Das Investment: „Sell in May and go away“: Dax: Wann ist der ideale Ein- und Ausstieg?

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 15.10.2014. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – es sei denn, es handelt sich um den Dax-Einstieg. Was an der berühmten Börsenweisheit dran ist, untersuchte Markus Stillger, Geschäftsführer von MB Fund Advisory.

Mit mittlerweile über 30 Jahren Börsenerfahrung wissen wir, dass es jeden Tag mindestens zehn Gründe gibt „gerade jetzt Aktien zu kaufen“ und es am gleichen Tag mindestens zehn Argumente gibt, die genau dagegen sprechen. Es ist für einen Anleger in der heutigen Welt schwierig, sich dem täglichen Nachrichten- und Informationsfluss zu entziehen und sich auf die wirklich entscheidenden Dinge zu konzentrieren.

„Börse“ bedeutet immer auch ein Stück Ungewissheit, was diese Institution für alle Investoren, die 100 Prozent Sicherheit suchen, manchmal etwas suspekt erscheinen lässt.

Aber in der heutigen Zeit, in der „sichere Zinsen“ ein Relikt aus vergangenen Tagen darstellen, muss sich eigentlich auch jeder sicherheitsorientierte Anleger mit der Frage beschäftigen, ob es nicht besser ist mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Rendite von 5 Prozent pro Jahr zu erzielen, als mit 100 Prozent Sicherheit (oder „garantiert“) mit einer Null-Verzinsung nach Hause zu gehen.

Seit der Börsenhandel existiert, haben sich Heerscharen von Psychologen, Mathematikern, Analysten, Charttechnikern und (das ist wahrscheinlich die größte Gruppe) Gauklern damit beschäftigt Börsenkurse vorherzusagen und dem „gemeinen Börsenvolk“ versucht das Gefühl zu vermitteln, dass es machbar sein kann, den Zeitpunkt von „Crash“ und „Hausse“ vorher zu sagen.

Leider (oder vielleicht besser: Gott sei Dank) haben wir den allmächtigen Messias in den vergangenen 30 Jahren nicht kennengelernt. Und wenn eines an der Börse sicher ist, dann die Tatsache, dass es diesen auch nicht gibt.

Was man aber als Investor tun sollte, ist zu versuchen aus der Vergangenheit entsprechende Lehren zu ziehen. Die Statistik ist hier kein Allheilmittel, kann aber hier und da Orientierungspunkte liefern.

Aktuell befinden wir uns in einer Marktphase in der das Pendel der oben genannten zehn Gründe, durch „Ebola“, „ISIS“, „Konjunktursorgen“ und „Ukraine-Konflikt“ sehr stark in die negative Richtung ausgeschlagen hat und positive Faktoren wie „der etwas schwächere Euro“ und „nach wie vor historisch niedrige Zinsen“ in den Hintergrund gedrängt werden.

Losgelöst von diesen Kämpfen zwischen „Gut“ und „Böse“ haben wir uns einmal angeschaut, wie sich der Dax in verschiedenen Phasen eines Jahres entwickelt hat.

Es gibt ja das alte Börsenbonmot „Sell in May and go away“, was darauf begründet ist, das in den ersten Monaten eines Jahres eher Erwartungen gehandelt werden und wenn dann mit den ersten vorliegenden Jahresergebnissen „Butter bei die Fische kommt“ oft die in der Regel optimistischen Prognosen verfehlt werden.

In diesen Zusammenhang  passt auch die Phrase „Buy on rumours, sell on facts“ (kaufe das Gerücht und verkaufe bei der Nachricht). Der zweite (nicht ganz so bekannte) Teil der Börsenregel „Sell in May and go away“ lautet – wie die Profis wissen – „but remember, to come back in September“.

Von daher haben wir zwei Zonen gebildet, in denen wir die Kursverläufe untersucht haben. Einmal vom 30. April bis zum 30. September eines jeden Jahres und einmal vom 30. September bis zum 30. April.

Mit einem Investment ausschließlich in den Monaten von Mai bis September hat ein Anleger im Dax seit dem 01. Mai 2001 bis zum 30. September 2014 über die Hälfte seines Einsatzes verloren.

War der Anleger jedoch ausschließlich in den Monaten von Oktober bis April investiert, konnte er in den gleichen Jahren seinen Einsatz mehr als verdreifachen. Aber – und hier kommt der Unterschied zwischen Sicherheit und Wahrscheinlichkeit:

Auch im Zeitraum von Oktober bis April gab es nicht in jedem Jahr garantierte Gewinne, sondern in den Jahren 2007/2008 und 2008/2009 auch Verluste in zweistelliger Größenordnung.

Aber unter dem Strich steht ein durchschnittlicher Gewinn von 9,9 Prozent pro Jahr, während im Zeitraum von Mai bis September durchschnittlich 5,6 Prozent Verlust anfielen.

Die gute Nachricht für alle, die den Einstieg in diesem Jahr zum 01. Oktober verpasst haben: Aktuell (12.10.2014) verzeichnet der Dax in der laufenden Periode seit dem 01. Oktober 2014 ein Minus von knapp 7 Prozent.

Fazit:

Wenn das saisonale Muster, das der Dax in den vergangenen 14 Jahren gezeigt hat, auch in den kommenden Jahren Bestand hat, bietet sich Investoren in der aktuellen Situation ein äußerst günstiges Chance-Risiko-Verhältnis.

Bei allen negativen Nachrichten, die momentan die Schlagzeilen prägen, gibt es ein zweites Modell, das in den vergangenen 14 Jahren nicht nur 85 Prozent Trefferquote (wie „Sell in May and go away“), sondern sogar 100 Prozent Trefferquote hatte.

Allen drei größeren Aktienmarktkorrekturen in den letzten 15 Jahren (von 2001 bis 2003, 2008 und 2011), die zu Kursverlusten von mehr als 30 Prozent führten, ging immer ein Anstieg der kurzfristigen Zinsen voraus.

Von: Markus Stillger

Quelle: DAS INVESTMENT.

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