Pictet | Frankfurt, 23.08.2019.
Nach Jahren des Wartens dürfte es bald soweit sein, dass China in den vielbeachteten JP Morgan GBI-EM GD Index aufgenommen wird.
Wir gehen davon aus, dass chinesische Anleihen demnächst in den am häufigsten nachgebildeten und am meisten investierten Index für Schwellenländer-Staatsanleihen in Lokalwährung Einzug halten werden. Im April wurde China bereits in den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index und den Bloomberg Barclays Emerging Markets Local Currency Bond Index aufgenommen, aber chinesische Anleihen sind weiterhin von dem stärker beachteten JP Morgan GBI-EM GD ausgeschlossen.
Bislang hat der JP Morgan GBI-EM GD Index Länder wie Indien und China aufgrund historischer Hürden, die ausländischen Anlegern den Zugang zu diesen Anleihemärkten erschwerten, ausgeschlossen. GD steht für „Global Diversified“ und dieser Index ist so konzipiert, dass er von Anlegern leicht nachgebildet werden kann. (Hinweis: In der JP Morgan GBI-EM Broad-Indexreihe für Schwellenländeranleihen in Lokalwährung sind Indien und China seit deren Einführung enthalten, aber nur sehr wenige aktive Anleger nutzen diese Index-Reihe.)
Angesichts der Grösse des chinesischen Anleihemarkts spricht alles dafür, dass die Gewichtung im JP Morgan GBI-EM GD bei 7–10% liegen wird. 10% ist der zulässige Höchstwert für ein einzelnes Land in diesem Index, damit reiht sich China neben Polen, Mexiko, Indonesien und Brasilien ein (siehe oben).
Abgestufte Aufnahme
Falls und wenn JP Morgan die Aufnahme Chinas in den Index ankündigt, dürfte diese stufenweise erfolgen, beginnend mit 1% pro Monat bis zur Zielgewichtung. Dadurch wäre die Region Asien insgesamt ähnlich gewichtet wie Europa und hätte eine höhere Gewichtung als Lateinamerika.
Der Zugang zum chinesischen Markt für lokale Anleihen ist in den letzten Jahren erheblich einfacher geworden, insbesondere mit Bond Connect, das ausländischen Anlegern den direkten Zugang zu chinesischen Lokalanleihen direkt über die Börse Hongkong ermöglicht. Früher mussten ausländische Anleger einen langwierigen Prozess durchlaufen, der die Zuteilung einer QFII (Qualified Foreign Institutional Investor)-Quote durch die chinesische Devisenaufsichtsbehörde SAFE vorsah, ausserdem musste eine lokale Clearingstelle mit internationaler Abwicklung gesucht werden.
Dieser Prozess war kompliziert und dauerte lange und die zugeteilten Quoten waren oft niedriger als von den Anlegern beantragt. Fast alle diese Hürden sind mittlerweile beseitigt, sodass chinesische Anleihen alle Voraussetzungen für eine Aufnahme in den JP Morgan GBI-EM GD Index erfüllen.
Welche Auswirkungen hat die Aufnahme?
Kurzfristig hat die Aufnahme Chinas in den Index keine nennenswerten Auswirkungen. Wir investieren schon seit Jahren über Zinssätze und die Währung in chinesische lokale Märkte. Unsere Asian Local Currency Debt-Strategien zum Beispiel nutzen den JP Morgan JADE Broad Index, in dem chinesische Onshore-Anleihen bereits 10% ausmachen. Viele unserer Fonds investieren bereits über Bond Connect in chinesische Onshore-Anleihen, wir waren damals Vorreiter.
Was die Aufnahme Chinas in den Index mittel- bis langfristig bedeutet, darf jedoch nicht unterschätzt werden. Wie vor kurzem in einem unserer Artikel thematisiert, ist die fortschreitende Öffnung des chinesischen Onshore-Anleihemarkts eine ganz grosse Sache. Nach unserer Einschätzung wäre die Aufnahme in den JP Morgan GBI-EM GD Index ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Internationalisierung der chinesischen Währung Renminbi.
Von Mary-Therese Barton, Head of Emerging Market Debt