Das Investment: „Wir sind erst am Beginn des Aufwärtstrends für Gold“

sjb_werbung_das_investment_300_200Rolf Ehlhardt glaubt an Gold. Warum der Vermögensverwalter bei I.C.M. Independent Capital Management in Mannheim von einem baldigen Preisanstieg des gelben Edelmetalls ausgeht, erklärt er im Gespräch mit DAS INVESTMENT.com.

DAS INVESTMENT.com: Der Goldpreis hatte Ende September und nach dem Wahlsieg von Donald Trump stark korrigiert. Aus taktischer Sicht: Eine gute Gelegenheit Position aufzubauen, oder sollten Investoren aus Ihrer Sicht besser noch abwarten?

Rolf Ehlhardt: Investoren sollten die Gelegenheit schnell nutzen.

Wie eng ist der Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und sinkendem Goldpreis zurückblickend wirklich? Und welchen Zusammenhang erwarten Sie in den kommenden Monaten und Jahren?

Ehlhardt: Das größte Ammenmärchen an der Börse heißt, dass der Goldpreis mittelfristig fällt, wenn die Zinsen steigen. Natürlich reagiert der Kurs auf irgendwelche Ankündigungen der Zinserhöhung, ob sie realistisch sind oder nicht. Das gilt aber nur für das Tagesgeschäft, nicht aber mittel- oder gar langfristig. Der Anstieg der Goldpreise zum 1. Hoch im Jahr 1980 (circa. 850 US-Dollar) war begleitet von einem Anstieg der Zinsen in den zweistelligen Bereich. Beim letzten Hoch im Jahr 2011 (circa 1.920 US-Dollar) war das Zinsniveau noch bei rund 4,5 Prozent. Beim heutigen Zinsniveau von etwa Null, müsste das zinsreagible Gold doch schon bei 3.000 oder 5.000 Dollar stehen und nicht bei unter 1.200 Dollar. Gold zahlt keine Zinsen, und zwar schon seit über 5.000 Jahren. Nicht bei Goldkursen von 250 Dollar, nicht bei 1.920 Dollar und auch nicht heute bei 1.165 Dollar. Vergessen Sie die Zinsen. Gold reagiert auf Inflation und Angst. Achten Sie auf die vielen Damoklesschwerter am Finanzhimmel, die beide Faktoren auslösen können.

Was bedeutet der Wahlsieg von Donald Trump für die Entwicklung des Goldpreises? Greift die Kausalkette: Steigende Unsicherheit bei Trump-Wahlsieg – US-Anleger verlagern ihre Gelder ins Inland – der US-Dollar wird gestärkt und der Goldpreis geschwächt?

Ehlhardt:Auch für Gold gilt: Politische Börsen haben kurze Beine. Auch hier zeigt die Erfahrung: Es kommt nur darauf an, was der neue Präsident tut. Hier begleitet von einem wichtigen Faktor: Wie reagiert der US-Dollar. Der Goldpreis profitiert von einem schwachen Dollar deutlich mehr, als von einem starken. Die hohen amerikanischen Schulden sind fremdfinanziert. So ist zum Beispiel China einer der größten Schuldner. Ein zweiter ist bereits die Fed. Wenn die eigene Notenbank die Schulden in Form von Anleihen (Treasuries)aufkauft, dann will diese ja offensichtlich sonst niemand. Da die anderen Westmächte das gleiche Problem haben, dürfte es eher zu einer Seitwärtsbewegung, zumindest des Währungspaares Euro/US-Dollar, kommen.

Zinsen, Inflation, Konjunktur, Geopolitik, Angebot & Nachfrage: Welche Faktoren haben Ihrer Meinung nach in den kommenden Monaten den größten Einfluss auf den Goldpreis?

Ehlhardt: Die am meisten unterschätzte Gefahr, und damit ein wichtiges Argument für den Anstieg des Goldpreises, geht von einem Anstieg der Inflation aus. Warum? Es glaubt niemand dran. Kommt sie doch, haben sich alle Marktteilnehmer geirrt und müssen ihre Strategie anpassen – und Gold kaufen.

Und welche dieser Faktoren haben in den kommenden Monaten einen eher geringeren Einfluss auf den Goldpreis?

Ehlhardt:Nur wenn ein Szenario des desinflationäre Wachstums beibehalten werden kann oder gar Deflation eintritt, dürfte es zu weiteren Kursrückschlägen kommen. Da aber beide Szenarien vor dem Hintergrund von Null- oder Minuszinsen sowie er immer höher steigenden Schuldenberge zum Problemfall werden dürften, wäre der Anstieg der Goldpreise nur verzögert.

Bitte beschreiben Sie ein realistisches Szenario, in dem es in den kommenden Monaten zu stark steigenden Goldpreisen kommen würde. Welche Wahrscheinlichkeit messen Sie diesem Szenario bei?

Ehlhardt:Wer für die Familie einkaufen geht weiß, dass die Lebenshaltungskosten bereits angestiegen sind. Bei der Berechnung der offiziellen Inflationsrate spielt aber der Ölpreis eine wichtige Rolle. Und der ist trotz des jüngsten Anstiegs immer noch halbiert und wirkt somit noch dämpfend auf die Inflationshöhe. Nun aber verändert sich zukünftig bei dieser Berechnung die Basis. Sie ist irgendwann nicht mehr 100 Dollar für den Ölpreis, sondern 30 oder 50 Dollar.

Neben dem Ölpreis steigen seit 2016 auch die Preise für andere Rohstoffe. Die Nachfrage – auch aus China – ist weiterhin hoch. Der Preisverfall war der übermäßigen Kapazitätsausweitung seit 2008 geschuldet. Mit den Preisrückgängen wurde die Produktion hochgefahren, was das Preisminus beschleunigt hat. Das Problem haben die Produzenten erkannt und diskutieren den Rückzug beziehungsweise haben ihn schon begonnen. Steigende Rohstoffpreise erhöhen spätestens nach 12 Monaten die Kosten für die Verbraucher. Erst bei den Warenproduzenten und dann für den Konsumenten. Folge: Die Inflation zieht an.

Nun wird den Marktteilnehmern ein nächstes Damoklesschwert bewusst: Die viel zu hohe Verschuldung vieler Staaten verhindert, dass die Notenbank die aufkeimende Inflation mit adäquat höheren Zinsen bekämpfen kann. Der dann wieder aufkommende Zinses-Zins-Effekt würden die Staatsfinanzen kollabieren lassen. Die heutige Aussage, wir begrenzen die Inflation bei 2 Prozent wird zur „Fata Morgana“. Was uns als „negative Realzinsen“ blüht, ist nichts anderes als Wertverlust, das heißt das Geld wird immer weniger wert. Weil es ist ja beliebig vermehrbar. Die Angst um das eigene Geld erwacht. Der Anleger sucht nach Sachwerten, die nicht beliebig vermehrbar sind: Immobilien, eventuell Aktien und vor allem (weil in der Vergangenheit immer so gewesen): Gold. Der Goldpreis wird steigen.

Inwieweit noch geopolitische oder terroristische Eskalationen dazu kommen, ist nicht vorhersagbar. Die Angst davor ist aber ohne Zweifel berechtigt. Der negative Realzins bei weiter steigender Inflation dürfte höheren Konsum nach sich ziehen. Ob der Konsum nur ausreicht, Rückgänge in anderen Bereichen auszugleichen oder ob er sogar zu einem Anstieg der Konjunktur führt, weiß niemand.

Fazit: Dieses Szenario führt entweder zu inflationäre Stagnation (Stagflation) oder zu inflationäres Wachstum (auch positiv für Aktien). In beiden Fällen werden die Preise für Rohstoffe und Edelmetalle profitieren. Eingriffe der Notenbanken wie Bargeldabschaffung oder Helikoptergeld dürften diese Entwicklungen nur beschleunigen. Der nächste Preisschub dürfte kurzfristig bevorstehen.

Und in welchem Szenario könnte es in den kommenden Monaten zu stark sinkenden Goldpreisen kommen?

Ehlhardt:Nur wenn es gelingt, stärkeres Wachstum ohne ansteigende Inflation zu generieren, dürften die Goldpreise weiter zurückgehen. Diesem Szenario messe ich keine realistischen Chancen bei.

Was ist Ihrer Meinung nach der ideale Gold-Anteil in einem defensiven, einem ausgewogenen und einem chancenorientierten Portfolio?

Ehlhardt:Da ich Edelmetalle als „Versicherung“ für alle denkbaren Eskalationen sehe beziehungsweise als „Währung der letzten Instanz“, sollte der Anteil mindestens 10 Prozent betragen. Wer mehr als 20 Prozent in Gold investiert, spekuliert. Neben der Risikobereitschaft des Anlegers, muss auch deren Bedenken für das Finanzsystem berücksichtigt werden. Aber auch den Bedarf an Ertrag. Denn den kann Gold nicht erfüllen.

Bitte wagen Sie für uns eine Goldpreis-Prognose. Den Zeitraum überlassen wir Ihnen.

Ehlhardt:Ich bin sicher, wir sind erst am Beginn des Aufwärtstrends für Gold. Das eigentliche Hoch eines Trends wird erst in 3 bis 7 Jahren erreicht. Für Gold dürfte das Hoch deutlich über 2.000 Dollar liegen.

Quelle: Das Investment

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