NN IP | Frankfurt am Main, 05.12.2019.
Der Markt für grüne Anleihen boomt. Das Segment ist stark auf Investment-Grade-Anleihen in Euro ausgerichtet und hat 2019 einen deutlichen Emissionsanstieg von Unternehmens- und Staatsanleihen gesehen. Im Dezember 2019 hat der Markt für grüne Anleihen die 500-Milliarden-Euro-Marke überschritten.
Seit Christine Lagarde das Amt als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) übernommen hat, gibt es eine Debatte darüber, ob ein grünes Quatitative Easing Programm (QE) gestartet werden soll. Aber wie wahrscheinlich ist das und welche Auswirkungen hätte das auf den Markt für grüne Anleihen?
Geldpolitik der EZB könnte grüner werden
Im vergangenen Monat hat die EZB ihr QE-Programm wieder aufgenommen. In diesem Zuge sollen Anleihen im Wert von 20 Mrd. Euro pro Monat gekauft werden. Zulässig sind in diesem Rahmen nur auf Euro lautende Anleihen, und die EZB darf nicht mehr als ein Drittel einer einzelnen Emission halten. Obwohl einige der Anleihen, die die EZB kauft, möglicherweise schon grün sind, ist dies wahrscheinlich eher Zufall als eine bewusste Entscheidung. Wenn man die Einschränkungen der EZB auf den Bereich der grünen Anleihen überträgt, kommen Anleihen im Wert von 50-80 Milliarden Euro in Betracht. Dies schließt rein grüne Anleihekäufe aus, da der Markt noch zu klein ist. Es bedeutet aber nicht, dass die EZB in diesem Segment gar nichts tun wird.
NN Investment Partners (NNI IP) ist der Ansicht, dass alle Maßnahmen der EZB einen positiven Effekt auf die Stärkung des Profils des grünen Anleihenmarktes haben werden. Sie könnte beispielsweise das Volumen der gekauften grünen Anleihen kommunizieren oder eine monatliche Mindestkaufschwelle festlegen und diese mit der Zeit erhöhen. Dies wäre ein sehr starkes Signal an den Markt. Ein solcher Schritt würde mehr Emittenten anziehen, was das Marktwachstum weiter ankurbeln würde.
Emissionen laufen auf Hochtouren
2019 ist das zweite Jahr in Folge, in dem Unternehmensemittenten den Markt für grüne Anleihen dominieren. Im Gegensatz zu 2018 haben jedoch neben den üblichen Verdächtigen (Finanzunternehmen und Versorger) mehr Emittenten aus den Bereichen Industrie, Kommunikation und Technologie erste grüne Anleihen aufgelegt. Auch die ersten Versicherungsgesellschaften kamen auf den Markt, während PepsiCo[1] den relativ kleinen Anteil des nicht-zyklischen Konsumsektors am Markt für grüne Anleihen ausbaute.
Angesichts der Pipeline und der vielen grünen Projekte, die über Green Bonds finanziert werden könnten, erwartet NN IP eine weitere Diversifizierung dieser Anlageklasse. Ein Beispiel sind Automobilhersteller. Sie stellen auf Elektrofahrzeuge um, um den sich ändernden EU-Vorschriften gerecht zu werden. Sie wären so in der Lage, in naher Zukunft mit der Emission von grünen Anleihen zu beginnen.
Mehr staatliche Emittenten aus Europa in 2020
2019 gab es große staatliche Emissionen. Die Niederlande waren im Mai das erste mit AAA-geratete Land, das mit der bisher größten Emission grüner Anleihen (fast 6 Mrd. EUR) auf den Markt kam. Auch Frankreich und Irland sind dieses Jahr in den Markt eingestiegen. Staatsanleihen machen derzeit 24% des Marktes für grüne Euro-Anleihen aus. Im Jahr 2020 werden voraussichtlich weitere Länder grüne Anleihen emittieren, z.B. Deutschland, Italien und Schweden.
Deutschland hat bereits Pläne zur Emission einer grünen Anleihe in Höhe von 10 Mrd. EUR angekündigt, während Italien und Schweden gerade dabei sind, geeignete grüne Vermögenswerte auszuwählen. Als Herz der europäischen Kohleindustrie muss Polen beobachtet werden: Wie wird die neue Regierung mit der Förderung in Schlesien umgehen und ihre Strategie gegen den Klimawandel vorantreiben? Für NN IP kommen polnische grüne Staatsanleihen derzeit nicht für das grüne Anleiheportfolio in Frage. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es in Polen bisher keinen Plan zum Ausstieg aus Kohlestrom gibt.
Nachhaltige Labels: Vorsicht vor Greenwashing
Grüne, soziale und nachhaltige Anleihen sind bereits relativ gut definierte Anleihearten. Zusätzlich sind in diesem Jahr weitere nachhaltige Bezeichnungen wie „Übergangsanleihen“ (Transition Bonds) oder „ESG-orientierte Anleihen” entstanden. Aufgrund ihrer geringen Transparenz, schlechten Rückverfolgbarkeit und unzureichenden Berichterstattung über die Verwendung der Erlöse geht NN IP allerdings davon aus, dass diese neuen Konzepte die Gefahr für Greenwashing erhöhen. NN IP betrachtet grüne Anleihen bereits als Übergangsanleihen. Das Label „Übergangsanleihe“ könnte die Tür zu Sektoren, Unternehmen und Geschäftspraktiken öffnen, die nicht nachhaltig sind und es wahrscheinlich auch nie werden. Bei nachhaltigkeitsorientierten Anleihen gelten die gleichen Bedenken. Insgesamt hat NN IP eine starke Präferenz für das Use-of-Proceeds-Konzept, wie es bei grünen Anleihen angewendet wird. Dabei verpflichtet sich der Emittent, den Emissionserlös zur Finanzierung neuer oder bestehender Projekte zu verwenden, die einen Nutzen für die Umwelt haben.
Ausblick für 2020
Es steht jetzt schon fest, dass 2019 ein weiteres Rekordjahr für Neuemissionen wird, da der globale Markt für grüne Anleihen Anfang Dezember die Schwelle von 500 Mrd. EUR überschritten hat. NN IP erwartet, dass dieser Markt im kommenden Jahr weiter wachsen wird, da die Investitionen z.B. in Innovation und saubere Energie steigen. Unternehmen werden den größten Teil der Emissionen ausmachen, aber auch einige Staaten werden im Jahr 2020 grüne Anleihen emittieren. Außerdem dürfte der Markt durch die steigende Nachfrage der Investoren nach grünen Produkten einen weiteren Schub erhalten. Insgesamt dürfte der globale Markt für grüne Anleihen bis Ende 2020 nach Ansicht von NN IP rund 800 Mrd. EUR erreicht haben.
[1] Nur zu illustrativen Zwecken. Unternehmensnamen, Erklärungen und Argumente sind als Beispiel angeführt und stellen keine Empfehlung zum Kauf, Halten oder Verkauf des entsprechenden Wertpapiers dar.
von Bram Bos, leitender Portfoliomanager für grüne Anleihen bei NN Investment Partners
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*Stand: 30. Juni 2019
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