Der Allianz Global Wealth Report 2016 sieht die globale Vermögensentwicklung an einem kritischen Punkt. Demnach gehen die Wachstumsraten in vielen Regionen deutlich zurück. Besonders betroffen sind Westeuropa, die USA und Japan.
Die fetten Jahre des Vermögenswachstums scheinen vorbei: Das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte erzielte 2015 mit 4,9 Prozent eine Zuwachsrate, die nur noch knapp über der Wachstumsrate der allgemeinen Wirtschaftstätigkeit lag.
In den drei Jahren zuvor war das Vermögen mit im Schnitt 9 Prozent noch rund doppelt so schnell gewachsen. Das geht aus der siebten Ausgabe des „Global Wealth Reports“ der Allianz hervor, der die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in mehr als 50 Ländern analysiert.
„Die globale Vermögensentwicklung ist an einem kritischen Punkt angekommen“, sagt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, die Entwicklung. „Offensichtlich verliert die extrem expansive Geldpolitik auch als Treiber der Vermögenspreise an Wirkung. Ein wichtiger Faktor des Vermögenswachstums der letzten Jahre fällt damit weg. Gleichzeitig rutschen die Zinsen immer tiefer, bis weit in den negativen Bereich. Für die Sparer sind das keine guten Aussichten.“
Asien auf der Überholspur
Das rückläufige Vermögenswachstum betrifft laut Studie vor allem Westeuropa, die USA und Japan. In Westeuropa (3,2 Prozent) und den USA (2,4 Prozent) ging die Zuwachsrate 2015 gegenüber dem Vorjahr auf weniger als die Hälfte zurück. Den Gegenpol bildet die Region Asien (ohne Japan) mit einem Plus von 14,8 Prozent.
Der Abstand zum Rest der Welt wird dabei immer größer: Selbst die beiden anderen aufstrebenden Regionen, Lateinamerika und Osteuropa, wachsen im Mittel nur noch halb so schnell wie Asien.
Von den insgesamt 155 Billionen Euro weltweiten Brutto-Geldvermögens entfallen inzwischen 18,5 Prozent auf die Region Asien (ohne Japan), die ihren Anteil damit seit Beginn des neuen Jahrtausends mehr als verdreifachen konnte und auch am Euroraum (14,2 Prozent) vorbeigezogen ist.
Nord-Süd-Gefälle
Vergleicht man die Vermögensentwicklung in den Ländern innerhalb des Euroraums selbst, offenbart die Studie ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. So zeigten die nördlichen Länder Westeuropas 2015 ein im regionalen Vergleich überdurchschnittliches Vermögenswachstum. An der Spitze standen dabei die schwedischen Haushalte, deren Ersparnisse um 9,1 Prozent zunahmen, gefolgt von Dänemark mit 6,5 Prozent.
Schneller als im westeuropäischen Mittel wuchs der Vermögensbestand auch in Norwegen (+5,4 Prozent) sowie in Frankreich (+4,9 Prozent), Deutschland (+4,6 Prozent) und Finnland (+4,6 Prozent). Belgien und die Niederlande schlugen mit einem Anstieg von 3,9 Prozent beziehungsweise 3,6 Prozent nur knapp den regionalen Mittelwert.
Verhalten war der Zuwachs in Italien (+2,2 Prozent), Österreich (+1,8 Prozent), Großbritannien (+1,8 Prozent) und der Schweiz (+1,7 Prozent), der sich im Vorjahresvergleich zum Teil deutlich verlangsamte. Die Länder im Süden Westeuropas bilden bei den Zuwachsraten die Schlusslichter: Während die Vermögen auf der iberischen Halbinsel immerhin noch wuchsen (+1,4 Prozent in Spanien und +1,3 Prozent in Portugal), verzeichnet die Studie für Griechenlands Haushalte nach wie vor ein Minus.
Deutliche Unterschiede zeigt die Studie auch bei den bevorzugten Anlageklassen: So reicht die Bandbreite beim Anteil des Wertpapiervermögens am gesamten Geldvermögen von 11,9 Prozent in den Niederlanden bis hin zu 48,0 Prozent in Finnland.
Über die Studie: Dem Allianz Global Wealth Report liegen die Daten aus 53 Ländern zugrunde. Diese Länderauswahl deckt rund 90 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes und 69 Prozent der Weltbevölkerung ab.
Von: Redaktion
Quelle: Das Investment