Anleger am internationalen Kapitalmarkt für Rententitel setzen darauf, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Zinserhöhungszyklus schon vor dem Ende der quantitativen Lockerung (QE-Programm) einleiten wird.
Auf dem Eonia-Satz basierende Forward Swaps preisen eine Zinsanhebung um 10 Basispunkte bis April kommenden Jahres ein, verglichen mit weniger als 3 Punkten Ende des vergangenen Monats. Investoren wetten auch, dass die EZB bis Januar 2020 aus ihrer Politik der negativen Zinsen aussteigen wird. Die EZB dürfte ihre Anleihenkäufe über das Ende dieses Jahres hinaus weiter verringern.
Nach der EZB-Sitzung am Donnerstag weigerte sich Präsident Mario Draghi, über die Möglichkeit von Zinserhöhungen vor dem Ende der quantitativen Lockerung zu spekulieren. Er gestand jedoch ein, dass der Risikosaldo für das Wachstum besser ist und der EZB-Rat besprochen hat, beim Zinsausblick den Verweis „auf dem aktuellen Niveau oder niedriger“ fallenzulassen.
Die Notenbanker haben die Frage in Betracht gezogen, ob die Zinsen vor dem Ende ihres Anleihenkaufprogramms steigen könnten, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen am Freitag berichten. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab. Draghi hatte früher gesagt, die EZB werde ihre Zinsen erst weit über den Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus anheben.
Abverkauf bei deutschen Bundesanleihen
Bei deutschen Bundesanleihen kam es nach dem Bericht zu einem Abverkauf, wobei fünfjährige Papiere bis zu acht Basispunkte höher mit -0,30 Prozent rentierten. Die Renditekurve flachte ab, der Spread zwischen fünf- und 30-jährigen Bundesanleihen nahm um vier Basispunkte ab.
Die Erwartung einer weniger akkommodierenden Haltung der EZB hatte sich am Markt verstärkt, nachdem sich die jüngsten Konjunkturdaten aus dem Euroraum verbessert hatten. Die Einkaufsmanagerindizes liegen beispielsweise in der Nähe eines Sechsjahreshochs.
Quelle: Das Investment