Das Investment: Artemis-Manager Jacob de Tusch-Lec warnt vor bequemen Investments: „Es kann wehtun, die gleichen Aktien wie alle zu besitzen“

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 SJB | Korschenbroich, 21.07.2015. Die Welt bewegt sich auf ein neues wirtschaftliches Umfeld zu, ist Jacob de Tusch-Lec überzeugt. Der Manager des Artemis Global Equity Income hat seinen Fund daher neu positioniert. Statt auf Qualitätsunternehmen setzt er neuerdings auf die Profiteure von mehr Wachstum und steigenden Zinsen.

DER FONDS: Artemis hat im Juni einen Klon des britischen Artemis Global Income Fund für Kontinentaleuropa aufgelegt. Globale Aktienfonds gibt es in Deutschland schon zur Genüge. Was kann ihr Produkt, was andere Fonds nicht können?

Jacob de Tusch-Lec: Unser Research-orientierter Anlageprozess führt zu einem einzigartigen Multi-Cap-Portfolio. Es enthält tendenziell mehr kleinere, mittlere und auch größere Unternehmen, aber weniger von den Mega-Konzernen, auf die sich viele andere globale Fonds stützen. Wir suchen nach Unternehmen, die ihren attraktiven freien Cashflow für eine nachhaltige und wachsende Dividende nutzen.

Setzen Sie dabei in erster Linie auf Stockpicking?

Da der Fonds global ausgerichtet ist, halten wir es für falsch, makroökonomische Faktoren zu ignorieren. Daher verbinden wir die fundamentale Aktienanalyse mit einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung, um die Gewichtungen der Regionen und Sektoren zu bestimmen. Das Ergebnis ist ein antizyklisches Portfolio, dessen geografische Allokation häufig stark vom Index und anderen globalen Fonds abweicht.

Zurzeit auch?

Der Fonds ist aktuell stark in Europa investiert – viel stärker als die globale Benchmark. Wir verabschieden uns aber langsam von europäischen Versorgern und kaufen dafür zyklische US-Aktien hinzu. Zum Beispiel haben wir die Gesellschaft Ryder System ins Portfolio genommen, die LKWs wartet und vermietet. Es gibt Anzeichen, dass die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte an Schwung gewinnt, und es gibt eine direkte Verbindung zwischen dem Wirtschaftswachstum und den gefahrenen Meilen von LKW-Firmen. Zudem haben wir in die größten Profiteure des anziehenden Wachstums und der steigenden Zinsen investiert: die Banken. In Europa haben wir Intesa Sanpaolo und Danske Bank gekauft, in den USA JP Morgan. Die größte Position im Fonds ist der japanische Finanzkonzern Mitsubishi UFJ.

Und wie schätzen Sie die Emerging Markets ein?

Die Region ist wieder zunehmend interessant. Die Aussicht auf steigende US-Zinsen hat die Stimmung für die Schwellenländer belastet und ihre Bewertung auf ein attraktives Niveau gedrückt. Hier bieten sich jetzt gute Gelegenheiten. Falls die Straffung der Geldpolitik in den USA langsamer erfolgt als von vielen Investoren erwartet, könnten Schwellenländeraktien von ihrem überverkauften Niveau nach oben schnellen. Wir haben den Fonds hier aufgestockt und zum Beispiel die Banco do Brasil gekauft.

Das Thema Dividendenaktien ist in Mode. Im Niedrigzinsumfeld haben viele Investoren entsprechende Unternehmen im Visier. Sind die nicht schon viel zu teuer?

Wir finden schon noch interessante Aktien – aber vor allem dort, wo man sie weniger erwartet. Eine ganze Reihe von globalen Income-Fonds investiert vor allem in rentenähnliche Aktien. Das sind Unternehmen mit verlässlichen Dividenden, die einem Zinskupon ähneln. Viele investieren in die gleiche kleine Gruppe dieser US-Qualitätsunternehmen. Die Aktien sind nicht nur entsprechend teuer, sondern sie sind auch ein „Crowded Trade“, also ein Investment, das sehr viele Investoren angezogen hat und daher sehr anfällig für eine gegenläufige Bewegung ist. Insbesondere dann, wenn die Zinsen zu steigen beginnen. Im aktuellen Umfeld kann es wehtun, die gleichen Aktien wie alle zu besitzen. Bequeme Investments werden plötzlich sehr unbequem.

Was heißt das konkret für Ihr Portfolio?

Bislang hat das wirtschaftliche Umfeld, in dem eine fragile Erholung durch die Geldpolitik gestützt wurde, Aktien von Qualitätsunternehmen und Wachstumsunternehmen, deren Gewinne unabhängig von der Gesamtwirtschaft wachsen, begünstigt. Das ändert sich jetzt. Wir bewegen uns auf ein neues Umfeld zu, in dem sich das Wachstum beschleunigt und die US-Zinsen langsam nach oben klettern. In diesem Umfeld haben an der Konjunktur hängende zyklische Werte und günstig bewertete Value-Aktien geringerer Qualität die besseren Karten. Der Fonds ist für diesen Wandel gut positioniert.

Wie hoch ist die durchschnittliche Dividendenrendite im Fonds?

Ende Mai lag die Dividendenrendite bei 3,5 Prozent. Das ist zwar eine respektable Zahl. Wir haben aber freiwillig kurzfristig auf höhere Erträge verzichtet und dividendenschwächere Unternehmen gekauft, die dafür Value oder Wachstum bieten.

Können Sie die 3,5 Prozent künftig halten?

Wir sind optimistisch für die langfristige Entwicklung der Dividenden. Viele Unternehmen sind gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen, mit reduzierten Kosten und weniger Wettbewerbern. Das ermöglicht ihnen, Cash an ihre Aktionäre zurückzugeben. Und mit der wirtschaftlichen Erholung steigen auch die Aussichten auf höhere Dividenden. Aber es wird natürlich auch Enttäuschungen und Dividendenkürzungen geben. Entscheidend ist es, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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