SJB | Korschenbroich, 13.05.2015. Honorarberater-Verbände preisen ihr Geschäftsmodell als eine Möglichkeit an, Gebühren zu sparen. Dass dem nicht immer so ist, fanden nun die Analysten der Ratingagentur Morningstar heraus. Bei welchen Fondskategorien sich Provisionsberatung lohnt.
Provisionsvermittler beraten kostenlos, bekommen vom Produktgeber aber Zuwendungen, die die Rendite ihrer Kunden schmälern. Honorarberater leiten alle Rückvergütungen weiter, verlangen aber für ihre Beratungsleistungen ein Honorar. Letzteres sei meist günstiger, suggerieren Honorarberater-Verbände. Ob dem wirklich so ist, untersuchte nun das Analysehaus Morningstar. Was ist aus 10.000 Euro geworden?
Was ist aus 10.000 Euro nach drei und fünf Jahren bei beiden Vertriebsformen geworden? – dieser Frage gingen die Morningstar-Forscher nach. Dafür untersuchten sie die Wertentwicklung von ETFs und aktiv verwalteten Fonds verschiedener Kategorien, abzüglich der Kosten, die für die jeweilige Beratungsform anfallen. Dabei haben sie reale Performance-Zahlen von Fonds und die tatsächlich erhobenen Produktkosten zugrunde gelegt.
Bei der Honorarberatung unterstellten sie eine Betreuungsgebühr von 1 Prozent des Depotvermögens pro Jahr – diese wurde von Kennern der Szene als realistisch eingeschätzt. Die Gebühr wurde direkt von der Performance abgezogen. Für den Provisionsvertrieb haben sie eine Abschlussgebühr berücksichtigt, und zwar gemäß der üblichen Größenordnung in den verschiedenen Asset-Klassen. Da das Agio allerdings inzwischen verhandelbar ist, haben sie die Abschlussgebühr nur hälftig berechnet.
Da Provisionsberater meist keine ETFs einsetzen, verglichen die Forscher in diesem Produktsegment Honorarberater mit den Selbstentscheidern, die inzwischen ebenfalls immer mehr ETFs für sich entdecken. Sie haben bei ETFs Handelsgebühren von 0,2 Prozent für Selbstentscheider und Honorarberater-ETF-Depots gleichermaßen unterstellt.
Honorarberatung lohnt sich nur bei aktiv verwalteten Aktienfonds
Das Ergebnis: Bei aktiv verwalteten Aktiendepots lohnt sich die Honorarberatung noch (siehe Tabelle). Wer aber hauptsächlich auf aktive Anleihefonds setzt, sollte besser bei seinem Provisionsvermittler bleiben – zumindest aus Kostensicht. Denn bei Rentenfonds ziehen die laufenden Beratungsgebühren das Honorardepot zügig nach unten.
Bereits im Dreijahreszeitraum fällt der Renditeabstand mit 21 Basispunkten jährlich pro Provisionsdepot deutlich aus. Nach fünf Jahren liegt das Provisionsdepot sogar 42 Basispunkte pro Jahr vor dem Honorardepot.
Anleihe-Investoren doppelt abgestraft
„Das macht einmal mehr auf das Dilemma von Bond-Investoren aufmerksam: In Zeiten niedriger Zinsen sind die künftigen Bond-Renditen in Gefahr“, schreibt Morningstar. Einige Gesellschaften gehen sogar dazu über, ihre Management-Gebühren bei Bond-Fonds zu senken. Das entlastet die Anleger mit Provisionsmandaten, die Honorarberatergebühr wird indes nicht von sinkenden Produktkosten “beeinträchtigt”.
Ein gemischtes Bild ergibt sich unterdessen bei aktiv verwalteten Mischfonds-Depots. Kurzfristig fährt das Honorardepot besser, nach fünf Jahren schiebt sich das Provisionsdepot nach vorn.
„Erstaunt haben uns die Kosten“, kommentieren die Morningstar-Experten. Denn mittlerweile seien Mischfonds mit laufenden Kosten von 1,85 Prozent recht teuer, sodass Agio und Kickbacks Anlegern des Provisionsdepots das Leben länger schwer machen als erwartet.
Beim Vergleich des ETF-Aktien und ETF-Renten Depots haben die Honorarberater erwartungsgemäß keine Chance. Die ETF-Depots von Selbstentscheidern sind bei Indexfonds naturgemäß nicht zu übertreffen, da dem Betreuungsentgelt keine Kickback-Erstattung gegenübersteht. Allerdings müssen Selbstentscheider die nötige Expertise im Finanzbereich mitbringen und mehr Zeit für die Beschäftigung mit ihrer Anlage aufwenden – diese Faktoren wurden in der Morningstar-Studie nicht berücksichtigt.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.