SJB | Korschenbroich, 20.03.2014.
Rückläufige Rohstoff preise, der Abgabedruck auf Schwellen länder währungen sowie die erschwerten Finanzierungsbedingungen im Umfeld des allmählichen Auslaufens der US-Niedrigzinspolitik haben auch in den lateinamerikanischen Volkswirtschaften ihre Spuren hinterlassen. So hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das erwartete Wirtschaftswachstum 2014 in Lateinamerika auf 3,1 Prozent gesenkt.
Doch auch wenn sich nach vielen erfolgsverwöhnten Jahren das Wachstumstempo in Ländern wie Brasilien, Chile oder Peru zuletzt abgeschwächt hat, bleibt eine Reihe von langfristig positiven Einflussfaktoren auf die südamerikanische Ökonomie bestehen. Hierzu zählen die gute demographische Struktur mit einer jungen und weiter wachsenden Bevölkerung, die fortschreitende Urbanisierung sowie die anziehende Binnenkonjunktur. Das Entstehen einer neuen, an internationalen Trends orientierten Mittelschicht sorgt für eine gesteigerte Konsumneigung, die besonders in Sektoren wie der Telekommunikation, bei Finanzdienstleistungen sowie im Bereich zyklischer Konsumgüter starke Wachstumsraten bedingt. Positiv für die beteiligten Volkswirtschaften: Die Abhängigkeit von den Rohstoffexporten und der dortigen Preisentwicklung sinkt, eine stärkere Abkoppelung von den internationalen Finanzmärkten wird möglich.
Zu den langfristig überdurchschnittlich erfolgreichen Südamerika-Fonds gehört der Aberdeen Global – Latin American Equity Fund A2 USD (WKN A0RE2B, ISIN LU0396314238). Der Fonds ist seit dem 23. Juli 2010 am Markt und kann mit einem FondsVolumen von umgerechnet 956,5 Millionen Euro aufwarten. Als FondsManager fungiert das Aberdeen Global Emerging Markets Equities Team unter Leitung von Devan Kaloo. Kaloo legt die regionalen Schwerpunkte auf Brasilien, Mexiko und Chile und hat ein sehr konzentriertes Portfolio von aktuell 36 Einzeltiteln zusammengestellt. Die Branchenschwerpunkte liegen bei Finanzdienstleistern, im Konsumsektor sowie bei Energieunternehmen. FondsWährung ist der US-Dollar, als Referenzindex wird der MSCI EM Latin America 10/40 Index Net TR USD verwendet. Seit Auflegung gelang es dem Fonds, seine Benchmark um 2,85 Prozentpunkte jährlich zu schlagen. Angesichts kräftig nachgebender Notierungen an den Emerging Markets fallen die jüngsten Renditezahlen negativ aus: Über das Gesamtjahr 2013 verzeichnete der Lateinamerika-Fonds ein Minus von -15,03 Prozent in FondsWährung, seit Jahresbeginn lag die Wertentwicklung bei -11,59 Prozent. Mit welcher Strategie will FondsManager Kaloo an die langfristige Erfolgshistorie anknüpfen?
FondsStrategie. Fundamentalanalyse. Präferiert.
Der Aberdeen Latin American Equity Fund verfolgt als Anlageziel das Erwirtschaften einer langfristigen Gesamtrendite durch Investition von mindestens zwei Dritteln des FondsVermögens in Aktien und aktienähnliche Wertpapiere von Unternehmen mit eingetragenem Sitz in Lateinamerika. Hinzu kommen Aktien von Unternehmen, die ihrer Geschäftstätigkeit hauptsächlich in Lateinamerika nachgehen sowie von Holdinggesellschaften, die dort den überwiegenden Teil ihres Vermögens besitzen. Bei seiner Aktienauswahl verfolgt das Global Emerging Markets Equities Team von Aberdeen Asset Management einen Bottom-up-Ansatz, der auf einer genauen Fundamentalanalyse beruht. Das FondsManagement unter David Kaloo trifft seine Investmententscheidungen unabhängig von der Benchmark und betreibt aktives Titelmanagement. Das FondsPortfolio ist konsequent auf einen langfristigen Anlagehorizont ausgerichtet und zeichnet sich durch seine geringe Umschlagshäufigkeit aus: Im Rahmen einer Buy- and Hold-Strategie beträgt die durchschnittliche Haltedauer der Aktien fünf Jahre. Der Wert eines Unternehmens wird in zwei Schritten bestimmt, bei denen zunächst die Qualität und anschließend das Preisniveau überprüft werden. Als Qualitätskriterien hochwertiger Wertpapiere dienen ein gutes Management, effiziente Geschäftsmodelle und eine gesunde Bilanz der jeweiligen Firmen. Die Attraktivität der Bewertung wird dann relativ zu zentralen finanzwirtschaftlichen Kennzahlen, dem jeweiligen Markt und den Geschäftsaussichten berechnet.
FondsPortfolio. Brasilien. Bevorzugt.
Bei der Länderallokation des Aberdeen Latin American Equity Fund liegt Brasilien mit einem Anteil von 66,8 Prozent des FondsVolumens weit vorn. Auf dem zweiten Platz der Länderaufteilung befindet sich Mexiko mit 17,9 Prozent, in Chile sind 7,2 Prozent der Gelder des Lateinamerika-Fonds angelegt, Argentinien kann aktuell mit 3,1 Prozent des FondsVermögens aufwarten, nur unwesentlich geringer sind die FondsBestände in Kolumbien (3,0 Prozent). Aktienbestände in Peru (1,1 Prozent) runden die geographische Aufteilung des Portfolios ab. Die Liquidität des Aberdeen-Fonds liegt per Ende Januar 2014 bei 0,9 Prozent.
Bei der Branchengewichtung liegen Finanzdienstleister mit 28,3 Prozent des FondsVermögens an erster Stelle. Der Sektor der allgemeinen Konsumgüter nimmt 22,9 Prozent des FondsPortfolios ein. Auf dem dritten Platz der Branchenallokation sind Energietitel zu finden, die 14,0 Prozent des FondsVolumens ausmachen. Größere Einzelbestände hält der Lateinamerika-Fonds auch bei Werkstoffproduzenten (10,7 Prozent) sowie Firmen aus dem Bereich konjunkturabhängiger Konsumgüter (10,5 Prozent). Die Sektorengewichtung des Portfolios wird durch Industrietitel (10,1 Prozent) sowie Aktien aus dem Gesundheitswesen (1,6 Prozent) abgerundet. Hinzu kommen 1,0 Prozent Wertpapiere aus sonstigen Bereichen. Zu den größten Einzelpositionen zählen der brasilianische Eisenerzproduzent Vale, der Ölförderer Petrobras sowie brasilianische Banken (Banco Bradesco, Banco Itau). Aus dem Konsumsektor komplettieren Titel wie der mexikanische Getränkekonzern FEMSA, Brasiliens Bierbrauer Ambev sowie die Warenhauskette Lojas Renner die Top 10 des Fonds.
FondsVergleichsindex. Korrelation. Ausgeprägt.
Im Zuge unserer unabhängigen SJB FondsAnalyse haben wir den Aberdeen Latin American Equity Fund dem Dow Jones Latin America Stock Index als Benchmark gegenübergestellt. Die Korrelation ist über drei Jahre mit 0,87 stark ausgeprägt, über ein Jahr geht sie leicht auf 0,79 zurück. Insgesamt liegt die Parallelität der Kursbewegungen von Fonds und Index damit auf einem hohen Niveau, wie auch der Blick auf die Kennzahl R² beweist. Für drei Jahre beträgt sie 0,76, über ein Jahr nimmt die Kennziffer einen Wert von 0,63 an. Damit haben sich mittelfristig 24 Prozent der FondsEntwicklung indexunabhängig vollzogen, kurzfristig sind es 37 Prozent. Hier zeigt sich, dass das FondsManagement unter seinem Leiter Devan Kaloo die Möglichkeit zu aktivem Portfoliomanagement zuletzt etwas stärker nutzte und eine individuelle Länder- und Titelgewichtung vornahm. Der Tracking Error liegt über drei Jahre bei 9,25 Prozent, auf Jahressicht nimmt die Spurabweichung auf 8,88 Prozent ab. Damit geht der Fonds ein nur moderates aktives Risiko ein. Wie ist es um die Volatilitätswerte des Aberdeen-Produktes bestellt?
FondsRisiko. Volatilität. Gesteigert.
Der Aberdeen Latin American Equity Fund weist über drei Jahre eine annualisierte Volatilität von 20,47 Prozent auf, die noch oberhalb der jährlichen Schwankungen von 17,67 Prozent liegt, die der Dow Jones Latin America Stock Index zu verzeichnen hat. Auch beim Wechsel auf die kurzfristige Betrachtung bleibt dieser Volatilitätsvorsprung des aktiv gemanagten Fonds gegenüber dem Referenzindex erhalten: Hier fällt die Schwankungsneigung des Lateinamerika-Fonds mit 17,09 Prozent rund 1,5 Prozentpunkte höher als die „Vola“ der Benchmark aus. Der Dow Jones-Vergleichsindex für den breiten lateinamerikanischen Aktienmarkt bringt es in diesem Zeitraum auf eine Volatilität von 15,63 Prozent. Damit besitzt der Aberdeen-Fonds prinzipiell leicht erhöhte Kursschwankungen gegenüber der SJB-Benchmark.
Die moderat gesteigerte Schwankungsintensität des Lateinamerika-Fonds führt konsequenterweise zu einem über Marktniveau liegenden Beta. Für drei Jahre liegt der Beta-Wert bei 1,04, über ein Jahr fällt die Risikokennziffer etwas niedriger als der Marktrisikofixwert von 1,00 aus und nimmt einen Wert von 0,94 an. FondsManager Kaloo und seinem Team gelingt es zumindest kurzfristig, mit ihrer langfristig orientierten Stockpicking-Strategie die Schwankungsintensität des Portfolios geringer als die des Referenzindex zu gestalten. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Beta-Werte illustriert, dass diese Perioden jedoch in der Minderheit sind. In 20 der letzten 32 betrachteten Einzelzeiträume wurde ein Wert von über 1,00 markiert, die Beta-Werte erreichten dabei 1,24 im Hoch. Umgekehrt konnte in zwölf der untersuchten Perioden ein unter Marktniveau liegendes Beta von zutiefst 0,88 verzeichnet werden. Die Risikostruktur des Lateinamerika-Fonds von Aberdeen ist damit gemischt; es wechseln sich Zeiträume gedämpfter und gesteigerter Wertschwankungen ab. Welche Renditeergebnisse konnten so erzielt werden?
FondsRendite. Alpha. Überzeugend.
Per 11. März 2013 hat der Aberdeen Latin American Equity Fund über drei Jahre eine kumulierte Wertentwicklung von -19,78 Prozent in Euro aufzuweisen. Trotz der negativen Vorzeichen ein sehr gutes Ergebnis, wie der Vergleich mit der Benchmark Dow Latin America Stock Index offenbart. Denn der lateinamerikanische Referenzindex hat im selben Zeitraum eine Performance von -34,65 Prozent auf Eurobasis zu verzeichnen. Auf Jahresrenditen umgerechnet, steht einer Performance von -7,08 Prozent p.a. auf Seiten des Fonds ein fast doppelt so hohes Minus von -13,21 Prozent p.a. beim Index gegenüber. Während der längerfristige Renditevergleich klar zugunsten des aktiv gemanagten FondsProduktes ausfällt, ergibt sich im letzten Einjahreszeitraum ein etwa ausgeglichenes Ergebnis: Die Rendite des Aberdeen-Fonds liegt hier mit -32,15 Prozent leicht unter der des Dow Jones-Referenzindex, der mit einer Wertentwicklung von -31,16 Prozent aufwarten kann.
Der langfristig beeindruckende Performancevorsprung des Aberdeen Latin American Equity Fund schlägt sich auch in den Alpha-Werten des FondsProduktes nieder. Über drei Jahre liegt das Alpha mit 0,65 klar im grünen Bereich, für den Einjahreszeitraum fällt die Renditekennzahl mit -0,26 leicht negativ aus. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Alpha-Werte zeigt, dass FondsManager Kaloo mit großer Regelmäßigkeit eine Outperformance zum Referenzindex erzielen konnte. In 29 der 32 untersuchten Zeitspannen wurde eine ausgeprägte Mehrrendite erreicht, wobei die Renditekennziffer positive Werte bis 1,64 in der Spitze annahm. Lediglich in drei Einzelzeiträumen war ein negatives Alpha von zutiefst -0,26 zu verzeichnen. Sowohl die Nachhaltigkeit, mit der fast durchgängig ein Renditevorsprung zum breiten Markt erzielt wurde, als auch die Stärke von dessen Ausprägung machen den Lateinamerika-Fonds von Aberdeen zum klaren Sieger im Performancevergleich. Die Information Ratio von 0,76 über drei Jahre bestätigt abschließend das überzeugende Rendite-Risiko-Profil des Fonds.
SJB Fazit. Aberdeen Latin American Equity Fund.
Nach dem mittlerweile rund anderthalb Jahre währenden Kursrutsch lateinamerikanischer Schwellenländeraktien und deren Währungen ist nun ein attraktives Bewertungsniveau vieler Titel erreicht. Langfristig orientierte antizyklische Anleger, die ein Aufstocken ihrer Südamerika-Positionen erwägen, sollten den Aberdeen Latin American Equity Fund ins Visier nehmen, der seit Auflage eine Outperformance zur Benchmark bietet. Die Qualität des nach einem strengen Bottom-up-Ansatz zusammengestellten FondsPortfolios mit seiner geringen Umschlagshäufigkeit überzeugt!
Aberdeen Asset Management. Hintergründig.
Die britische Vermögensverwaltung Aberdeen wurde 1983 gegründet. Heute ist sie mit über 2.000 Mitarbeitern in 23 Ländern aktiv. Weltweit verwaltet die Gesellschaft ein Vermögen von rund 232,7 Milliarden Euro. Zu Umsatz und Gewinn macht die Gesellschaft keine Angaben. Geschäftsführung: Dr. Hartmut Leser, Fabian Klingler und Michael Determann. Stand: 31.12.2013. SJB Abfrage: 20.03.2014.