Friedrich Diel schreckt der VW-Skandal nicht ab. Was der Manager des Deutschlandfonds FT Frankfurt-Effekten-Fonds von Frankfurt-Trust dem deutschen Aktienindex prophezeit und wo er derzeit Chancen sieht.
DAS INVESTMENT.com: Der Abgas-Skandal lässt die VW-Aktie einbrechen und zieht die anderen Dax-Autowerte und damit den gesamten Index nach unten. Drohen aus ihrer Sicht weitere signifikante Kursverluste bei Autoaktien und werden sie den Dax in den kommenden Monaten weiter bremsen?
Friedrich Diel: Der DAX hat nach den Verlusten in den letzten Wochen ein Niveau erreicht, vom dem aus er sich wieder nach oben orientieren kann. Autowerte werden dabei in der nächsten Zeit nicht die Outperformer sein, aber das Schlimmste sollte hinter ihnen liegen.
Die schwedische Bank Nordea hat ihren Händlern den Kauf der VW-Aktie untersagt. Die EZB hat die VW-Aktie im Rahmen ihres Ankaufprogramms forderungsbesicherter Wertpapiere vorerst auf die schwarze Liste genommen. Kommt das VW-Papier für Sie bis auf Weiteres für einen Kauf infrage?
Diel: VW kommt als einer der größten Autobauer der Welt mit schwarzen Zahlen für ein Investment grundsätzlich immer in Frage. Zumal sich in Folge der Krise auch Restrukturierungschancen bieten. Nicht zu vergessen: Die Aktie notiert mittlerweile 65 Prozent unter ihrem Top-Kurs.
Immer mehr Problem-Branchen, kaum echte Wachstumsfirmen: Welche Branchen können den Dax in den kommenden Monaten und Jahren nach oben treiben?
Diel: Der DAX hat sich im Laufe der Zeit immer verändert und bietet aus meiner Sicht auch weiterhin Potenzial. Wachstumschancen sehe ich derzeit vor allem bei Pharma-, Chemie- und Softwareunternehmen: Beispielsweise sind Bayer, Fresenius, SAP und Linde gut für die Zukunft aufgestellt.
„Hände weg vom Dax“ – mit dieser Aussage fasste ein Stratege der Société Générale vergangene Woche die Reaktion seines Hauses auf die Probleme des deutschen Leitindex im US-Fernsehen zusammen. Können Sie internationale Investoren verstehen, die nach den jüngsten Ereignissen die Nase voll haben und sich von Dax abwenden?
Diel: Die Entscheidung der Investoren ist nachvollziehbar. Grundsätzlich aber hat jeder Index seine Stärken und Schwächen, die sich je nach Konjunkturlage auswirken. Ich halte den DAX für interessant, da er eher zyklisch geprägt ist und von einer Erholung der Weltwirtschaft und einem schwächeren Euro profitieren sollte.
Die aktuellen vermeintlichen Schwächen des Dax wie starke Autoindustrie und Exportlastigkeit waren lange Zeit seine Stärken und verhalfen ihm zu einem Bewertungsaufschlag gegenüber anderen Länderindizes. Droht sich dieser Bewertungsaufschlag in den kommenden Jahren in einen Bewertungsabschlag zu verwandeln?
Diel: Nein. Deutschlands DAX-Unternehmen sind Veredelungsweltmeister, die im internationalen Vergleich hervorragend aufgestellt sind. „Made in Germany“ ist und bleibt ein Gütesiegel. Und deutsche Unternehmen sind es aus der Vergangenheit heraus mit einer immer wieder starken DM gewohnt, kostenbewusst zu arbeiten.
Millionen deutsche Sparer setzen bei ihrer Altersvorsorge unter anderem auf die Wertentwicklung des Dax. Wird der Dax dieser Rolle als langfristiges Basisinvestment weiterhin gerecht?
Diel: Ja, das wird er. Brummt die Weltwirtschaft, läuft auch der DAX.
Welche Alternativen haben Investoren, die breit gestreut in deutsche Aktien anlegen möchten, den Dax aber nicht mehr für attraktiv halten.
Diel: Neben dem DAX 30 gibt es für Investoren die Möglichkeit, mittels M-DAX und Tec-DAX in wachstumsstarke Unternehmen zu investieren, die in ihren jeweiligen Branchen oft auch weltweit die „Könige der Nische“ sind.
Werden es aktive Manager von Deutschland-Fonds in Zukunft leichter haben, den Dax als Benchmark zu schlagen?
Diel: Es wird nicht leichter, denn alleine konstruktionsbedingt ist es für einen Fondsmanager keine einfache Aufgabe, den DAX 30 zu schlagen. Aufgrund der sehr schnellen Bewegungen in die eine oder andere Richtung sind auf jeden Fall ein sehr enges Monitoring der Werte und schnelles Handeln Voraussetzungen für künftigen Anlageerfolg.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.