Pressemitteilung Columbia Threadneedle Investments: Zwischen Raketen und Renditen: Bricht der Nahostkonflikt den Widerstand der Märkte?

Columbia Threadneedle | Frankfurt am Main, 25.06.2025

Iranische Atomanlagen unter US-Beschuss, kurz darauf Waffenstillstand – doch Anleger reagierten gelassen und der Ölpreis ist nur leicht gestiegen. „Dennoch ist der Ölpreis eines der Hauptrisiken für Anleger. Sollte die Risikobereitschaft sinken, könnte sich die bisher positive Marktdynamik umkehren“, warnt Anthony Willis, Senior Economist bei Columbia Threadneedle Investments. Im Marktkommentar erörtert er, wie sich diese erneute Eskalation im Nahen Osten auf die Weltwirtschaft auswirken könnte, was Anleger dabei beachten sollten und ob bereits der nächste Schock vor der Tür steht.

Finanzmarktteilnehmer sorgen sich um die weitere geopolitische Eskalation im Nahen Osten. Nach dem Angriff Israels auf iranische Atomeinrichtungen nahmen am Wochenende nun auch die USA drei Atomanlagen unter Beschuss. Anleger fragen sich jetzt, ob die USA in einen längeren Konflikt hineingezogen werden oder ob das Land es bei diesem Angriff belässt. Das hängt wahrscheinlich davon ab, ob und wie der Iran Vergeltung übt. Der Konflikt zwischen Israel und dem Golfstaat hält an, und die Islamische Republik steht unter Druck. Ihre mächtigsten Verbündeten – China und Russland – bieten wenig Unterstützung, und das Militär ist bereits durch israelische Angriffe auf Einrichtungen und wichtiges Personal geschwächt.

US-Präsident Donald Trump sprach in den sozialen Medien von einem Regimewechsel, aber die Amerikaner selbst haben laut eigener Aussage kein Interesse an einem erneuten Konflikt des Ausmaßes der Kriege in Afghanistan und im Irak. Tatsächlich gibt es bereits einen Waffenstillstand zwischen den drei Parteien, der nach anfänglichen Verstößen Israels und des Irans nun auch zu halten scheint. Sollte der Iran US-Einrichtungen in der Region angreifen, würden wahrscheinlich weitere Angriffe der USA folgen.

Märkte reagieren gelassen – Ölpreis bleibt vorerst stabil

Auf den Finanzmärkten blieb es trotz der Nachrichtenlage relativ ruhig. Investoren setzten etwas mehr auf defensive Anlagen und „sichere Häfen“ wie auf den US-Dollar, der eine höhere Nachfrage verzeichnete. Ein nennenswerter Aktienausverkauf blieb allerdings aus. Der Ölpreis ist gestiegen, jedoch nicht genug, um die allgemeine Risikobereitschaft zu beeinträchtigen – er blieb unter der 100 US-Dollar/Barrel-Marke. Direkt nach dem Angriff am Montagmorgen lag Brent Crude bei 78,29 US-Dollar/Barrel – ein Anstieg von 4,5 Prozent seit Jahresbeginn und um 22 Prozent seit Anfang des Monats. Dennoch notiert der Ölpreis immer noch unter dem Durchschnittsniveau des Jahres 2024 von 79,85 Dollar. Bis zum Ausbruch der Kampfhandlungen letzte Woche rechnete der Markt zudem mit einem weiteren Rückgang aufgrund des großen Angebots und der nachlassenden weltweiten Nachfrage.

Dennoch: Der Ölpreis ist einer der Hauptrisiken für Anleger. Sollte der Iran die Straße von Hormuz durch Minen und Raketenangriffe schließen, dürfte er ansteigen. Die Meerenge ist für die weltweite Ölversorgung von entscheidender Bedeutung: Im Jahr 2024 wurden 20,3 Millionen Barrel pro Tag durch die Meerenge transportiert, was etwa 20 Prozent des weltweiten Ölverbrauchs entspricht. Auch der Iran exportiert täglich 2 Millionen Barrel über diese Route, vor allem nach China. Darüber hinaus passieren täglich rund 20 Millionen Barrel aus dem Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Katar die Meerenge. Etwa ein Fünftel der weltweiten Flüssiggas-Lieferungen erfolgt ebenfalls über diese Route. Obwohl die fünfte Flotte der US-Marine in Bahrain eine vollständige Blockade der Route wahrscheinlich verhindern kann, würde es unweigerlich zu Unterbrechungen kommen. Bislang scheint die Schifffahrt allerdings nicht bedroht zu sein: Das iranische Parlament hat zwar für die Sperrung der Meerenge gestimmt, allerdings hat es hier lediglich eine beratende Funktion und die Abstimmung ist nicht bindend.

Potenzial für Ölpreisanstieg hält sich in Grenzen

Iran kann sich keine Hormuz-Blockade leisten: Er würde den Zorn sowohl der USA als auch Chinas riskieren, sollte er die Rohöllieferketten unterbrechen. Zusätzlich schädigt der Golfstaat so auch seine eigene Wirtschaft. Solange die Straße von Hormuz durch den Konflikt nicht beeinträchtigt wird, dürfte sich der Ölpreisanstieg in Grenzen halten. Es wird jedoch eine Risikoprämie geben, sodass wir das Niveau von Anfang Mai wohl nicht so bald wieder erreichen werden.

Auch sollten Anleger bedenken, dass sich der globale Erdölmarkt in den letzten 20 Jahren mit dem Aufkommen des US-amerikanischen Schieferöls stark verändert hat. Und obwohl jegliche Probleme in der Meerenge sicherlich das Risiko eines Ölpreisanstiegs mit sich ziehen werden, werden sich diese weit weniger dramatisch auf die Weltwirtschaft auswirken, als es in früheren Krisen der Fall war. Die USA fördern heute 22 Prozent des weltweiten Öls, gefolgt von Saudi-Arabien mit 11 Prozent und dem Iran mit 4 Prozent. Letzteres exportiert hauptsächlich nach China. Ein steigender Ölpreis dürfte sich heute weit weniger stark auf die US-Wirtschaft auswirken, erhöht jedoch das Inflationsrisiko und macht Zinssenkungen im Verlauf des Jahres weniger wahrscheinlich.

Vom Regen in die Traufe? Frist für Zollverhandlungen läuft im Juli ab

Die Unsicherheiten nehmen weiter zu, doch bislang hat der Markt den geopolitischen Risiken genauso standgehalten wie der US-Zollpolitik. Mit dem nahenden Ende der Verhandlungsfrist im Juli wird Letztere auch wieder stärker in den Fokus rücken – vorausgesetzt der Nahostkonflikt eskaliert nicht weiter. Historisch gesehen sind die Finanzmärkte mit geopolitischer Volatilität gut umgegangen, sofern absehbar war, dass der „Schock“ die Weltwirtschaft nur geringfügig beeinträchtigt.

Die Situation lässt sich am besten als „unbeständig“ beschreiben. Wir sind zwar insgesamt konstruktiv, doch Vorsicht: Nachdem sich die Märkte nach dem Zoll-Schock im Frühjahr erholt haben, könnte diese positive Dynamik stocken oder sich sogar umkehren, falls die Risikobereitschaft der Investoren weiter sinkt.

Über Columbia Threadneedle Investments
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