Das Investment: 11 Argumente, weshalb Deutschland gar nicht so schlecht ist

sjb_werbung_das_investment_300_200Das Vertrauen in Deutschland als ein führendes Industrieland der westlichen Welt scheint in breiter werdenden Bevölkerungskreisen erschüttert. Geldpolitik, Rentenreform, Flüchtlingskrise und langsames Wachstum verunsichern Investoren. Martin Hüfner erklärt, warum Deutschland trotzdem nicht instabil ist.

Ein Kunde sagte mir dieser Tage besorgt, ihm falle zu Deutschland derzeit nur noch Negatives ein. Die Staatsverschuldung sei zu hoch. Das Wachstum komme nicht in Fahrt. Der Flüchtlingszustrom bedrohe die Stabilität der Gesellschaft. Die Politik sei reformunwillig. Bei Nullzinsen sei das Geld nichts mehr wert. Und, und, und. Gibt es denn gar nichts Positives mehr, so fragte er. Wenn ich es recht sehe, ist er mit dieser Meinung nicht allein.

Eine solche Haltung ist nicht nur gefährlich. Sie kann eine sich selbst verstärkende Spirale nach unten in Gang setzen. Wo soll in einer solchen Konstellation noch Wachstum herkommen? Sie ist auch falsch. Es gibt nicht nur Negatives in Deutschland.

Es gibt auch Positives. Ich habe dazu hier einmal ein paar Punkte zusammengestellt. Sie sind nicht neu, werden in der Diskussion aber oft übersehen. Sie ergeben für sich genommen zwar auch kein realistisches Bild. Aber zusammen mit dem Schlechten, das alle im Kopf haben, kommt man vielleicht doch zu einer vernünftigeren Beurteilung.

Erstens:
Deutschland gehört zu den wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt. Nach dem Competitiveness Report des World Economic Forums belegt es unter 144 Ländern den vierten Platz. Gegenüber dem letzten Jahr hat es sich sogar um einen Platz verbessert. Siehe Tabelle. Das ist nicht nur ein Phantom von Think Tanks. Es zeigt sich auch in den Zahlen. Deutschland ist nach China und den USA die drittgrößte Exportnation der Welt. Es weist – sehr zum Ärger mancher Handelspartner – mit über 300 Milliarden Euro auch einen der größten Leistungsbilanzüberschüsse aus.

Zweitens:
Deutschland gehört in wichtigen Industrien zu den führenden Produzenten der Welt. Keiner baut so gute Autos. Seine Maschinen werden überall geschätzt. Es hat eine große Chemie- und Elektroindustrie. Es treibt die Industrie 4.0 voran. Nur in den digitalen Zukunftsindustrien ist das Land zurückgeblieben.

Drittens, was Wenige wissen:
Deutsche Immobilien sind in letzter Zeit zu einem der interessantesten Märkte für internationale Investoren geworden. Sie schätzen die lebendigen Städte mit vielen Innovationen, die gute Beschäftigungssituation und die Nachhaltigkeit des Bauens. Nicht zuletzt sind die Preise der Immobilien verglichen etwa mit London oder Paris niedrig.

Viertens:
Deutschland hat einen großen und aktiven Mittelstand. Die vielen kleinen und mittleren Unternehmen sorgen dafür, dass der Wettbewerb hart und effizient ist. Sie erzwingen eine hohe Serviceorientierung gegenüber dem Kunden und ermöglichen schnelle Anpassungen an veränderte Daten auf den Weltmärkten.

Fünftens, was weniger bekannt ist und den Deutschen oft nicht zugetraut wird:
Die Bundesrepublik gibt gemessen am Sozialprodukt mehr für Research & Development aus als die USA oder China. Es liegt ganz vorne bei den Patentanmeldungen pro Einwohner. Bei Produkt- und Prozessinnovationen rangiert es nur knapp hinter dem Spitzenreiter Israel. Darauf weist die Bertelsmann-Stiftung in ihrer Studie der Sustainable Governance Indicators (SGI) hin.

Sechstens, eine Zahl, die ich auch nicht geglaubt hatte:
Die Manager sind hierzulande jünger als in anderen Ländern. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Strategy& liegt das Durchschnittsalter der Vorstandsvorsitzenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei 49 Jahren verglichen mit 51 Jahren in den USA, Kanada und China. In Japan sind die obersten Chefs im Schnitt sogar 60 Jahre alt. Jugend ist zwar keine Erfolgsgarantie. Sie ist aber in einer sich so rasch ändernden Welt kein Fehler.

Siebtens:
Eine der traditionellen Stärken ist das duale System der Berufsausbildung. Die Qualifikation der deutschen Facharbeiter ist im weltweiten Vergleich hoch.

Achtens:
Deutschland gehört zu den wenigen Ländern der Welt, in denen die Arbeitslosigkeit nicht zu, sondern abgenommen hat. Nach einer Statistik der OECD hat es unter den großen Industrieländern nach Japan und Korea die niedrigste Arbeitslosenquote.

Neuntens:
Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, die ihr Budgetdefizit auf null zurückgeführt haben. Der Bestand an Staatsschulden ist zwar mit 71 Prozent des Bruttoinlandsproduktes immer noch hoch. Wenn die jetzige Finanzpolitik so fortgesetzt wird, dann besteht jedoch bis 2020 die Chance, wieder unter die Zielgröße von 60 Prozent zu kommen.

Zehntens:
Deutschland hat eine im Ausland hochangesehene Kanzlerin. Sie gehört zu den am längsten amtierenden Regierungschefs in der westlichen Welt. Überhaupt ist die politische Stabilität in Deutschland verglichen mit anderen Staaten relativ hoch. Deutschland hatte seit 1950 nur insgesamt acht Kanzler. Jeder regierte im Schnitt acht Jahre.

Elftens:
Bei einem internationalen Vergleich der Wirtschaftspolitik kommt die Bertelsmann-Stiftung in der oben angegebenen Studie zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik unter 41 Ländern zu den drei besten gehört.

Für den Anleger vielleicht am wichtigsten:
Die pessimistische Haltung vieler Investoren beißt sich mit der Entwicklung der Wertpapiermärkte. Aktienkurse sind immer auch ein Zeichen von Zukunftsvertrauen in einer Volkswirtschaft. Der Dax ist in den letzten Jahren kräftig gestiegen.

Darin spiegelt sich nicht nur das viele Geld der Zentralbanken. Es signalisiert auch die Erwartung zunehmender Unternehmenserträge. Das ist ein weiterer Grund, sein Geld nicht nur im Ausland, sondern auch im Heimatmarkt zu investieren.

Von: Martin Hüfner

Quelle: DAS INVESTMENT

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