Das Investment: Fondsmanagerin Marie-Jeanne Missoffe: „Viele Nischen-Werte sind attraktiver bewertet als Large Caps“

sjb_werbung_das_investment_300_200Im Fokus der Fondsmanagerinnen Diane Bruno, Marie Guigou und Marie-Jeanne Missoffe stehen europäische Small- und Mid Caps, die in Nischen mit hohem Wachstumspotenzial tätig sind. DAS INVESTMENT befragte Marie-Jeanne Misoffe zur Anlagephilosophie des Mandarine Unique (LU0489687243).

DAS INVESTMENT: Es gibt mehr als 2000 europäische Small- und Midcaps. Wie identifizieren Sie Ihre Zielaktien für den Fonds?

Marie-Jeanne Misoffe: Um für uns einzigartig zu sein, muss das Unternehmen eines der folgenden vier Kriterien erfüllen: Erstens, es handelt sich um ein einzigartiges Geschäftsmodell ohne vergleichbare, börsennotierte Konkurrenz in Europa. Zweitens, das Unternehmen ist Marktführer mit einem Weltmarktanteil von über 25 Prozent. Drittens, das Geschäftsmodell weist ein Alleinstellungsmerkmal in einer bekannten Branche auf (zum Beispiel eine geographische Präsenz). Das vierte Kriterium ist der technologische Vorsprung von Firmen, die einen neuen Markt schaffen oder einen bestehenden verändern können. Unser Unique-Universum besteht am Ende dieses Screenings aus rund 350 Werten, die die Grundlage für die Einzelauswahl bilden.

Und dann folgt Stockpicking?

Aus diesen Aktien picken wir zwischen 55 und 75 Aktien für den Mandarine Unique. Mid und Small Caps definieren wir dabei mit einer Marktkapitalisierungsspanne zwischen 0,35 bis 8,1 Milliarden Euro. Wir analysieren schließlich die Wettbewerbsposition, Managementqualität und Wertschöpfung der in Frage kommenden Titel. Daneben spielt die Identifikation von relevanten Investmentthemen und damit verbundener Unternehmen eine zentrale Rolle für den Nebenwerte-Sektor – aktuell etwa Smartphone-basierte Bezahlsysteme oder E-Commerce-Titel.

Sind alle vier „Unique“-Kriterien gleichermaßen wichtig?

Bei der Festlegung unseres „Unique“-Filters handelt es sich nicht um eine „Und“- Verknüpfung, sondern um ein „Entweder oder“. Allerdings ist es so, dass eine Vielzahl der Werte in unserem Universum mehrere der Auswahlkriterien in sich vereinen. Ein gutes Beispiel aus deutscher Sicht ist sicher die Dürr AG, die zum einen einen Weltmarktanteil von 60 Prozent aufweist, zum anderen gibt es in Europa keinen börsengelisteten Wettbewerber. Alle vier Kriterien haben die gleiche Gewichtung bei der Zusammensetzung unseres Universums.

Warum sind Nebenwerte eine attraktive Alternative zu Large Caps?

Es besteht eine Korrelation zwischen Nebenwerten und zyklischen Konjunkturaufschwüngen. Immer wenn die Konjunktur in der Breite anzieht, ziehen auch die zugehörigen Nebenwerte an. Viele der Werte, die aktuell in unserem Portfolio sind, sind auf eine Wirtschaftserholung in Europa ausgerichtet und derzeit relativ zu Large Caps attraktiv bewertet. Die erwartete KGV-Prämie für 2015 beziehungsweise 2016 liegt beim Stoxx 200 Small gegenüber dem Stoxx 600 derzeit mit rund 9 Prozent deutlich unter dem historischen Durchschnittswert von 15 Prozent. Insgesamt zeigen Nebenwerte keine höhere Volatilität als Large Caps. Der Unique weist sogar eine signifikant niedrigere Volatilität gegenüber den jeweiligen Indices auf.

Ihre Investmententscheidungen beruhen auf den vier Kriterien Fundamentalanalyse, Unternehmensbesuchen, Bewertung und dem „Potenzial für Unternehmensgewinnüberraschungen“. Was bedeutet letzteres konkret?

Es gibt einen gewissen Marktkonsens wie Unternehmen performen werden. Wenn Sie sich aber die Eigendynamik der Aktie, makroökonomische Triebkräfte und die Position der Produkte des Unternehmens im Konjunkturzyklus anschauen, erkennen Sie das Potenzial mit unerwarteten Gewinnen oder dem Gegenteil zu überraschen. Ein von uns im Verlauf der letzten Monate mit einbezogenes makroökonomisches Thema ist das sich eintrübende Umfeld in Asien, insbesondere in China. Auf Portfolio-Ebene resultierte dies zum Beispiel in Verkäufen bei GEA oder Andritz. Neu positioniert haben wir uns dann zum Beispiel bei Howdens Joinery, einem Unternehmen, welches in Großbritannien im B2B-Umfeld Küchen verkauft.

Eine Aktie darf maximal 5 Prozent des Portfolios betragen. Derzeit weist das Portfolio des Mandarine Unique 62 Aktien auf. Wann erfolgen Verkäufe eines Titels? Gibt es eine Automatik?

Nein, es gibt keine Automatik. Verkäufe erfolgen in der Regel aus drei Gründen: wenn sich Perspektiven eines Marktes verändern, wenn ein Unternehmen an Qualität verliert aufgrund einer Strategie- oder Managementwechsels und wenn sich die Bewertung des Unternehmens verändert. Etwa wenn ein Unternehmen angesichts seiner Wachstumsperspektiven überbewertet erscheint. Wir überwachen zudem ständig Länder- und Liquiditätsrisiken. Die Liquidität muss mindestens 3 Prozent betragen, ansonsten investieren wir nicht.

Was passiert, wenn einer der Small Caps aus dem Portfolio zu einem Large Cap wird?

Das passiert immer wieder, denken Sie an Ingenico, ein Unternehmen, das wir lange begleitet haben und noch im Portfolio halten. Wir dürfen bis zu 15 Prozent des Fondsvolumens in Large Caps halten, das ist gewissermaßen eine Überlaufregelung für genau solche Fälle. Sobald die Unternehmen aber eine zu große Marktkapitalisierung aufweisen müssen die Aktien verkauft werden. Mandarine Unique bleibt ein Nebenwerte-Fonds.

Die aktuelle Sektorenaufteilung weist einen Schwerpunkt auf Industriegüter und dem Einzelhandel, bei den Ländern Frankreich und Großbritannien auf. Ist das Zufall?

Ich muss zunächst insofern korrigieren, als das die offizielle Sektoraufteilung insofern irreführend ist, da Firmen wie Ingenico oder Sartorius zu Industriegüter und -dienstleistungen gezählt werden. Für uns handelt es sich eher um Technologie-Unternehmen. Richtig ist aber, dass unsere Sektorengewichtung immer eine Ableitung des „Unique- Filters“ ist.

Im Moment bevorzugen wir Unternehmen, die in ihren Heimatmärkten beziehungsweise in Europa stark sind, was automatisch zu einer deutlichen Gewichtung zum Beispiel im Einzelhandel führt. Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind allgemein die drei Länder mit der stärksten Gewichtung im Portfolio, wobei wir im Frühjahr im Hinblick auf die Wahlen im Vereinigten Königreich dort eher untergewichtet haben und erst im Anschluss die Untergewichtung wieder abzubauen angefangen haben.

Von: Oliver Lepold

Quelle: DAS INVESTMENT.

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