Das Investment: Vermögensverwalter über Active Share: „Zu teure indexnahe Fonds werden kein Geld einsammeln“

sjb_werbung_das_investment_300_200Was Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen in Altötting, von den Bafin-Plänen zur Kontrolle der zu indexnahen Fonds hält, warum er Strategie-ETFs ablehnt und welcher Ansatz seiner Meinung nach den größten Erfolg verspricht.

DAS INVESTMENT.com: Indexnahe Fonds, die als aktiv gemanagt deklariert werden: Nur ein Randphänomen, oder stoßen Sie in Ihrer täglichen Arbeit häufig auf solche Produkte?

Gottfried Urban: Das ist eher immer noch an der Tagesordnung. Die großen Europa-Flaggschiffe der deutschen KVG beispielsweise hängen eher am Index. Hier hilft die Active Share weiter, die aktuell leider nur von wenigen deutschen Gesellschaften veröffentlicht wird und nicht einmal bei allen auf Nachfrage geliefert wird. Bei den Angelsachsen ist das selbstverständlich.

Wie stark achten Sie auf Kennzahlen wie Active Share, wenn Sie Fonds für Ihre Mandanten auswählen?

Urban: Diese Kennzahl ist bei Aktienfonds sehr wichtig. Eine hohe Active Share Kennzahl ergibt sich in der Regel automatisch, wenn der Fondsmanager Strategien fährt, die sich an Kennzahlen (KGV, KBV,KUV etc und auch Trendfaktoren wie Momentum) und nicht an Größe und Indexgewichte klammert. Ebenfalls ist es wichtig zu sehen, ob eine Performancefee vereinbart wurde mit einer passenden Benchmark, zum Beispiel dem Index. Besser ist natürlich keine Performance Fee. Wirklich aktive deutsche Aktienfonds hätten ihre Stärken ausspielen können. In diesem Jahr waren wirklich Mehrwerte erzielbar (Versorger raus, Autos nach dem ersten Chinaeffekt untergewichten usw). Wovon ich ganz wenig halte, sind Strategie-ETFs. Nehmen Sie den Div-Dax ETF – seit Jahresanfang liegt er deutlich unter dem Dax, wegen der hohen Gewichtung der dividendenstarken Schwergewichte, die nicht gut gelaufen sind. Da sind Dividendenfonds mit aktivem Ansatz besser.

Grundsätzlich schaffen es tatsächlich zirka 50 Prozent der Aktienfonds den Index zu schlagen, aber vor Kosten. Nach Kosten verschiebt sich die Verteilung auf etwa 20 – 30 Prozent, die den Index schlagen. Indexnahe Fonds können den Index gar nicht schlagen (wegen Kosten) und bei einer unfairen Performance Fee ist langfristig unmöglich. Wer die grundsätzlichen Strategien kennt, die der Markt belohnt, der kann auch Aktienfondsmanager einschätzen. Diese müssen nur konsequent die Strategien anwenden. Value kombiniert mit Momentum ist nachweislich die beste Aktienstrategie.

Und was sollen aktive Manager tun, wenn sie der Meinung sind, dass der Index zum gegenwärtigen Zeitpunkt die richtigen Aktien in der richtigen Gewichtung enthält?

Urban: Aktive Manager sollten nach fundamentalen und/oder technischen Kennzahlen (z.B. relative Stärke/Momentum) Ausschau halten. Normalerweise sollte das Universum groß genug sein. Ein Deutschlandfonds sollte eben auch M-Dax, S-Dax-Werte beimischen können. Es findet sich in der Regel immer was Passendes. Ich halte wenig von Aktienfonds, die den Versuch starten, in Cash zu gehen. Damit ist der Fonds nicht mehr vergleichbar. Bei Mischfonds ist es noch viel schwieriger, den Erfolg eines Fondsmanagers zu messen. Ist der Fonds fest mit Quoten belegt, zum Beispiel 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Renten und nimmt er regelmäßiges Rebalancing vor, kann ich mit der Benchmark vergleichen. Freestyler sind aber sehr schwer zu bewerten. Ansonsten kann man wirklich ETF selber zusammenmischen.

Wie beurteilen Sie den Plan der Bafin, indexnahe Fonds ausfindig zu machen und deren Gebühren unter die Lupe zu nehmen?

Urban: Das soll bitte der Markt entscheiden und nicht wieder reglementiert werden. Eine Gebührenobergrenze ja, aber dann muss noch unterschieden werden, ob die Fonds aktiv oder passiv sind. Wer am Index hängt und teuer ist, der wird am freien Markt kein Geld einsammeln. Problem sind die Vertriebsstrukturen der großen Geldhäuser, die solche Indexabbilder als aktive Fonds in die Kundendepots oder in die hauseigene Vermögensverwaltung legen. Die Maschine oder der Lehrling kann so einen Fonds machen.

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

Siehe auch

FondsProfessionell: FFB-Chef: “Wir bleiben Teil von Fidelity”

Fidelity sucht einen Käufer für die FIL Fondsbank (FFB), hieß es im Sommer 2023. Doch das ist Geschichte, sagt FFB-Geschäftsführer Jan Schepanek im Interview mit FONDS professionell. Im Gespräch erläutert er, wie es zu dieser Entscheidung kam – und welche Pläne er mit der Fondsplattform hat.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert