Vor einigen Wochen gab die erste Vermögensverwaltung ihre Schließung aufgrund des Mehraufwands durch Mifid II bekannt. Wie andere Vermögensverwalter dazu stellen und welche Probleme die EU-Finanzmarktrichtlinie für ihr Unternehmen sowie für die gesamte Branche mit sich bringt: Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio, zeigt sich optimistisch.
DAS INVESTMENT.com: Herr Zimmer, warten Sie ab, bis Konkretes zur Mifid-II-Umsetzung in deutsches Recht bekannt wird, oder bereiten Sie sich jetzt schon auf Mifid II vor?
Uwe Zimmer: Wir bereiten uns jetzt schon vor, indem interne Abläufe und Prozesse vor Inkrafttreten erprobt und etabliert werden. Unsere IT-Prozesse sind bereits heute darauf eingestellt und Mifid II konform.
Und was haben Sie konkret unternommen?
Zimmer: In erster Linie wurden unsere IT- Prozesse durch unseren Anbieter DSER Munio angepasst. Daraus leiten sich interne Ablaufanpassungen ab, die wir derzeit adjustieren.
Laut einem Bericht von Citywire hat der Freiburger Vermögensverwalter Gutmann Vermögensberatung sein Unternehmen zum Jahresende 2015 aufgelöst. Die künftigen Regulierungsmaßnahmen durch Mifid II und der damit verbundene administrative Aufwand hätten das Geschäft nicht mehr rentabel gemacht, erklärte der Firmenchef Hans-Jürgen Gutmann. Können Sie diesen Schritt nachvollziehen?
Zimmer: Wir können diesen Schritt nicht nachvollziehen. Die Frage der Rentabilität hat zwei Aspekte. Ist genug Kundenpotenzial vorhanden, um das Geschäftsmodell “Vermögensverwaltung” zu betreiben? Hier muss die klare Antwort “ja” lauten. Ist das Modell intern skalierbar und mit vertretbaren Kosten betreibbar? Die Antwort hängt hier im Wesentlichen von der IT-Durchdringung innerhalb der Prozessabläufe und von logischen standardisierten Wertschöpfungsketten ab. Wenn also die internen Abläufe klug konzipiert worden sind und durch eine durchgängige IT umgesetzt worden sind, dann ist das Geschäftsmodell “Vermögensverwaltung” sehr lukrativ.
Ein weiteres Problem ist laut Gutmann, dass unabhängige Vermögensverwalter künftig ausschließlich gegen Honorar beraten dürfen. Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus? Und wird es sich mit der Einführung von Mifid II ändern?
Zimmer: Es hat kaum Implikationen auf unser Geschäftsmodell, weil wir jetzt schon vieles entsprechend umsetzen. Neue Verträge werden jetzt schon Mifid II konform unterschrieben. Es werden nur noch Honorare vereinnahmt und Bestandsprovisionen durchgereicht.
Mit welchen Mehrausgaben durch die Umstellung auf Mifid-II-Anforderungen rechnen Sie?
Zimmer: Wir rechnen mit keinen Mehrausgaben, sondern eher mit einer Standardisierung der Prozesse und Kostenersparnissen.
Wer kümmert sich bei Ihnen in der Vermögensverwaltung um die Umstellung auf Mifid II?
Zimmer: Die Führungsebene ist der Treiber. Alle anderen Prozesse werden an unseren IT-Dienstleister ausgelagert. Intern wäre es nicht zu stemmen.
Wenn Sie einen Wunsch an die Regulierer bezüglich Mifid II formulieren könnten, welcher wäre das?
Zimmer: Die Entwicklung muss so weitergehen, denn die Konsolidierung führt zu einer Professionalisierung der Branche und zu Kundenvertrauen.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.