Selbst wenn es nicht zu einem weiteren Goldpreisanstieg kommen sollte, erwarten George Cheveley und Hanre Roussow, Manager des Investec Global Gold Fund, eine Erholung bei Goldaktien. Warum, erklären sie im Gespräch mit DAS INVESTMENT.com.
DAS INVESTMENT.com: Nach massiven Verlusten im vergangenen Jahr geht es mit dem Goldpreis seit Jahresanfang wieder nach oben. Übliche Marktausschläge oder der Beginn einer Erholungsphase?
George Cheveley: Auf dem Goldmarkt waren erhebliche Fluchtkäufe zu beobachten, für die es mehrere Gründe gab. Sorgen in Bezug auf das globale Wachstum haben zu drastischen Rückgängen an den Aktienmärkten in aller Welt geführt. Auch sind die Erwartungen eines weiteren Zinsanstiegs in den USA in diesem Jahr im vergangenen Monat deutlich zurückgegangen. Viele erwarten nun keine oder lediglich eine weitere Zinserhöhung. In den Schwellenmärkten haben Währungsabwertungen, Befürchtungen hinsichtlich stärkerer Kapitalkontrollen und Marktvolatilität dazu geführt, dass Privatpersonen und Regierungen verstärkt Gold gekauft haben.
Auch die Nachfrage nach Gold ist stark gestiegen. Wie erklären Sie sich das?
Cheveley: In den letzten Monaten haben wir einen starken Anstieg der Nachfrage und der Mittelzuflüsse seitens der Anleger beobachtet. Einige suchen lediglich aufgrund der gestiegenen Volatilität nach einem sicheren Hafen; eine bedeutende Zahl von Anlegern wird jedoch von den längerfristigen Aussichten der Goldproduzenten angezogen, da die Umstrukturierungsmaßnahmen Früchte tragen und die Margen steigen, was durch das günstigere Umfeld für den Goldpreis unterstützt wird.
Hanre Roussow: Wir glauben, dass die Ungewissheit hinsichtlich der globalen Wachstumserwartungen und das anhaltende geopolitische Risiko ebenfalls dazu beitragen werden, den Goldpreis zu stützen. Die Auswirkungen des gesunkenen Ölpreises belasten weiterhin das Wirtschaftswachstum und die soziale Stabilität in mehreren Ölförderländern. Die Volkswirtschaften in Japan und der Eurozone sind noch immer geschwächt, während die Bedenken wachsen, ob der chinesischen Wirtschaft eine „weiche Landung“ gelingen wird, da sich das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum abgekühlt hat.
In der derzeitigen Diskussion über die Bargeld-Obergrenzen sehen einige Marktbeobachter bereits den ersten Schritt zu einer Bargeld-Abschaffung. Ohne Bargeld wären Sparer aber dem drohenden Negativzins der Banken schutzlos ausgeliefert, so ihre Argumentation. Damit bliebe Gold der einzige Ausweg, um der drohenden Enteignung der Bürger zu entkommen. Können Sie diese Argumentation nachvollziehen?
Roussow: Wir schließen uns dieser Argumentation an. In einem von niedrigen oder negativen Zinsen geprägten Umfeld wird Gold attraktiver, da es eine Alternative zu Fiat-Währungen bietet und eine Wertanlage darstellt, die nicht durch Negativzinsen oder die Deflationsbekämpfung der Zentralbanken beeinträchtigt werden kann.
Auch Goldminen profitieren vom aktuellen Goldrausch: Die Kurse der Goldminen-Aktien haben sich in den letzten Tagen sogar verdoppelt. Sind diese Aktien nun fair bewertet oder ist da noch Luft nach oben? Können Goldproduzenten auf dem aktuellen Preisniveau profitabel arbeiten?
Cheveley: Die Goldproduzenten erleben einen starken Aufwärtstrend, da sie in Bezug auf die Goldpreise einen größeren Spielraum haben. Nach fünf Jahren sinkender Goldpreise haben die Bergbaugesellschaften Kosten und Investitionsaufwand drastisch reduziert. Infolgedessen ist es wahrscheinlich, dass der Ausstoß der Goldminen mit Beginn dieses Jahres zurückgehen wird, da weniger neue Projekte erschlossen werden. Gleichzeitig verbessern sich jedoch die Margen der Unternehmen, unterstützt durch die schwächeren Wechselkurse der Nicht-US-Dollar-Währungen und den gesunkenen Ölpreis. Wir erwarten eine weitere Erholung der Goldaktien, da sich die Margen aufgrund der Kostensenkungen verbessern werden, selbst wenn es nicht zu einem deutlichen Anstieg des Goldpreises kommen sollte.
Ist die Konsolidierungswelle auf dem Goldminen-Markt schon vorbei? Und sind Minengesellschaften, die die Goldpreiseinbrüche des vergangenen Jahres überstanden haben, mittlerweile besser aufgestellt als vor den Preiseinbrüchen?
Roussow: Wir rechnen damit, dass die Umstrukturierung der Portfolios weitergehen wird, was auch verstärkte Fusionen und Übernahmen einschließt. Die Goldunternehmen haben seit dem Zusammenbruch des Goldpreises im Jahr 2012 ihr Geschäft optimiert und sind nun besser aufgestellt, um starke Cashflows zu generieren. Die nächste Gold-Hausse wird durch die deutliche Reduzierung der Explorations- und Erschließungsaktivitäten in den letzten 3 Jahren unterstützt, die unserer Meinung nach in den kommenden Jahren zu einer geringeren Goldförderung führen wird.
Was sind derzeit Ihre Favoriten unter den Minengesellschaften? Und von welchen Unternehmen würden Sie lieber die Finger lassen?
Cheveley: Die derzeit attraktivsten Goldaktien sind nach unserer Ansicht die südafrikanischen und australischen Goldbergbau-Unternehmen. Diese profitieren weiterhin von niedrigeren Kosten, vornehmlich aufgrund der schwächeren Währungen. Wir haben unser Engagement in Gold-Lizenzunternehmen reduziert, da diese in einem von steigenden Goldpreisen geprägten Umfeld gewöhnlich niedrigere Renditen erbringen.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.