Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Erste Allgemeine Verunsicherung“

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 22.01.2016.

Die erste allgemeine Verunsicherung, mit der die Märkte in das neue Jahr durchstarteten, war zweifelsohne China, das als Chiffre für dortige Konjunktursorgen, Verwerfungen am A-Share-Markt und die Abwertung des Renminbi steht. Die Wirkungsketten brachten noch weitere Verunsicherungen mit sich: Die globalen Konjunktursorgen wurden ebenfalls verstärkt und von den aktuellen Daten kaum entkräftet, der Rohölpreis kam weiter ins Rutschen und zog auch jene Branchen mit sich, die vom Ölpreis oder von Investitionen rund um das Öl abhängig sind. Die Aktienmärkte, als Seismograph für die Risikoneigung der Investoren gaben weltweit nach, immer wieder unterbrochen von einigen hoffnungsfroh stimmenden Momenten. Auch in anderen Finanzmarktsegmenten setzt sich die Verunsicherung fort.

Nicht nur die Anleiherenditen sind in den großen Regionen der Welt wieder gesunken, was zu einer Verflachung der Zinsstrukturkurven führte, auch die Swap-Spreads gegenüber Staatsanleihen weiteten sich aus, ebenso die Renditezuschläge der Euro-Peripherieanleihen gegenüber den Bundesanleihen.

Drei Taktgeber müssen jetzt in den kommenden Wochen genau verfolgt werden:
1. Die Geldpolitik.
2. Die Konjunkturdaten.
3. Die angelaufene Berichtssaison.

Was wäre ein Kapitalmarktausblick ohne Geldpolitik? Wir bleiben dabei: Auch wenn diese durch den ersten Zinsschritt der Fed weltweit (leicht) divergiert, so bleibt sie in der Summe dennoch expansiv und darauf bedacht, Konjunktur wie Märkte zu stabilisieren. In die-sem Punkt fühlen wir uns von der jüngsten Sitzung des EZB-Rats durchaus bestätigt.

In der neuen Woche stehen die geldpolitischen Sitzungen bei der Fed (Ergebnisse: Mittwoch) und der Bank of Japan (Ergebnisse: Freitag) an. Bei der BoJ ist die Sache einfach: Mit Hochdruck weiter, nur nicht beirren lassen, auch nicht davon, dass Stanley Fischer, immerhin Fed-Vize und Großmeister der expansiven Geldpolitik, jüngst Zweifel äußerte, ob zu viel Zentralbankliquidität am Ende nicht zu Vermögenspreisblasen führen könnte. Umso aufmerksamer dürfte die Tagung des Offenmarktausschusses der Fed verfolgt werden, die erste nach dem Zinsschritt. Ob sich Präsidentin Janet Yellen zu einer, zumindest in der Wortwahl, ruhigeren Gangart verleiten lässt?

Bei den Konjunkturdaten stehen in der kommenden Woche einige (rückwärtsgewandte) erste Schätzungen zum Bruttoinlandsprodukt an (u.a. für das Vereinigte Königreich, die USA und einzelne Länder der Eurozone) und – viel wichtiger – nach vorne blickende Frühindikatoren an. Zwischen diesen sollten der ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland; Montag), der GfK-Konsumklimaindikator für Deutschland, die Neubauverkäufe aus den USA (jeweils Mittwoch), der EU-Geschäftsklimaindex, die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe jeweils aus den USA (Donnerstag), sowie am Freitag die japanische Industrieproduktion und aus den USA der Chica-go

Einkaufsmanagerindex und der Index zur Verbraucherstimmung der Uni Michigan hervorstechen. Nicht unerheblich sind auch die vorläufigen Verbraucherpreise aus dem Euroraum mit Blick auf den weiteren Kurs der EZB. Diese sollten allerdings noch von den Rohstoffpreisen überlagert werden. Die Berichtssaison ist noch jung, aber nicht ohne Überraschungen. Ölpreise um 30$/bbl deuten auf weitere Abwärtsrisiken bei den Gewinnschätzungen für Ölaktien hin, was die extreme Bewertungsdivergenz zwischen Rohstoff- und Konsumsektoren vorerst weiter befeuert. Dabei zeigt sich die Entwicklung als heterogen. Während in den USA, Deutschland und Japan das negative Momentum bei den Gewinnrevisionen dominiert, hat es sich für britische Aktien stabilisiert.

In der Summe dürften die drei großen Taktgeber in der kommenden Woche kaum für eine nachhaltige Trendumkehr sorgen und bei dem aktuellen Stimmungsbild ist auch nicht eindeutig, ob taubenhafte Signale der Fed, sofern sie denn kommen, positive („Liquidität treibt“) oder negativ („Konjunktursorgen“) interpretiert würden.

Gut nur: Das Sentiment der privaten Investoren in den USA liegt, gemessen am Saldo der „Bullen“ und der „Bären“, bereits im Keller. Es hat ein Niveau erreicht, wie Ende 2008 in der Abfolge der Lehman-Pleite nicht mehr.

Allgemeine Besonnenheit in der kommenden Woche wünscht
Hans-Jörg Naumer

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