SJB | Korschenbroich, 23.12.2014. Christian Machts, Leiter Privatkundenvertrieb beim Investmentriesen Blackrock, über die Negativzins-Diskussion, den Fondsabsatz und die Angst der Deutschen vor dem Risiko.
DAS INVESTMENT: Niedrigzinsumfeld hin oder her: Laut Ihrer Studie „Investor Pulse 2014“ gehen Sparer verstärkt in Sparanlagen und meiden Aktien sogar noch mehr als im Vorjahr. Können Sie sich erklären, woran das liegt?
Christian Machts: Aus unserer Sicht vor allem an der großen Angst der deutschen Anleger Geld zu verlieren. Wenn mein Geld auf dem Tagesgeldkonto liegt, kann ich jederzeit den Kontostand sehen und das Geld bei Bedarf abheben. Damit bleibe ich flexibel und habe das Gefühl von Sicherheit. Außerdem setzen viele Menschen auf den nominalen Kapitalerhalt und vernachlässigen dabei den realen Vermögenserhalt und somit die Inflation.
Mit anderen Worten ziehen es Anleger also vor, kein Geld auf dem Papier zu verlieren, anstatt Risiken einzugehen, um ihr Vermögen vor der Inflation zu retten. Nun haben die ersten Banken Negativzinsen eingeführt. Glauben Sie, dass das die Einstellung der Sparer ändern kann?
Ich glaube schon. Durch die Diskussion um Negativzinsen können mehr Sparer wieder zu Investoren werden. Dafür ist allerdings die Bereitschaft nötig, Risiken anders zu definieren. Schließlich ist der schleichende Vermögensverlust, wie er derzeit bei den Inhabern von Sparanlagen stattfindet, ebenfalls ein großes Risiko, das allerdings von den meisten Menschen nicht beachtet wird.
Und warum nicht?
Die meisten Sparer haben Nachholbedarf in Sachen Finanzthemen. Bei mehreren Umfragen zu diesem Thema hatte ein großer Teil der Teilnehmer Schwierigkeiten, selbst die Grundbegriffe richtig zu definieren. Daher wäre es wichtig, mehr Wert auf ein finanzielles Basiswissen zu legen. Auch die Einführung des Finanzunterrichts in der Schule wäre eine Option.
Wenn Sie den Fondsvertrieb bei Blackrock in diesem Jahr anschauen: Was hat sich in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr verändert und wo geht der Trend hin?
Die Fondsnachfrage hat sich stark verändert. Vor allem bei zwei Kategorien ist die Nachfrage massiv gestiegen: Income-Produkte wie Dividenden- und Rentenfonds sowie Multi-Asset-Fonds.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.