Pressemitteilung Degroof Petercam: CIO’s View zur Asset Allokation: Weltpolitik ist voller Risiken

Degroof Petercam | Brüssel, 31.10.2019.

Yves Ceelen, Head of Institutional Portfolio Management bei DPAM Asset Management (DPAM), beschäftigt sich in seinem aktuellen CIO’s View zur Asset Allokation mit den gestiegenen Risiken in der Weltpolitik.

Weiterhin analysiert Ceelen die jüngsten geldpolitischen Entwicklungen und deren Bedeutung für die Anlageportfolios sowie den Währungsmarkt.

Wohl wissend der sich abkühlenden US-Wirtschaft hat Präsident Trump seinen Ton gegenüber China gemäßigt. Die Märkte reagierten positiv auf seine Ankündigung der Aussetzung von Zöllen und die Behauptung, dass ein „Phase-one-Deal“ erreicht worden sei. China zeigte sich hingegen weniger optimistisch, denn die Staatsmedien erwähnten nicht einmal einen „Deal“. Wir halten eine echte strukturelle Lösung für den Handelskrieg für unwahrscheinlich. Doch bei den nachlassenden Spannungen könnte es zu einer vorübergehenden Verbesserung der Marktstimmung kommen.

Währenddessen wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Trump eingeleitet, weil er den neu gewählten ukrainischen Präsidenten Selenskyj gedrängt haben soll, gegen Joe Biden zu ermitteln, indem er US-Militärhilfe für die Ukraine von fast 400 Millionen Dollar einfror. Obwohl wir es für unwahrscheinlich halten, dass die republikanische Mehrheit im Senat für eine Amtsenthebung stimmen wird, könnte der Präsident aufgrund des Verfahrens erheblich geschwächt in die kommenden Wahlen gehen.

Und es gibt noch mehr schlechte Nachrichten für Trump. Während der eher moderate Joe Biden in den Umfragen immer noch vorn liegt, nimmt auch die Bewerbung von Elisabeth Warren für das Präsidentenamt immer mehr Fahrt auf. Als Außenseiterin könnte sie Trumps Anti-Establishment-Rhetorik, die in seinem Wahlkampf von 2016 so gut funktionierte, besser standhalten. Zudem scheut Warren nicht, gegenüber Banken, großen Pharmaunternehmen und Technologiekonzernen eine populistischere Haltung einzunehmen.

Dichter vor der eigenen Haustür befinden wir uns in der Brexit-Saga in einer entscheidenden Phase. Als diese Zeilen verfasst wurden, hatte Boris Johnson eine Einigung mit der EU erzielt, muss das Gesetz aber noch durch das Parlament bringen. Danach wurde er gezwungen, einen dreimonatigen Aufschub zu beantragen. Die Abstimmung wird zweifellos knapp ausfallen. Denn die nordirische DUP-Partei hält nichts von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Festland und Irland und Johnson muss auch noch einige Deserteure der Torys und eine Reihe von Labour-Stimmen an Bord holen. Doch da die Alternativen Neuwahlen und/oder ein neues Referendum sind, hat sich das Risiko eines harten Brexits markant verringert – und das Pfund macht einen Höhenflug. Die Bestätigung eines Brexit-Deals würde der britischen Währung und binnenmarktorientierten Aktien weiteren Auftrieb verleihen, im Gegensatz zu dem eher exportorientierten Börsenbarometer FTSE100.

Weiter im Osten halten die Spannungen zwischen den Protestanten Hongkongs und China an. Währenddessen hat Trumps Entscheidung, Truppen aus Syrien abzuziehen, den Weg für die Konfrontation des türkischen Militärs mit kurdischen Kräften geebnet, die zurzeit verschiedene Regionen Syriens kontrollieren. Die kurdischen Truppen haben einen Deal mit Assad geschlossen, der wiederum von Russland unterstützt wird. Somit könnten die amerikanischen Wirtschaftssanktionen nicht ausreichen, um den erneuten Bürgerkrieg in Syrien zu verhindern. Die vorübergehende Deeskalation zwischen den USA und der Türkei als Gegenleistung für eine Lockerung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Letztere wird wahrscheinlich nicht für eine Stabilisierung der Lage sorgen. Schließlich drohen die Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien zu eskalieren, was die Volatilität an den Rohölmärkten anheizen könnte.

Wirtschaft: Die Grenzen der Geldpolitik

Anfang Oktober hielt Mario Draghi, der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank, noch eine weitere Rede, in der er mehr fiskalische Impulse forderte, was eine Erholung der Anleiherenditen von ihren historischen Tiefstständen bewirkte. Im September hatte er bereits geäußert, dass es höchste Zeit sei, dass die Haushaltspolitik übernähme, und rief Regierungen auf mehr zu tun. Bei Zinssätzen deutlich unter der Nulllinie hat die Geldpolitik bei der Bekämpfung der Wachstumsabschwächung an Effizienz verloren. Zudem haben Jahre geldpolitischer Anreize zu zahlreichen Nebenwirkungen geführt, wie etwa überhöhte Vermögenspreise, zunehmender Ungleichheit, erhöhtem Sparen und möglicherweise zu einem Verlust von Vertrauen in Zentralbanken. Wir sind an einem Scheideweg angelangt, an dem die Geldpolitik an die Grenzen ihrer Macht stößt, und fiskalische Impulse erforderlich sind, damit die Wirtschaft nicht ins Stocken gerät. Deutschland, Europas glühendster Verfechter von staatlicher Sparsamkeit, schien mit der Ankündigung eines milliardenschweren Klimapakets zunächst einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben. Doch schon kurz nach der ursprünglichen Ankündigung unterstrich die Bundesregierung, dass das Paket haushaltsneutral sein werde. Das bedeutet, dass bislang keine groß angelegten Konjunkturpakete in Aussicht sind. Es bleibt also abzuwarten, wie Christine Lagarde, die ihr Amt als EZB-Präsidentin antritt, mit diesem Problem umgehen wird.

Die Bedeutung für Anlageportfolios

Angesichts der weltweiten Konjunkturabschwächung und verschiedener politischer Risiken, die den Markt beeinflussen könnten, lassen wir gegenüber Aktien weiterhin Vorsicht walten. Somit sind wir gegenüber der Benchmark leicht untergewichtet. Ganz allgemein sind wir in risikoreichen Anlagen (z.B. Aktien, hochverzinsliche Papiere, Unternehmensanleihen) untergewichtet und bleiben gegenüber Immobilien bei einer neutralen Haltung. Aus ähnlichen Gründen sind wir ‚long‘ in Gold. Im festverzinslichen Universum haben wir eine starke Überzeugung im Hinblick auf globale Staatsanleihen.

Der weltweite Carry-Trade

Im festverzinslichen Bereich rechnen wir mit einer weiteren Wachstumsabschwächung und haben uns entsprechend positioniert. Das bedeutet, dass wir uns nicht scheuen, die Duration im Portfolio zu erhöhen. In Ermangelung eines klaren Plans für haushaltspolitische Impulse und angesichts geopolitischer Risiken wie Brexit und amerikanisch-chinesischem Handelskrieg werden die Zinssätze zwangläufig niedrig bleiben. Doch da die Zinssätze in der Eurozone ihre Talsohle erreichen, sind die Renditen wenig überzeugend. Zu einer Zeit, in der wir aufgrund einer Konjunkturabschwächung und zahlreicher Abwärtsrisiken in Aktien untergewichtet sind, wäre man mit Instrumenten, die hohe Spreads aufweisen (wie High-Yield-Papiere), eher nicht gut beraten. Ein Anstieg der Verschuldung, enge Kreditspreads, von Rating-Agenturen vorhergesagte weitere Ausfälle und eine erhebliche Underperformance von US-Anleihen mit CCC-Rating sprechen ebenfalls dafür, dass Anleger bei Investitionen in Hochzinsanleihen vorsichtig sein sollten.

Um dennoch eine interessante Rendite im festverzinslichen Bereich zu generieren und gleichzeitig den Diversifizierungsgrad des Portfolios zu verbessern, halten wir einen erheblichen Bestand an weltweiten Staatsanleihen. Bei wesentlich höheren Zinsen in Ländern wie den USA, Kanada und Australien haben Staatsanleihen bei weitem mehr Aufwärtspotenzial, um den derzeitigen Trend von Wachstumsschwäche und geringer Inflation auszugleichen. Währenddessen bieten höhere Zinsen auch ein höheres Carry.

Ungedeckte Zinsparität

Leider ist dieser globale Carry-Trade nicht ohne Risiko. Im Gegenzug für höhere Zinssätze ist der Anleger dem Währungsrisiko ausgesetzt.

Auf der Grundlage der Hypothese effizienter Märkte besagt die ungedeckte Zinsparität, dass die Zinsdifferenz zwischen zwei Ländern gleich der relativen Veränderung der Währungen dieser Länder ist. Nehmen wir einen europäischen Anleihenanleger, der eine 1-jährige deutsche Staatsanleihe verkauft, die mit einer Rendite von -0,65% gehandelt wird, um eine 1-jährige kanadische Anleihe mit einer Rendite von +1,65% zu kaufen. Nach der Hypothese der ungedeckten Zinsparität wird dies nicht rentabel sein, da die durch die Transaktion generierten 2,3% zusätzlichen Zinsen voraussichtlich durch eine Abwertung des kanadischen Dollars gegenüber dem Euro ausgeglichen werden. Wenn der Markt derart absolut effizient ist, bleiben europäische Bondinvestoren auf niedrigen Zinsen sitzen.

Erfreulicherweise hat eine überwiegende Anzahl von Studien die empirischen Mängel in der Hypothese der ungedeckten Zinsparität aufgedeckt. In der Praxis erweist sich die Zinsdifferenz als schlechter Indikator für künftige Wechselkurse. Denn kurz- bis mittelfristig führt die relative Attraktivität der Währung mit hohen Zinsen in der Regel zu ihrer weiteren Aufwertung.

Ein starker Dollar bietet Schutz

Der plötzliche Anstieg der amerikanischen SOFR (Secured Overnight Financing Rate) deutete im September auf eine erhebliche Liquiditätsknappheit in der US-Wirtschaft hin. Dies zwang die US Fed dazu, Milliarden Dollar in den Markt zu pumpen, um den Repo-Markt zu beruhigen. Diese Dollar-Knappheit, die durch eine übermäßig restriktive US-Geldpolitik zugespitzt wurde, schützt Anleger von US-Staatsanleihen vor einer Abwertung der Währung. Dies steht in Einklang mit der oben erwähnten Hypothese. Zudem wird die Stärke des US-Dollars gegenüber dem Euro weiter unterstützt durch die relative Konjunkturschwäche in Europa und die akkommodierende Geldpolitik der EZB. Aus unserer Sicht gibt es zahlreiche Faktoren, die die Dynamik des Dollars auch künftig unterstützen. Das ermöglicht uns, Long-Positionen in US-Anleihen aufzunehmen und von höherem Carry und größerem Aufwärtspotenzial zu profitieren. In unserem Engagement in US-Staatsanleihen machen inflationsgebundene Anleihen einen erheblichen Anteil aus. Diesen dürfte ein Anstieg der Haushaltsausgaben zugute kommen, was das Anleihen-Exposure eines Portfolios vor einem daraus folgenden Zinsanstieg schützt.

Degroof Petercam Asset Management (DPAM) ist eine unabhängige, aktive Vermögensverwaltungsgesellschaft, die Teil einer belgischen familiengeführten Gruppe mit Ursprung im Jahr 1871 ist. Neben aktiv gemanagten Publikumsfonds verwaltet DPAM Vermögensverwaltungsmandate für institutionelle Investoren in ganz Europa. DPAM ist ein nachhaltiger Investor, Pionier und Innovator für verantwortungsvolles und nachhaltiges Investieren und integriert ESG-Kriterien über sämtliche Asset-Klassen und Themen hinweg. DPAM verwaltete per Ende Juni 2019 Investmentfonds und Vermögensverwaltungsmandate im Gesamtwert von 35,9 Mrd. Euro.

Siehe auch

Pressemitteilung JP Morgan Asset Management: Die britische Finanzministerin steht diese Woche vor schwierigen Entscheidungen

JP Morgan | Frankfurt, 29.10.2024. Die britische Finanzministerin Rachel Reeves wird am Mittwoch bei der Vorstellung ihres ersten Haushalts mehrere Herausforderungen bewältigen müssen. Reeves muss nicht nur das £22 Milliarden „schwarze Loch“ für das aktuelle Haushaltsjahr stopfen, sondern es sind auch Entscheidungen über den mittelfristigen Ausblick für die Ausgaben der Ministerien und die Investitionen im …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert