Pressemitteilung Allianz Global Investors: FridayMail „Erste Allgemeine Verunsicherung“

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 09.12.2016.

Nach einem fast schon euphorischen Jahresauftakt machte sich zum Auftakt der abgelaufenen Woche eine erste allgemeine Verunsicherung breit, die zu zittrigen Aktienmärkten führte. Vor allem die Geopolitik meldet sich auf der Agenda zurück. Im Vorfeld der Inauguration des neuen POTUS („President of the United States“) wurde nicht nur das Paradigma der Globalisierung wiederholt in Frage gestellt, sondern gleich die gesamte Bündnispolitik des Westens. Verunsicherung auch in Davos, wo u.a. darüber diskutiert wird, wie mit der Elitenkritik umgegangen werden soll. Nicht zu vergessen: der Brexit. Zwar hat die britische Premierministerin die Grundzüge ihrer „harten“ Ausstiegspolitik dargelegt, aber es zeichnet sich ein langer, zäher Austrittsprozess ab, in dessen Folge auch unzählige neue Handelsabkommen geschlossen werden müssen. Ob die unmittelbar folgende Aufwertung des Pfunds ein neuer Trend wird, ist mehr als fraglich. Letztlich folgt es der allgemeinen Verunsicherung – und sicher auch der Zinsdifferenz (siehe Grafik der Woche), welche die den Austritt begleitende Geldpolitik der BoE (Bank of England) widerspiegelt. Derweil weitet sich das britische Leistungsbilanzdefizit weiter aus.

Wer Verlässlichkeit sucht, wird diese in der Geldpolitik finden – oder doch nicht? Die erste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr erinnerte daran, dass die Euro-Hüter kaum daran denken, ihr erst im Dezember verlängertes Aufkaufprogramm zu ändern, auch wenn sowohl die Kritik als auch die Inflationsraten im Euroraum zunehmen. Die zum Wochenstart anstehende Sitzung der Bank of Japan (BoJ) sollte ebenfalls wenig Neues bringen. Am Mittwoch stehen dann die Beschlüsse der Offenmarktausschuss der Fed an. Mein Kollege Greg Meier in den USA erinnert daran, dass die US-amerikanische Zentralbank noch immer auf Staatsanleihen im Umfang von ca. 4,5 Billionen US-Dollar sitzt, die sie im Rahmen ihres QE-Programms („Quantitative Easing“) gekauft hat. Dieser Staatsanleihenberg in Relation zum Bruttoinlandsprodukt schmilzt nur deshalb langsam ab, weil die US-Wirtschaft wächst.
Mit einem preisbereinigten (!) Fed Fund-Leitzins von -1,06% bleibt die Fed zwar insgesamt weit hinter der Kurve. Je stärker sich aber der alte Zusam-menhang von billigem Geld und steigenden Aktienkursen aber löst, desto stärker treten – vor allem in den USA – die Fundamentaldaten in den Vordergrund.

Gleichzeitig schiebt sich die im Februar 2018 ablaufende Amtsperiode von Fed-Chefin Janet Yellen in den Spekulationen nach vorne. Die von Donald Trump ausgehende Kritik an Yellen‘s Politik nährt Überlegungen, ob der Zinspfad nicht doch steiler als erwartet verlaufen könnte.
In der kommenden Woche stehen eine ganze Reihe vorlaufender Indikatoren auf dem Datenkalender.
Am Montag kommt das EU-Verbrauchervertrauen, gefolgt vom EU-(Dienstag) und US-Einkaufsmanagerindex (Mittwoch), sowie dem ifo-Konjunkturklimaindex und dem belgischen Geschäftsklimaindex (beide ebenfalls Mittwoch).

Der Donnerstag wird mit den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, dem Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor und dem Index der Frühindikatoren ganz durch die USA geprägt.

Am Freitag stehen dann die Verbraucherstimmung der Uni-Michigan für die USA und die erste Schätzung des Bruttoinlandsproduktes für die USA (Freitag) an.

Die Berichtssaison für das erste Quartal nimmt weiter Fahrt auf. Im Durchschnitt mögen die Erwartungen ambitioniert erscheinen, das relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass die erwarteten Gewinnan-stiege sehr stark von den Sektoren Energie, Rohstoffe und Banken getra-gen werden. Sektoren also, bei denen die Rohstoffpreise bzgl. die Ver-steilerung der US-Zinsstrukturkurve einen großen Hebel auf die Gewinne haben. Erfreulich ist auch, dass das Momentum der Gewinnrevisionen nach oben gedreht hat. Das verspricht insgesamt, dass die Berichtssaison positiv auf die Aktienmärkte wirkt.
Wer Verlässlichkeit sucht, wird sie in den weiteren Schuldenerleichterun-gen finden, die Griechenland voraussichtlich in der neuen Woche gewährt werden. Die Eurogruppe tritt am Donnerstag zusammen. Die Zeichen stehen auf einer marginalen Verlängerung der EFSF-Verbindlichkeiten auf 32,5 Jahre und die Fixierung der bisher variablen Zinssätze. Umfassendere Erleichterungen lehnen die Gläubiger weiterhin ab und verwiesen darauf, dass sich die Frage erst zum Ablauf der Auszah-lungsphase des ESM-Kredits 2018 stelle.

Es waren die ersten Verunsicherungen in diesem Jahr, es werden nicht die einzigen bleiben,

meint Ihr

Hans-Jörg Naumer Global Head of Global Capital Markets & Thematic Research

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