Pictet | Frankfurt, 07.03.2022.
Angesichts des Konflikts in der Ukraine und der gestiegenen Marktvolatilität haben wir unser Exposure in denjenigen Bereichen des Aktienmarktes reduziert, die infolge der russischen Invasion am stärksten gefährdet sind.
Zum Beispiel sind wir vorsichtiger geworden, was die Aussichten für europäische Aktien anbelangt. In Europa dürften die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland zu einer höheren Inflation und einem geringeren Wachstum führen, wodurch die Aktien-KGVs und die Unternehmensgewinne unter Druck geraten werden.
Unsere Analyse zeigt, dass 21% der Energieimporte der Eurozone aus Russland stammen. Bringen wir diesen Umstand mit dem aggressiveren Ton der Europäischen Zentralbank in den letzten Wochen in Verbindung, so halten wir eine Übergewichtung in europäischen Aktien nicht länger für geboten.
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Handelsbeziehungen der Eurozone mit Russland abgesehen von Energie – zwei Drittel des Werts der russischen Importe in die Eurozone – nicht sehr stark sind. Europa hat auch Verbindungen über seinen Bankensektor, aber in überschaubarem Masse. Selbst in Österreich, dessen Banken mit Abstand die engsten Verbindungen zu Russland innerhalb der Eurozone haben, entspricht das Engagement unserer Analyse zufolge nur 1,7% des BIP. Auf der anderen Seite konsumiert Russland 2,6% der Exporte der Eurozone.
Diese abmildernden Faktoren in Verbindung mit den starken Konjunkturdaten Europas sind für uns ein Argument, die Region nicht unterzugewichten. Stattdessen wechseln wir von übergewichtet zu neutral.
Wir bevorzugen weiterhin übergewichtete Positionen in preisgünstigen zyklischen Value-Märkten wie dem Vereinigten Königreich und China. Die wirtschaftliche Erholung Chinas aufgrund eines koordinierten politischen Umbaus wird durch die neuesten Daten bestätigt, und wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte beschleunigen wird. Chinesische Aktien bieten auch eine gute Diversifikation und Absicherung gegen eine weitere Verschärfung der Ukraine-Krise und eine anhaltende globale geldpolitische Straffung.
Was die USA anbelangt, gehen wir davon aus, dass sowohl die Gewinnmargen der Unternehmen als auch die Aktien-KGVs für den Rest des Jahres unverändert bleiben werden. Das spricht für unsere neutrale Haltung. Die USA sind nach wie vor der teuerste Aktienmarkt in unserer Bewertungs-Scorecard, obwohl er nach seinem steilen Rückgang seit Anfang 2022 so günstig ist wie zuletzt vor einem Jahr.
Bei den Sektoren konzentrieren wir uns auf Value und bleiben in Grundstoffen und Finanzwerten übergewichtet.
Finanzwerten kommen steigende Zinssätze zugute und Grundstoffe dürften von höheren Rohstoffpreisen und der wirtschaftlichen Erholung in China profitieren. Die Bewertungen sind immer noch relativ günstig – im Gegensatz zum Energiesektor, der zunehmend teurer erscheint und dessen technische Indikatoren augenscheinlich überzogen sind.
Pictet Asset Management
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