Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Rückgang des Ölpreises – Unterstützung oder Sorge?”

teaser_pm-allianz_300_200 Allianz | Frankfurt, 14.11.2014.

Die Aktienmärkte rund um den Globus starteten positiv in die neue Kalenderwoche. Während der S&P 500 und der indische Sensex jeweils ein neues Allzeithoch markierten, erreichte der japanische Nikkei den höchsten Stand seit 7 Jahren. In China schloss zudem der lokale Aktienmarkt auf dem höchsten Stand seit 3 Jahren.

Bessere chinesische Handelszahlen, der Startschuss für den Zusammenschluss der Börsen in Shanghai und Hong Kong (17.11), ein Fortschritt in den Verhandlungen um eine Freihandelszone in der Region Asien-Pazifik oder die Entspannung im territorialen Konflikt zwischen China und Japan trugen zu der positiven Stimmung in Fernost bei.

Apropos Japan: Getragen von der Ankündigung der japanischen Notenbank einen noch stärkeren expansiven geldpolitischen Kurs zu fahren, fiel der japanische Yen zum ersten Mal seit Oktober 2007 auf einen Wert von 116 Yen gegenüber dem US-Dollar. Das Ergebnis eines bereits seit längerer Zeit schwächeren Wechselkurses: Der Leistungsbilanzüberschuss in Japan lag im September 61,9% höher als im Vorjahr.

Die akkommodierende Geldpolitik, die als Hauptargument für die globalen disinflationären Tendenzen ins Feld geführt wird, scheint sich auch in Europa weiter zu verfestigen. Denn die kurzfristige Inflation in der Eurozone droht erneut den Erwartungswert der Europäische Zentralbank (EZB) zu unterschießen. So könnte laut EZB-Direktionsmitglied Yves Mersch die Notenbank bereits nächste Woche mit ihren Käufen von Asset Back Securities (ABS) beginnen. Laut Mersch habe es aber keine Entscheidung für den Kauf von Staatsanleihen europäischer Staaten gegeben. Es sei eine theoretische Option, – wir schätzen die Wahrscheinlichkeit mittlerweile auf 50% –, falls sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern sollte.

Übrigens: Seit August 2014 notieren die meisten Schwellenländerwährungen schwächer gegenüber dem US-Dollar (einzig der chinesische Renminbi wertete um 0,5% leicht auf). Die günstige Rohstoffpreisen – der Ölpreis liegt 25-30% unter seinen Juni-Hochs – könnte sich positiv auf die wirtschaftliche Situation der rohstoffimportierenden Länder auswirken. Hier sind insbesondere die asiatischen Länder (z.B. Indien, Indonesien, die Philippinen oder Thailand) zu nennen.

Die gesunkenen Rohstoffpreise scheinen sich aber auch in den Unternehmensbilanzen im Zuge der laufenden Berichtssaison widerzuspiegeln. In den USA haben knapp 450 Unternehmen aus dem S&P 500 berichtet, über 75% davon konnten die Schätzungen der Analysten übertreffen. In Europa entpuppt sich die Berichtssaison als die Beste seit dem ersten Quartal 2011. Und selbst für die Konsumenten, insbesondere in Europa, scheint die Konstellation aus günstigeren Rohstoffpreisen und Disinflation vorteilhaft zu sein. Denn durch die gestiegenen Realeinkommen bleibt mehr Geld für den Konsum, vor allem mit Blick auf die kommende Weihnachtssaison.

Ist der Rückgang des Ölpreises nun eine Unterstützung oder eher eine Sorge für die Weltkonjunktur? Das Erstere; denn es kann einer „Steuersenkung“ gleichgesetzt werden.

Der Fokus der kommenden Woche sollte verstärkt auf die realökonomischen Indikatoren gerichtet werden, die neue Erkenntnisse hinsichtlich Wachstums- und Deflationssorgen liefern dürften. In den USA wird zu Beginn der Woche neben der Industrieproduktion der Empire State Manufacturing Index veröffentlicht, der ein positives Signal in Richtung des später erscheinenden ISM Einkaufsmanagerindex liefern könnte. Zahlreiche Immobilienmarktdaten werden im Laufe der Woche veröffentlicht (Mi und Do) und sollten den positiven Grundton des USImmobilienmarktes widerspiegeln. Dem Protokoll der letzten Offenmarktsitzung (Mi) könnte besondere Beobachtung geschenkt werden, sollte es doch Einblick geben über den weiteren Pfad der US-Geldpolitik im Umfeld eines verbesserten Arbeitsmarktes und einer auf niedrigem Niveau verharrenden Inflation – jene Verbraucherpreise werden zusammen mit dem Philly Fed Index am Donnerstag veröffentlicht.

Während in Großbritannien neben den Verbraucherpreisen (Di) vor allem die “Minutes“ der Bank of England (BoE) interessant erscheinen dürften (Mi), richtet sich die Aufmerksamkeit in Europa primär auf die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Markit) für Deutschland, Frankreich und die Eurozone als Ganzes (Do).

Mit Blick nach Asien dürften vorrangig zwei Datenpunkte von Interesse sein. (1) In China wird der vorläufige Einkaufsmanagerindex (HSBC) für das verarbeitendes Gewerbe im November veröffentlicht (Do). (2) In Japan dürfte das vorläufige Wirtschaftswachstum für Q3 das Stimmungsbild prägen (Mo).

Doch eine zu Ende gehende Berichtssaison könnten einige Marktteilnehmer in den kommenden Wochen nutzen, ihre Risikopositionen in den Depots runterzufahren. Das könnte mit einer Phase gestiegener Volatilität einhergehen, zumal das Bullenlager zuletzt starken Zulauf erfahren hat und einige Aktienmärkte sich in einem überkauften Terrain befinden.

P.S. Verpassen Sie auch nicht „unser“ Re-Match des Finales der Weltmeisterschaft 2014 zwischen Manuel Neuer und Greg Saichin

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