SJB | Korschenbroich, 27.07.2015. Mit „Fairr-Riester“ empfahl Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen ein Produkt, an dessen Verkauf er Geld verdient. „Darf der das?“, fragt Axel Kleinlein. Natürlich rein rhetorisch, denn die Antwort hat der BdV-Chef bereits parat. Dieser Tage fühle ich mich immer wieder in der Bredouille.
Es geht um Verbraucherschutz. Oder genauer: Um Verbraucherschützer. Wer denn eigentlich ein Verbraucherschützer ist und wer nicht, wurde ich von Markus Rieksmeier vom Versicherungsboten gefragt. Ob dieses oder jenes Verhalten denn „legitim“ sei oder nicht? Und was ich denn so „ganz persönlich“ von diesem oder jenem Geschäftsgebaren halten würde?
Einige werden jetzt schon ahnen können, worum es geht. Es geht um ein Geschäftsmodell, das irgendwie auf Werbung basiert. Genauer: Es geht um ein Onlineportal, das Informationen zu Finanzdienstleistungen liefern will und sein Geld darüber verdient, dass die Leser der Artikel auf sogenannte Affiliated-Links klicken. Das heißt, für jeden Klick auf einen solchen Link bekommt das Onlineportal Geld.
Anmerkung der Redaktion: Damit ist der Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen gemeint. Weitere Informationen zu den Hintergründen finden Sie hier
Für jeden Klick gibt´s Bares
Man könnte nun unterstellen, dass das ja eine Gelddruckmaschine sei. Denn man müsste ja nur solche Artikel schreiben, bei denen genau diejenigen Unternehmen ganz besonders gut abschneiden, die am meisten Geld für einen Klick zahlen.
Ähnliche böse Unterstellungen kennen die Vermittler von Versicherungsprodukten nur zu gut. Da heißt es: Versicherungsvertreter und Makler würden stets nur solche Verträge anbieten wollen, bei denen die Provision am höchsten sei. Dann würde in der Beratung nicht mehr die günstigste Pfefferminzia dem Kunden angedient werden, sondern der Tarif der viel schlechteren Capitol. Und das nur aus dem Grund, weil die Capitol eben die höhere Provision an den Vermittler überweisen würde.
Oder wie es ein Verbraucherschützer mal sagte: “Die Finanzprofis sind qua Job gierig. Die Produkte, die sie verkaufen, tragen nur keine Preisschilder”.
Derartig pauschale Unterstellungen sind unredlich. Ich kenne Vermittler, die sehr gut arbeiten, die sich stark am Wohl des Kunden orientieren und nicht die Provision zum alleinigen Entscheidungskriterium machen. Aber auch diese Vermittler geben zu, dass das mit den Provisionen zu einem Interessenskonflikt führt: Wenn ein Unternehmen nun mal hohe Provision auslobt, dann ist der Anreiz eben auch höher, genau einen Tarif dieses Unternehmens zu verkaufen.
Für absolute Unabhängigkeit
Wir Verbraucherschützer sehen Provisionszahlungen wegen dieses Konflikts sehr, sehr skeptisch. Wie immer, wenn zwar Geld fließt und eigentlich eine unabhängige Betrachtung von Nöten ist. Ein echter Verbraucherschützer ist eben „Verfechter der rigorosen, der absoluten Unabhängigkeit“* (wie der Stern einmal feststellte) und dass Zeitungen mit Anzeigen Geld verdienen, wird dann auch mal von einem Verbraucherschützer als „Verlust der Unabhängigkeit“ gegeißelt (so in der FAZ).
Deswegen haben Verbrauchschützer auch klare Vorstellungen, wie man so einem Interessenskonflikt begegnen sollte. Die Lösung: Transparenz! Wie so oft im Verbraucherschutz ist ein erster Schritt zur Heilung des Problems eine echte Offenheit.
An allererster Stelle gilt es klar zu machen, dass überhaupt Geld fließt. Das reicht aber nicht aus, um das Ausmaß des Konflikts zu offenbaren. Dazu muss dann auch die Summe, die Höhe der Provision offengelegt werden. Und um die Qualität der Empfehlung des Vermittlers auch einschätzen zu können, bedarf es dann auch am besten noch Informationen zur Qualifikation desjenigen, der den Kunden gerade den Tarif verkaufen möchte.
Besonders wenn ein Vermittler aufschlägt und davon schwärmt, er hätte „das beste“ Angebot, der Tarif „kostet weniger als die Konkurrenz“ und das Angebot sei sogar „eine Revolution am Markt“, dann werde ich neugierig. Worauf stützen sich diese Lobeshymnen? Gar auf einen Produkttest? Dann möchte ich gerne wissen, nach welchen Kriterien getestet wurde, welche Tarife denn insgesamt in den Test einbezogen wurden und wer diesen Test entwickelt hat. Bei Stiftung Warentest oder Ökotest werden die Untersuchungsverfahren immer erläutert. Manchmal mit Fachchinesisch, aber immer transparent.
Offenlegung!
Und jetzt kommt mein Dilemma: Wenn ich von Vermittlern einfordere, dass sie ihre Provisionen offenlegen sollen, und wenn ich fordere, dass Testergebnisse auf nachvollziehbarer Methodik fußen sollen, dann sollte das auch für ähnliche Interessenskonflikte gelten, nicht nur für den aus der Provisionszahlung.
Deshalb meine Bitte an all diejenigen, die mit Affiliated-Links ihr Geld verdienen: Bitte legt offen, was ihr damit verdient! Wenn ihr bestimmte Produkte anpreist, dann erklärt bitte auch nachvollziehbar, warum ihr das tut! Legt eure Bewertungsmethodik offen! Geschieht das nicht, dann ist die Glaubwürdigkeit in Gefahr, egal wie profiliert man früher als Verbraucherschützer mal war.
Der Artikel wurde DAS INVESTMENT.com freundlicherweise vom BdV zur Verfügung gestellt. Das Original finden Sie auf der BdV-Homepage in der Kolumne “Kleinleins Klartext” oder unter diesem Link.
Besonders wenn ein Vermittler aufschlägt und davon schwärmt, er hätte „das beste“ Angebot, der Tarif „kostet weniger als die Konkurrenz“ und das Angebot sei sogar „eine Revolution am Markt“, dann werde ich neugierig. Worauf stützen sich diese Lobeshymnen? Gar auf einen Produkttest? Dann möchte ich gerne wissen, nach welchen Kriterien getestet wurde, welche Tarife denn insgesamt in den Test einbezogen wurden und wer diesen Test entwickelt hat. Bei Stiftung Warentest oder Ökotest werden die Untersuchungsverfahren immer erläutert. Manchmal mit Fachchinesisch, aber immer transparent.
Von: Axel Kleinlein
Quelle: DAS INVESTMENT.