Derzeit kursieren viele Prognosen, was ein Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November für Aktien- oder Rentenmärkte bedeuten würde. Und was würde Trumps Wahlsieg für den Goldpreis bedeuten? Greift die Kausalkette: Steigende Unsicherheit bei Trump-Wahlsieg, US-Anleger verlagern ihre Gelder ins Inland, US-Dollar wird gestärkt und der Goldpreis geschwächt? 17 Experten wissen Antwort.
John Hathaway, Manager des Falcon Gold Equity Fund
“Der Sieg keines der beiden Kandidaten würde einen großen Einfluss auf Gold haben, sondern lediglich die Politik, die sie nach einem Wahlsieg verfolgen würden. Es ist wahrscheinlich, dass das Haushaltsdefizit weiter steigt und es auch in einigen Bereichen zu Handelskonflikte kommt. Das ist keine gute Grundlage fürs Wirtschaftswachstum. Der Ölpreis steigt zunehmend und die Inflation nimmt in einigen Märkten spürbar zu. In einem Umfeld steigender Inflationserwartungen, wie wir es derzeit erleben, dürfte Gold sich gut entwickeln.”
Umfrageteilnehmer: Ronald-Peter Stöferle, Goldfonds-Manager bei der Investmentgesellschaft Incrementum, Markus Bachmann, Chef von Craton Capital und Fondsmanager des Craton Capital Precious Metal Fund und des Craton Capital Global Resources, Uwe Eilers, Vorstand beim Geneon Vermögensmanagement in Königstein, Hanré Rossouw, Portfolio-Manager des Investec Global Gold Fund, Martin Siegel, Goldfonds-Manager und Geschäftsführer von Stabilitas, Robert Hartmann, Geschäftsführer von Pro Aurum, Claus Walter, Geschäftsführer beim Freiburger Vermögensmanagement, Joe Foster, Portfolio-Manager und Stratege für die Gold-Fonds des US-Asset-Managers Van-Eck, Rainer Beckmann, Geschäftsführer bei Ficon Börsebius Invest in Düsseldorf, Joachim Berlenbach, Berater des Earth Gold Fund UI, Jörg Jubelt, Vermögensverwalter bei der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa, John Hathaway, Manager des Falcon Gold Equity Fund, Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac, Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter beim I.C.M. Independent Capital Management in Mannheim, Andreas Görler, senior Wealth Manager bei Wellinvest, Pruschke & Kalm, James Withall, Manager des BakersteeL Precious Metals Fund
Ronald-Peter Stöferle, Goldfonds-Manager bei der Investmentgesellschaft Incrementum
„Ich denke, eher das Gegenteil sollte der Fall sein. Ein Wahlsieg Trumps erhöht die Unsicherheit im System, da man erstens nicht so genau weiß, was er eigentlich will, und zweitens, da er wahrscheinlich eher protektionistische Maßnahmen ergreifen wird. Diese gesteigerte Unsicherheit sollte sich eher in einem höheren Goldpreis widerspiegeln, da Gold ein klassischer System-Hedge ist. Auch denke ich, dass die ausländische Nachfrage nach dem US-Dollar eher nachlassen würde, was den einheimischen Nachfrageschub mehr als ausgleichen dürfte.
Generell glaube ich, es verhält sich wie beim Brexit: Die Märkte preisen anhand der Umfragen einen Wahlsieg Clintons ein und sollte sich Trump am Wahltag überraschend durchsetzen, ist mit einigen schockartigen Preisausschlägen in den verschiedensten Märkten zu rechnen, im Falle von Gold mit einem Ausschlag nach oben.“
Robert Hartmann, Geschäftsführer von Pro Aurum
„Trump ist der Kandidat der politisch frustrierten Menschen, die ein „Weiter so“ nicht mehr wollen. Diese Bewegung sieht man in vielen Ländern. Sollte Trump gewinnen, wird die Volatilität an den Finanzmärkten vorübergehend steigen – solange bis man ein Gefühl bekommt, was sich ändern wird. Auch das angekündigte Verfassungsreferendum in Italien ist ein politisches Ereignis, das definitiv das Potenzial haben könnte, für kräftige Unruhe an den Kapitalmärkten zu sorgen. Gold würde als Stabilitätsanker hiervon sicherlich profitieren.“
Markus Bachmann, Chef von Craton Capital und Fondsmanager des Craton Capital Precious Metal Fund und des Craton Capital Global Resources
„Keine Ahnung, und wer behauptet, er wüsste was ein Wahlsieg von Donald Trump für Gold bedeutet, hat keinen blassen Schimmer. Die von Ihnen erwähnte Kausalkette greift meines Erachtens nicht.“
Uwe Eilers, Vorstand beim Geneon Vermögensmanagement in Königstein
„Ein aktuell unwahrscheinlicher Wahlsieg Trumps würde nur kurzzeitig zu Ängsten an den Kapitalmärkten führen. Schließlich „haben politische Börsen kurze Beine“. Vor allem kann ein Präsident nicht gegen den Kongress und Senat regieren. Da auch die Republikaner nicht von sehr vielen Ideen Trumps begeistert sind, werden nicht sehr viele der wirren Ideen umsetzbar sein. Somit würde sein Wahlsieg keinen nennenswerten Einfluss auf den US-Dollar oder den Goldpreis haben.“
Hanré Rossouw, Portfolio-Manager des Investec Global Gold Fund
„Ein Wahlsieg Donald Trumps würde kurzfristig sicherlich mehr Unsicherheit bedeuten und den Goldpreis positiv beeinflussen. Die Kausalkette würde vermutlich eher über weiter sinkende Renditen laufen. Das würde den Bestand an Papieren mit „return-free risk“ erhöhen, wogegen Gold vergleichsweise gut abschneidet.“
Martin Siegel, Goldfonds-Manager und Geschäftsführer von Stabilitas
„Ich messe der Wahl in den USA keine wesentliche Bedeutung für den Goldpreis zu.“
James Withall, Manager des BakersteeL Precious Metals Fund
„Kurzfristig ist es wahrscheinlich, dass ein Trump-Sieg den Goldpreis etwas Auftrieb geben würde, während ein Clinton-Sieg möglicherweise eine gewisse Schwäche im Goldpreis hervorrufen könnte. Auf mittel- bis langfristige Sicht glauben wir jedoch, dass sowohl ein Clinton-, als auch ein Trump Sieg sich als positiv für Gold herausstellen wird. Keiner der beiden Kandidaten hat Pläne zum Ausgleich des Budgetdefizits oder für Ausgabenkürzungen; sowohl Trump als auch Clinton sind offen für eine Erhöhung der Staatsausgaben.
Während die Goldpreise im Allgemeinen negativ mit dem US-Dollar korreliert sind, gibt es Zeiten, in denen sie sich im Gleichschritt bewegen. Ein stärkerer Dollar dürfte die labile US-Konjunktur schwächen, was die US-Notenbank dazu veranlassen könnte, weitere politische Maßnahmen zu ergreifen, um dieser Schwäche entgegenzuwirken; was wiederum positiv für Gold sein könnte.“
Claus Walter, Geschäftsführer beim Freiburger Vermögensmanagement
„Es klingt erst mal stichhaltig, dass ein starker Dollar zu sinkenden Goldpreisen führt, aber gleichzeitig könnten außenpolitische Irritationen durch einen Präsidenten Trump auch zu einer höheren Nachfrage nach dem Krisenmetall Gold führen.“
Rainer Beckmann, Geschäftsführer beim Ficon Börsebius Invest in Düsseldorf
„Auch ein möglicher stärkerer US-Dollar wird den Goldpreis nicht daran hindern, seinen Weg in Richtung 1.400 Dollar pro Feinunze und anschließend auf das alte Allzeithoch von 1.921 Dollar im September 2011 anzutreten. Ein Wahlsieg von Donald Trump wäre ein zusätzlicher Preistreiber in einer dann noch unsichereren Gesamtlage.“
Joe Foster, Portfolio-Manager und Stratege für die Gold-Fonds des US-Asset-Managers Van-Eck
„Sollte Trump als Sieger aus dem Wahlkampf hervorgehen, wird es definitiv zu steigender Unsicherheit kommen – vor allem, wenn er seinem bisherigen Kurs in Sachen Immigration und Handel treu bleibt. Widersprechen möchte ich Ihrer Kausalkette aber ab dem zweiten Punkt: Zwar ist der US-Dollar bei globalen Unsicherheiten tatsächlich meist der erste Rückzugort für Investoren. Wenn allerdings die Lage der US-Wirtschaft ebenso unsicher ist, dann ist Gold der ultimativ sichere Hafen. Und letzteres wäre bei einem Wahlsieg Trumps der Fall: Daher rechnen wir für dieses Szenario vielmehr mit einer Schwächung des US-Dollar und einer Steigerung des Goldpreises.“
Joachim Berlenbach, Berater des Earth Gold Fund UI
„Ich finde es schwierig dies zu beurteilen. Die generelle Meinung geht eher dahin, dass ein Wahlsieg von Trump eine zunehmend unsichere Welt bedeutet, was den Goldpreis unterstützen könnte. Allerdings bin ich nicht sicher, ob die Welt unter Clinton als US-Präsidentin wirklich aufatmen kann und so viel sicherer und berechenbarer sein wird.“
Jörg Jubelt, Vermögensverwalter bei der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf
„Ein Wahlsieg von Donald Trump würde sicherlich – nicht nur in den USA – zunächst für Marktirritationen sorgen. Gold könnte hierbei ein Profiteur sein. Meiner Erfahrung nach haben politische Börsen „kurze Beine“. Die Märkte würden nach einer deutlichen Reaktion, schnell wieder zur Tagesordnung zurückkehren, was auch für das Gold und den US-Dollar gilt. Unter einem Präsidenten Trump gäbe es an den Börsen Gewinner- und Verliererbranchen.“
Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa und volkswirtschaftlicher Berater des P&R Real Value Fonds
„Diesem medialen Spektakel sollte man vermutlich nicht allzu viel Beachtung schenken und irgendwelche Wetten eingehen. Besser ist es, sich nicht ablenken zu lassen und sich mit den Entwicklungen genau zu befassen, die den Geld- und Goldwert und die Finanzmarktpreise systematisch bestimmen.“
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter beim I.C.M. Independent Capital Management in Mannheim
„Auch für Gold gilt: Politische Börsen haben kurze Beine. Auch hier zeigt die Erfahrung: Es kommt nur darauf an, was der neue Präsident oder die neue Präsidentin tut. Hier begleitet von einem wichtigen Faktor: Wie reagiert der US-Dollar. Der Goldpreis profitiert von einem schwachen Dollar deutlich mehr, als von einem starken. Die hohen amerikanischen Schulden sind fremdfinanziert. So ist zum Beispiel China einer der größten Schuldner. Ein zweiter Schuldner ist bereits die FED. Wenn die eigene Notenbank die Schulden in Form von Anleihen (Treasuries) aufkauft, dann will diese ja offensichtlich sonst niemand. Da die anderen Westmächte das gleiche Problem haben, dürfte es eher zu einer Seitwärtsbewegung, zumindest des Währungspaares Euro/US-Dollar, kommen.“
Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac
„Gold gilt ja als „Fluchtwährung“, und so könnte der Goldpreis in Zeiten hoher allgemeiner Unsicherheit, zum Beispiel bei einer deutlichen Verschlechterung des Haushaltsdefizits, steigen. Daneben würde Gold auch von der vorgesehenen expansiven Fiskalpolitik – auch im Falle eines Siegs Clintons – profitieren, die die Inflationserwartungen in die Höhe treiben könnte.“
Andreas Görler, senior Wealth Manager bei Wellinvest, Pruschke & Kalm
„Nicht nur der prominente Investor George Soros hat sich kürzlich stärker auf Gold fokussiert. Man bemerkt auch, dass Nervosität an Finanzmärkten häufig mit Investments in das Edelmetall kompensiert wird. So gesehen stellen natürlich auch die US-Wahlen eine Ungewissheit dar, die zu einem Investment in einen vermeintlichen sicheren Hafen führen kann. Sollten sich die Amerikaner für einen Präsidenten Trump entscheiden, wird der Goldpreis daher vermutlich weiter ansteigen.“
Quelle: Das Investment