Ist Silber nicht das viel bessere Gold? Schließlich wird es verbraucht, während Gold “nur” als Schmuck getragen oder in Tresoren gelagert wird. Und wie hoch sollte der ideale Silber-Anteil in einem defensiven, einem ausgewogenen und einem chancenorientierten Portfolio sein? Das meinen fünf Goldfonds-Manager und Vermögensverwalter.
Hanré Rossouw, Co-Portfolio Manager Investec Global Gold: Andere Edelmetalle wie Silber, Platin oder Palladium sind auch interessante Anlagemöglichkeiten – und wir haben Aktien von Unternehmen im Portfolio, die in diesen Edelmetallen exponiert sind. Während die Investitionsnachfrage nach diesen Metallen tatsächlich ähnlich zu Gold ist, gibt es hier auch industrielle Nachfrage, die sich von der Nachfrage nach Gold zeitweise abkoppelt. Gold ist jedoch ein sichererer Hafen als Silber, Platin oder Palladium. Investitionen in diese anderen Edelmetalle sollten mit Blick auf die individuellen Angebots- und Nachfragetendenzen erfolgen.
Andreas Görler, senior Wealth Manager bei Wellinvest Pruschke Kalm: Silber wird stärker als Industriemetall eingestuft. Eigentlich müsste die industrielle Nachfrage eine signifikante Auswirkung auf den Silberpreis haben. In der Praxis bestätigt sich dies aber eigentlich nicht. Auch der Silberpreis ist seit 2011 stark gefallen. Auch der ständige Verweis auf ein optimales Verhältnis von Gold- und Silberpreis zur Orientierung, spricht eher für eine Abhängigkeit von der der Goldpreisentwicklung. Außerdem fehlt hier die große Nachfrage durch Notenbanken und von Privatpersonen aus Indien und China, die Goldmünzen und Goldschmuck vorziehen. Für einige Investoren mag das Metall unverzichtbar sein. Nach meiner Auffassung ist es auch nur eine Art Spekulation. Ich würde mich, wenn überhaupt, auf Gold fokussieren und Silber im kleinen einstelligen Prozentsegment spekulativ beimischen.
Markus Bachmann, Goldfonds-Manager bei Craton Capital: Ich kann dieser Aussage nichts abgewinnen, außer dass Silber die Charakteristiken eines Industriemetalls besitzt. Gold ist nichts anderes als eine Alternativwährung. Den idealen Silberanteil gibt es nicht. Wie viel physisches Silber in einem Portfolio gehalten wird, hängt ausschließlich von der Risikoneigung und der Risikoerwartung des jeweiligen Anlegers ab.
Jeremy Blaser, Portfolio Manager bei Finanz Konzept in Zürich: Silber ist durchaus eine interessante Alternative zu Gold. Die industrielle Verwendung von Silber, die grob die Hälfte der Nachfrage nach dem Metall ausmacht, stellt eine solide Basis für die Preisbildung dar. So können Investoren, die auch auf die Entwicklung der industriellen Produktion setzen möchten, Silber als Alternative zu Gold ins Auge fassen. Es sind jedoch auch unterschiedliche Risiken und Einflüsse zu beachten, wie die Entwicklung der Photovoltaik-Branche oder die Nachfrage von anderen Industriemetallen wie Zink oder Kupfer, bei deren Förderung Silber als Nebenprodukt entsteht. Insgesamt bietet Silber viele Chancen und eine geringere Abhängigkeit von politischen Krisen bei gleichzeitigem Inflationsschutz. Für interessierte Anleger also durchaus zu empfehlen, obwohl es bei der breiten Masse noch nicht als Anlagemöglichkeit in Betracht gezogen wird. Aufgrund der höheren Volatilität ist Silber eher für risikoorientierte Anleger interessant. Für eine dynamische Investmentstrategie würde ein Silberanteil von 10 Prozent Sinn machen. Konservativere und ausgeglichene Anleger sollten darauf achten, einen Silberanteil von 5 Prozent beziehungsweise 7,5 Prozent zu erreichen. Starke Korrekturen von 20 bis 30 Prozent pro Jahr müssen verkraftet werden können.
Jörg Jubelt von PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf: Silber wird nicht nur als Anlagemetall genutzt, sondern auch als Rohstoff für viele Industrien. Die Einflussfaktoren auf den Silberpreis sind somit vielfältiger als beim Gold. Die Volatilität beim Silber ist dadurch oft höher als bei seinem großen Bruder. Außerdem hat Silber nicht den „Mythos“ des Goldes. Silber wird von mir meist nur in Rohstoffzyklen als Anlagemedium genutzt, bei einigen Kunden als Ergänzung zum Gold. Einen grundsätzlichen Silberanteil lege ich daher nicht fest.
Autor: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.