Das Investment: „Man kann sich den Sturzhelm schon mal anziehen“: So wirkt sich der Börsencrash in China auf Deutschland und Europa aus

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 08.07.2015.Trotz massiver staatlicher Eingriffe nimmt die Talfahrt an den Börsen in China zu. Die ersten Auswirkungen des Aktiensturzes sind in Europa bereits zu sehen.

Die Talfahrt an den chinesischen Börsen hat sich trotz neuer staatlicher Eingriffe weiter beschleunigt. In Shanghai öffnete der Aktienmarkt 6,75 Prozent niedriger. Die Börse in Shenzhen lag fast 5 Prozent tiefer. Noch schlimmer sah es in Hongkong aus, wo der Hang-Seng-Index um 5,84 Prozent auf 23.516 Punkte einbrach.

Fast die Hälfte der chinesischen Aktien wurde vom Handel ausgesetzt. 1287 Unternehmen wurden am Mittwoch nicht mehr gehandelt. Das seien 45 Prozent der Aktien im Shanghai Composite und im Shenzhen Component Index mit einer Marktkapitalisierung von 2,5 Billionen US-Dollar, schreibt das „Wall Street Journal“.

Auswirkung auf Deutschland und Europa

Wenn es der Regierung in Peking nicht gelinge, den Ausverkauf zu stoppen, könne ganz Asien und darüber hinaus in Mitleidenschaft gezogen werden, sagte Strategin Kathleen Brooks vom Brokerhaus Forex.Com gegenüber dem Wirtschaftsportal cash.ch. Analysten und Investoren rund um den Globus sorgen sich um das ohnehin schwächelnde Wachstum in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft und fürchten eine Finanzkrise made in China.

Im Sog der chinesischen Aktienmärkte rutschte der weltweit viel beachtete Nikkei-Index der Tokioter Börse um 3,1 Prozent ab. Unter die Räder kamen in Japan vor allem Unternehmen mit engen Geschäftsbeziehungen zu China, wie zum Beispiel Baufirmen. In Deutschland traf es die Autobauer besonders hart, für die das Reich der Mitte der wichtigste Absatzmarkt ist. BMW, Daimler und Volkswagen gehörten mit Kursverlusten von bis zu 2,8 Prozent zu den größten Verlierern im Dax.

An den europäischen Aktienbörsen blieben größere Verkäufe im Sog Chinas zunächst aus. Der Dax notierte kaum verändert bei 10.688 Punkten und der EuroStoxx50 legte sogar minimal auf 3.313 Zähler zu. “Aber man kann sich den Sturzhelm schon mal anziehen”, warnte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.

Dirk Müller warnt vor Folgen für Europa

Wenn jetzt in China in großem Umfang Kredite platzten und Banken in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, könnte das weitreichendere Auswirkungen auch auf die europäischen Finanzmärkte haben, warnt der Börsenprofi Dirk Müller. Leider werde das Problem wegen der aktuellen Griechenlandkrise nicht genügend wahrgenommen, beklagt der Experte gegenüber dem Finanzportal Börse-online.de.

Rohstoffpreise fallen ebenfalls

Die Verunsicherung zeigt sich auch am anhaltenden Preisrutsch bei Kupfer und dem Wertverfall des australischen Dollars, die beide Sechs-Jahres-Tiefs erreichten. Beide gelten als guter Indikator für die Entwicklung in China und werden von Anlegern gern als Ersatz für ein direktes Investment in der Volksrepublik genutzt, schreibt die Börsen-Zeitung.

Die Tonne Kupfer verbilligte sich in London um 5,6 Prozent auf 5.278 Dollar. China ist der weltweit größte Kupferverbraucher. Der Preisrückgang wird daher auch als Warnzeichen für einen Konjunktureinbruch gewertet. Der australische Dollar fiel um 1,3 Prozent auf 0,7394 US-Dollar.

Die Preise für Eisenerz und Stahl fielen in China auf ein Rekordtief. Kupfer war mit 37.960 Yuan (6113 Dollar) so billig wie zuletzt vor sechs Jahren. In den Strudel geriet auch Öl, dem als Schmierstoff der Weltwirtschaft eine besondere Bedeutung zukommt. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 56,19 Dollar je Barrel (159 Liter).

Hintergrund zum Aktiensturz

Nach dem spekulativen und vielfach kreditfinanzierten Aktienboom der vergangenen Monate haben die Indizes in Shenzhen und Shanghai seit Mitte Juni mehr als ein Drittel an Wert verloren.

Die Rally wurde vor allem von chinesischen Privatanlegern getrieben, die nach stark gestiegenen Immobilienpreisen den Aktienmarkt für ihre Geldanlage entdeckt, in Scharen neue Wertpapierdepots eröffnet und sich massiv mit Aktien eingedeckt haben. Zwar öffnet China auch den A-Aktienmarkt mehr und mehr für ausländische Investoren, doch an Chinas Börsen gelistete Aktien befinden sich immer noch zu 90 Prozent in den Händen privater Sparer.

Diesen wird eine gewisse Zockermentalität nachgesagt. Aktien sind für die meisten keine langfristige Geldanlage. Schnell und viel kaufen und ebenso schnell wieder raus, um Gewinne einzustreichen.

Von: Oliver Alegiani

Quelle: DAS INVESTMENT.

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