SJB | Korschenbroich, 18.10.2014. Meldungen über gebremstes Wachstum, eine Immobilienblase und Schattenbanken machen klar: China steht vor Herausforderungen. Hayden Briscoe, Director of Asia-Pacific Fixed Income beim Investmenthaus AB, glaubt aber, dass diese zu bewältigen sind und sieht langfristige Chancen für eine Aufwertung des Renminbi.
Noch vor etwa 200 Jahren war China die größte Volkswirtschaft der Welt. Jetzt ist das Land wieder auf dem besten Weg dahin. Auch wenn die jährlichen Wachstumsraten nicht mehr zweistellig sind, so legt die chinesische Volkswirtschaft immer noch überdurchschnittlich stark zu. Für 2014 erwartet AB einen Zuwachs von immerhin noch 7,3 Prozent. Diese leichte Ausbremsung ist durchaus im Sinne der Regierung, die nicht mehr vorrangig auf schnelles, sondern mittlerweile auf nachhaltiges Wachstum setzt.
Banken könnten Immobilien-Crash verkraften
Dennoch gibt es Befürchtungen, dass das Wirtschaftswachstum weiter einbrechen könnte. Eine Herausforderung stellen der Immobilienmarkt und die damit verbundenen Risiken für den Finanzsektor dar. Noch seien die Fundamentaldaten des Immobilienmarkts jedoch gut, beruhigt Hayden Briscoe. Und Banken seien nicht die wichtigste Finanzierungsquelle der Projektentwickler. „Fast 70 Prozent des Kapitals stammen aus Eigenmitteln und Anzahlungen der Kunden“, so der Experte für asiatische Anleihen bei der Fondsgesellschaft AB.
Er ist zuversichtlich, dass die Banken einen Immobilien-Crash verkraften könnten, sofern sie genügend Zeit bekämen, ihre Problemkredite abzuarbeiten und der Staat bei Bedarf helfe. Eine Gefahr aus dem Schattenbanksystem, wo bei der Kreditvergabe weniger auf Qualität geachtet wird, sieht Briscoe durchaus. Aber auch die hält er für handhabbar. Strengere gesetzliche Auflagen für Schattenbanken könnten zwar einen Liquiditätsengpass auslösen, im Gegenzug könnte die Regierung jedoch über eine An- oder Aufhebung der Obergrenze für die Kreditvergabe der traditionellen Banken schnelle Abhilfe schaffen.
Über Chinas Währung die Wachstums-Story spielen
Eine Möglichkeit, am weiteren Aufschwung Chinas teilzunehmen, ist ein Investment in die Währung des Landes. Mit der Wirtschaft und Internationalisierung wächst auch die Stärke des Renminbi. Bis 2005 war er fest an den US-Dollar gekoppelt, seitdem wertet er mehr oder weniger stetig gegen den US-Dollar auf. Daher hat die im Februar gestartete Abwertung durch die Zentralbank und die Ausweitung des Währungsbandes von 1 auf 2 Prozent im März viele Investoren verunsichert.
Ihre Motive erläuterte die Regierung zwar nicht, es gibt aber durchaus überzeugende Gründe für das Einschreiten. „Die Abwertung hat geholfen, Marktspekulationen zu entschärfen, die den Renminbi als eine Einbahnstraße nach oben betrachten“, so Briscoe. Allein im Januar und Februar seien rund 30 Milliarden US-Dollar “heißes Geld“ nach China geflossen. Die Ausweitung des Währungsbandes sieht Briscoe als einen weiteren Schritt in Richtung Öffnung. China ist bemüht, seine Währung zu internationalisieren. Dazu gehört auch, dass der Wechselkurs stärker vom Markt abhängig ist.
Eine Überbewertung der Währung kann Briscoe nicht erkennen. Ganz im Gegenteil: Die Fundamentaldaten deuten vielmehr auf eine Unterbewertung hin. Chinas Handelsbilanz erreichte im Juli und August neue Rekordhöhen. Die Devisenreserven belaufen sich mittlerweile auf 4 Billionen US-Dollar, so viel hält kein anderes Land vor. Sie sind seit 2005 um rund 500 Prozent gestiegen, der Renminbi hat in diesem Zeitraum nur um rund 30 Prozent aufgewertet. Briscoe ist daher überzeugt, dass die Währung wieder die Richtung nach oben einschlägt, und politisch gestützt wird: „Wir glauben, dass die Regierung dem langjährigen Aufwertungstrend treu bleibt und sich dies in einer Jahresend-Rally des Renminbis niederschlägt.”
Private Anleger profitieren über Anleihefonds
Private Anleger können am steigenden Renminbi-Kurs über Fonds teilhaben, die nicht nur vom Wachstum der chinesischen Währung profitieren sondern auch von einer attraktiven Rendite. Wie zum Beispiel den von Briscoe gemanagten Anleihefonds RMB Portfolio Plus Portfolio. Der Fonds setzt zum einen auf Renminbi-Anleihen, die in Hongkong gehandelt werden. Da das Angebot hier jedoch begrenzt ist und die Risikoertragsrenditen nicht so interessant sind, investiert der Fonds auch in attraktivere, höher verzinsliche asiatische Anleihen in anderer Währung, die der Fondsmanager dann auf den Renminbi absichert. Anleger können so sowohl von der längerfristigen Aufwertung des Renminbi als auch von den hohen Zinsen der Anleihen profitieren.
Quelle: DAS INVESTMENT.