrat Arts Total Return Global AMI bei annähernd 100 Prozent. Mitte August sank sie auf 80 Prozent, in der letzten Augustwoche dann auf 50 Prozent. „Das System agiert im aktuellen Umfeld natürlich deutlich defensiver, wartet aber dennoch erst einmal die weitere Entwicklung ab“, sagt Willert (siehe Interview unten).
Auf Grün stehen die Signale derzeit noch in den Industrieländern und insbesondere in Europa, während das System in der zweiten Augusthälfte unter anderem für japanische Aktien ein Verkaufssignal gab. Schwellenländeraktien spielen schon seit längerer Zeit keine Rolle mehr, was Willert zufolge zumindest im Falle Russlands und Brasiliens auch noch eine ganze Weile so bleiben dürfte: „Beide Märkte sind momentan Lichtjahre entfernt von einem Einstiegssignal.“
GRAFIK: Mit angezogener Handbremse in den September: Asset Allocation C-Quadrat Arts Total Return Global AMI
Seit Ende April hat sich die Anzahl der enthaltenen Positionen von 115 auf 91 verringert, größte Einzel-Engagements sind die beiden Euro-Geldmarktfonds Deutsche Institutional Money Plus und Deka-Liquiditäts-Plan 2 mit jeweils rund 10 Prozent sowie der I-Shares MSCI World EUR Hedged ETF (8,9 Prozent). An der Börse gehandelte Indexfonds machen knapp 19 Prozent des Fondsvermögens aus nach 37 Prozent Ende April.
3. Drei Fragen an Leo Willert
DER FONDS: Ende August lag die Aktienquote des C-Quadrat Arts Total Return Global AMI bei rund 50 Prozent. Ihr System sieht die aktuellen Turbulenzen also noch recht gelassen?
Leo Willert: Es ist darauf programmiert, in derartigen Marktphasen nicht zu hektisch zu agieren. Das kostet unter Umständen Performance, aber häufig folgt auf mehrere extrem schwache Börsentage eine Gegenbewegung nach oben. So etwas sollte man natürlich nicht komplett verpassen. Zudem bekommen wir mit jeder weiteren Woche neue Informationen darüber, ob wir möglicherweise in einen länger anhaltenden Abwärtstrend hineinrutschen. Nur diese langen Drawdowns gilt es zu vermeiden: Einzelne Rücksetzer gibt es, auch wenn sie wie in der zweiten Augusthälfte etwas heftiger ausfallen können, immer mal wieder, ohne dass sie den langfristigen Anlageerfolg gefährden.
Sind Anleihen im aktuellen Umfeld ein sicherer Hafen, oder bevorzugen Sie auch im Falle eines länger anhaltenden Aktien-Abschwungs Cash?
Wie unsicher Renten sein können, haben wir Mitte April dieses Jahres gesehen, als europäische Staatsanleihen im Laufzeitband von 15 bis 30 Jahren innerhalb weniger Wochen über 15 Prozent an Wert verloren haben. Unser Handelssystem hat die entsprechenden Positionen rasch abgebaut und gegen kürzere Laufzeiten und Wandelanleihen-Fonds ersetzt. Chancen ergeben sich natürlich in Sondersituationen oder durch die eine oder andere Währungsposition. In unseren eher defensiv ausgerichteten Mandaten halten wir derzeit zum Beispiel größere Positionen an tschechischen Bonds.
Als Sie Ihre Aktienquote noch voll ausgereizt haben, lag der Anteil an passiven Indexprodukten bei fast 40 Prozent – mutiert Ihr Fonds so ganz allmählich zum ETF-Dachfonds?
ETFs spielen für uns heute in der Tat eine größere Rolle als noch vor einigen Jahren. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass das Angebot an diesen Produkten deutlich gestiegen ist. Gerade Nischenmärkte wie Schweizer Small Caps oder tschechische Unternehmensanleihen lassen sich jedoch nur durch aktive Fonds abdecken. Zudem gibt es immer wieder aktive Fondsmanager, die in bestimmten Marktphasen besser abschneiden als ihr Vergleichsindex. Diese Performance-Quelle wollen wir natürlich auch in Zukunft nutzen.
Von: Egon Wachtendorf
Quelle: DAS INVESTMENT.