Evy Hambro, Investmentchef im Team für natürliche Ressourcen und Portfolio-Manager des BGF World Gold Fund bei Blackrock kommentiert den aktuellen Gold-Run und spricht über Chancen, die das gelbe Edelmetall und Minenaktien Investoren bieten.
DAS INVESTMENT.com: Nach massiven Verlusten im vergangenen Jahr geht es mit dem Goldpreis seit Jahresanfang wieder nach oben. Übliche Marktausschläge oder der Beginn einer Erholungsphase?
Evy Hambro: Gold hat davon profitiert, dass Anleger wieder verstärkt sichere Häfen suchen. Auslöser dafür dürften die Schwäche am Aktienmarkt, die Volatilität bei den Währungskursen sowie die zunehmende geopolitische Unsicherheit sein.
Auch die Nachfrage nach Gold ist stark gestiegen. Wie erklären Sie sich das?
Hambro: Auch das ist wohl ein Ausdruck dafür, dass sichere Häfen gefragt sind. Gold-ETFs beispielsweise haben allein im Januar so starke Zuflüsse verbucht, dass sie infolgedessen rund 53 Tonnen des Edelmetalls zusätzlich gekauft haben.
In der aktuellen Diskussion über die Bargeld-Obergrenzen sehen einige Marktbeobachter bereits den ersten Schritt zu einer Bargeld-Abschaffung. Ohne Bargeld bliebe Gold der einzige Ausweg, um dem Negativzins und damit der drohenden Enteignung der Bürger zu entkommen. Können Sie diese Argumentation nachvollziehen? Und könnten die Diskussionen über Bargeld-Obergrenzen mit ein Grund für steigende Goldnachfrage gewesen sein?
Hambro: Dass solche Diskussionen für Unsicherheit sorgen können, ist nachvollziehbar. Und was für Unsicherheit sorgt, verleiht dem Goldpreis tendenziell Rückenwind.
Auch Goldminen profitieren vom aktuellen Goldrausch: Die Kurse der Goldminen-Aktien haben sich in den letzten Tagen sogar verdoppelt. Sind diese Aktien nun fair bewertet oder ist da noch Luft nach oben?
Hambro: Der FTSE Gold Mines Index hat seit Jahresanfang um rund 40 Prozent zugelegt. Dies zeigt, dass Goldminenaktien das Beta des Goldpreises nachvollziehen – etwas, das in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall war. Insofern könnte bei Minenaktien durchaus Luft nach oben sein, wenn der Goldpreis sich weiterhin positiv entwickelt. Und die Chancen dafür sind durchaus vorhanden – angesichts des offenbar schwindenden Vertrauens der Märkte in die Fähigkeit der Zentralbanken, der aktuellen Krise Herr zu werden.
Können Goldproduzenten auf dem aktuellen Preisniveau profitabel arbeiten?
Hambro: Die Branche hat im Hinblick auf ihr Geschäft und ihre Bilanzen viele schmerzliche Anpassungen durchlaufen, um sich auf einen niedrigeren Goldpreis einzustellen. Insofern sollten die qualitativ hochwertigen Unternehmen in unserem Portfolio auch dann starke Renditen liefern, wenn der Goldpreis auf dem aktuellen Niveau verharrt.
Ist die Konsolidierungswelle auf dem Goldminen-Markt schon vorbei? Und sind Minengesellschaften, die die Goldpreiseinbrüche des vergangenen Jahres überstanden haben, mittlerweile besser aufgestellt als vor den Preiseinbrüchen?
Hambro: Die Branche hat deutliche Fortschritte bei der Restrukturierung erzielt, ihre Geschäftsmodelle umgestellt und so den freien Cashflow erhöht. Insofern ist sie in einer deutlich stärkeren Position als vor einem Jahr.
Was sind derzeit die Hauptprobleme der Minengesellschaften?
Hambro: Die Goldproduzenten müssen Wege finden, wie sie ihren Unternehmenswert durch Wachstum, Exploration oder Fusionen und Übernahmen steigern können. Gleichzeitig müssen sie ihre abnehmenden finanziellen Reserven im Hinterkopf behalten.
Was sind derzeit Ihre Favoriten unter den Minengesellschaften? Und von welchen Unternehmen würden Sie lieber die Finger lassen?
Hambro: Angesichts des zuvor beschriebenen Umfeldes ist es besonders wichtig, auf Qualität zu setzen. In unserem Portfolio haben wir Unternehmen mit geringen Kosten, qualitativ hochwertigem Vermögensbestand und relativ gesunden Bilanzen übergewichtet.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.