Pressemitteilung AXA Investment Managers: Ausblick USA: Mittelfristig dominiert die Unsicherheit

teaser_pm-axa-investment-managers_300_200AXA IM | Frankfurt, 17.12.2019

In den nächsten Jahren prägt die Unsicherheit über die Handelspolitik und über den Ausgang der US-Wahlen den Ausblick für die USA. David Page, Senior Economist bei AXA Investment Managers (AXA IM), prognostiziert eine Verlangsamung des Wachstums auf 1,6 Prozent im Jahr 2020 und eine weitere Verlangsamung auf 0,8 Prozent im Jahr 2021.

2019 wurden wir Zeuge eines wesentlichen Dynamikwandels in den USA: Gleich drei Mal senkte die Fed den Zinssatz. Der Hauptgrund: die Unsicherheit der Unternehmen. „Die aggressive US-Handelspolitik hatte nicht nur Auswirkungen auf die Konjunktur, sondern auch auf Unternehmensinvestitionen und den Welthandel allgemein. Auch 2020 und 2021 werden kurzfristige Unsicherheiten einen hohen Stellenwert einnehmen und mittelfristig die Wirtschaftsfaktoren dominieren“, sagt Page.

In der Vergangenheit waren materielle Abschwünge meist mit exogenen geopolitischen Ereignissen verbunden, sodass die US-Wahlen 2020 unweigerlich in den Fokus rücken. „Eine zweite Amtsperiode von Präsident Trump könnte die Handelsspannungen erneut aufleben lassen“, sagt Page. Eine Zweidrittel-Mehrheit im Senat wäre vonnöten, um Trump aus seinem Amt zu entheben. Das erscheine zwar derzeit unwahrscheinlich, doch die öffentliche Meinung wird dabei voraussichtlich eine ausschlaggebende Rolle spielen. So ist die öffentliche Zustimmung zur Amtsenthebung Trumps seit dem Ukraine-Skandal von 40 auf 50 Prozent gestiegen. Sollte der Wert 60 Prozent überschreiten, könnte der Senat einer Amtsenthebung zustimmen.

Sollte die Demokratin Elizabeth Warren als Präsidentschaftskandidatin nominiert werden, hätte dies ebenfalls Auswirkungen. „Warren zählt zu den extremeren Demokraten und könnte bei einer Wahl daran scheitern, die eher moderateren republikanischen Wähler für sich zu gewinnen, die für einen Sieg nötig wären. Aber wenn ihr dies gelänge, könnte dies aufgrund ihrer Agenda zu einem schlechteren Stimmungsbild innerhalb der Wirtschaft führen. Die Wahl wird insgesamt eher zur dazu beitragen, die Unsicherheit zu erhöhen“, prognostiziert Page.

Wirtschaftlicher Gegenwind könnte das Wachstum verlangsamen

Neben den politischen Unsicherheiten stellen auch mittelfristige Wirtschaftsfaktoren Gegenwind für das Wachstum dar, das 2020 moderat ausfallen dürfte. Die „Tax Cuts and Jobs Act-Reform 2018“von Trump stützte das Wachstum noch bis ins Jahr 2019. 2020 entfällt jedoch die fiskalische Unterstützung. Laut der Prognose des Congressional Budget Office dürften sich die fiskalischen Rahmenbedingen 2021 verschlechtern. Auch dürften schlechtere Kreditbedingungen das Wirtschaftswachstum belasten. „Die Konditionen für Hypothekendarlehen folgen dem Anstieg der Zinskurve meist mit zwei Jahren Verzögerung. Das deutet darauf hin, dass die inverse Zinskurve in diesem Jahr zu schärferen Konditionen für Hypothekendarlehen 2020 und 2021 führen dürfte. Vor dem Hintergrund eines schwächelnden Wachstums der real verfügbaren Einkommen wird sich das vermutlich negativ auf Investitionen in Immobilien auswirken. Zudem rechnen wir mit einer anhaltenden leichten Verengung der Credit Spreads, wie sie auch in den späten 1990er Jahren zu beobachten war“, so Page weiter. Zwar könnten diese Faktoren durch die lockere Geldpolitik kompensiert werden, dennoch wird sich diese vermutlich erst 2021 auf das Wirtschaftswachstum auswirken.

Page erwartet dagegen einen moderaten Wachstumsschub durch den globalen Handel, da sich durch die Teilvereinbarung zwischen den USA und China eine leichte Stabilisierung im Handelskonflikt abzeichnet. „Für 2020 gehen wir von einem Wachstum von 1,6 Prozent aus, Impulse der Fed und die Aussichten für den Welthandel bieten dabei Aufwärtspotenzial. Eine Reihe von Faktoren wie die ansteigende Arbeitslosenrate könnte jedoch den Wachstumsrückgang beschleunigen“, warnt Page. Historische Daten zeigen, dass ein Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,35 Prozentpunkte vom letzten Tiefstand meist zu einer Rezession und zu einer zunehmenden Arbeitslosigkeit führte. Das wird sich vermutlich auch in einem Rückgang der Konsum- und Investitionsausgaben widerspiegeln. „Für 2021 erwarten wir, dass sich das Wachstum einhergehend mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote verlangsamen wird“, so Page.

Des Weiteren verschärfen die finanziellen Rahmenbedingungen oft einen Konjunkturabschwung. Ein Rückgang an den Aktienmärkten könnte die Konsumausgaben durch Stimmungs- und Vermögenseffekte beeinträchtigen. Auch wenn die Unternehmensverschuldung nicht problematisch zu sein scheint, könnte eine Abwärtsbewegung die Spreads der Unternehmen ausweiten und somit die Möglichkeit der Unternehmen verringern, Kredite aufzunehmen und Ausgaben zu tätigen. Dementsprechend können die Bedenken hinsichtlich eines Abschwungs die finanziellen Bedingungen verschärfen und eine Verlangsamung verstärken. „Diese Faktoren können in Summe zu einer Rezession führen, doch das Timing lässt sich nicht genau vorhersagen. Wenn sowohl diese Faktoren als auch eine vierteljährliche Kontraktion zum Tragen kommen, schätzen wir das Wachstum für 2021 auf 0,8 Prozent“, sagt Page.

Die Rolle der Fed

Abwärtsbewegungen kommen meist unangekündigt, sodass es eine berechtigte Frage ist, ob es ausreicht, eine Verlangsamung zu antizipieren, um diese zu verhindern. Um der Verlangsamung in diesem Jahr entgegenzuwirken, lockerte die Fed die Geldpolitik. „Um zukünftige Verlangsamungen zu vermeiden, müsste die Fed Anfang 2020 reagieren, um die Risiken für 2021 zu minimieren. In der Vergangenheit hat die Fed dies selten geschafft. Außerdem sieht sie die Wirtschaft ‚in einer guten Ausgangsposition‘. Die Kondition müsste sich wesentlich verschlechtern, um eine weitere Lockerung rechtfertigen zu können“, so Page weiter. Bis zum vierten Quartal 2020 erwartet er zwei Zinssenkungen, die sich auf 1,00/1,25 Prozent belaufen und 2021 ihre Untergrenze erreichen. Eine solche Lockerung würde das Wachstum jedoch nicht vor 2021 merklich ankurbeln.

 

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