Allianz | Frankfurt, 07.01.2016.
Das neue Jahr bringt viele alte Bekannte, die uns Anlegern so vertraut sind, wie die Helden der Star Wars-Saga: Die globalen Ungleichgewichte haben sich zwar verringert, sind aber nicht gänzlich verschwunden. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die Leistungsbilanzüberschüsse eher auf einen Rückgang der Importe als auf wachstumsbegünstigende Exporte zurückzuführen sind. Eine der Hauptursachen für globale Ungleichgewichte ist die zur Stützung der Konjunktur weltweit gelockerte Geldpolitik. Die Leitzinsen in den entwickelten Ländern sind auf Rekordtiefstände gefallen.
Dabei hat es seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 über 700 Zinssenkungen gegeben. Der durchschnittliche globale Leitzins beträgt mit aktuell 2,3 % nur noch die Hälfte der Trendwachstumsrate des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Nicht zuletzt die niedrigen Finanzierungskosten haben in vielen Volkswirtschaften zu überhöhter Verschuldung geführt. Die Schuldenquoten befinden sich in den entwickelten Staaten nahe ihren historischen Höchstständen.
Die Geldpolitik wird auch deshalb weiterhin sehr wachstumsfreundlich bleiben. Dabei verfolgen die Notenbanken in Europa und Japan unverändert einen ausgeprägten Kurs der quantitativen Lockerung. Darin ändert auch die jüngste Leitzinsanhebung der US-Notenbank Fed nichts. Im neuen Jahr dürften zwar noch zwei weitere Zinsanhebungen folgen, gemessen z.B. aber an der anerkannten „Taylor-Regel“ müsste die Federal Funds Rate deut-lich höher liegen. Diese anhaltend expansive Geldpolitik und eine Konjunkturentwicklung, die etwa im Rahmen des Wachstumspotentials liegen dürfte, sollte die Aktienmärkte längerfristig stützen
Fazit: Das Marktumfeld dürfte – zumindest in den entwickelten Ländern – weiterhin von niedrigem Wirtschaftswachstum, niedriger Inflation und niedrigen Zinsen geprägt bleiben. Anle-ger haben daher kaum eine andere Wahl, als Risiken einzugehen. Dabei geht es im Negativrenditeumfeld bei teilweise erhöhten Bewertungen vor allem um Kapitalerträge, weniger um Kursgewinne. Fingerspitzengefühl gehört bei der Anlageentscheidung also dazu.
Die sich abzeichnende Volatilität führt mich zu dem Wunsch:
Mögen die Märkte mit Ihnen sein. Immer. Auch 2016. In diesem Sinne, verbleibe ich Ihr
Hans-Jörg Naumer