Amundi | München, 03.05.2022.
Soziale Aspekte sind für Unternehmen ein wichtiger Reputations- und Absatzfaktor. Für Unternehmen gewinnt das S in ESG daher mehr und mehr an Bedeutung und sie sind dabei, ihre Arbeitsbedingungen, Mitarbeiterrechte und Lieferketten entsprechend zu prüfen. Chloé Maury, ESG Analystin bei Amundi, betrachtet das Thema Menschenrechte und ihre Berücksichtigung in Unternehmen, den Lieferketten sowie den Einfluss der Verbraucher. Wir haben die Schlussfolgerungen der Autorin in gekürzter Form für Sie übersetzt und wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre.
Laut des Human Freedom Index leben 83 % der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die persönliche Freiheit, wie zum Beispiel Sicherheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit oder das Recht auf Scheidung und gleichgeschlechtliche Beziehungen, seit 2008 abgenommen hat; darunter sind auch die zehn bevölkerungsreichsten Staaten der Welt. Eine der Aufgaben für Investoren und Asset Manager besteht darin, das Bewusstsein für Menschenrechtsverletzungen in Unternehmen zu schärfen, insbesondere durch aktives Engagement. Dabei spielt auch die Gefährdung von Unternehmen durch Menschenrechtsrisiken eine zunehmende Rolle. Es entstehen Probleme, wenn Unternehmen ihre Verantwortung für Menschenrechte, Arbeit unter gerechten und günstigen Bedingungen, sozialen Schutz, angemessenen Lebensstandard, Umwelt und Korruptionsbekämpfung nicht wahrnehmen. Die Nichteinhaltung dieser Rechte stellt auf unterschiedlichen Ebenen ein Risiko dar: für das Unternehmen selbst, seine Lieferkette und für die Kundenbeziehungen.
Im Austausch mit den Unternehmen geht es Amundi darum, diese zu ermutigen, soziale Risiken sichtbar zu machen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die vorhandenen Probleme anzugehen. Auf der quantitativen Seite bewertet beispielsweise Amundis eigenes ESG-Rating-Tool die Emittenten anhand der verfügbaren Menschenrechtsdaten. Auf der qualitativen Seite überwacht das ESG-Research-Team tatsächliche und potenzielle Menschenrechtsrisiken auf Branchen- und Unternehmensebene.
Ziel ist es, zusätzlich sicherzustellen, dass Unternehmen über die Berichterstattung und die Einhaltung der Vorschriften hinausgehen und sich neue Praktiken positiv und spürbar auf alle Standorte weltweit auswirken. In diesem Punkt müssen sich jedoch noch Standards etablieren, bevor Investoren Unternehmen umfassend und wirksam überwachen können.
Unternehmen sollten Systematiken einführen, um ihre Gefährdung auf allen Ebenen der Geschäftstätigkeit anzugehen, was zweifellos nicht einfach ist. Sie müssen sich mit Risiken in der gesamten Wertschöpfungskette auseinandersetzen. Ein bewährtes Verfahren besteht darin, nicht nur festzustellen, an welchen Stellen der Wertschöpfungskette sie am stärksten von Menschenrechtsrisiken betroffen sind, sondern auch, wo in der Welt diese Risiken am größten sind. Dazu gehört die Analyse ihrer eigenen Geschäftsstandorte und der geografischen Standorte ihrer Lieferketten sowie gegebenenfalls der potenziellen Auswirkungen auf Kunden und Endverbraucher in verschiedenen Regionen der Welt.
Unterschiedliche Sektoren bringen logischerweise unterschiedliche Menschenrechtsrisiken mit sich. Bei der Rohstoffgewinnung ist das Risiko zum Beispiel greifbar. So hat die Internationale Arbeitsorganisation festgestellt, dass die Landwirtschaft besonders anfällig für Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsarbeit, Menschenhandel und Sklaverei ist.
Branchen und besondere betroffene Bereiche
Welche Konsequenzen müssen Unternehmen fürchten, wenn sie hier nicht eingreifen?
- Reputationsrisiken: Das Bewusstsein der Verbraucher wächst. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums macht der Ruf eines Unternehmens 25 % seines Wertes aus. Es geht darum, Reputationsschäden zu vermeiden – durch Prävention ebenso wie durch Früherkennung und angemessene Reaktionen. Dies gilt umso mehr für Unternehmen, deren Kunden sich leicht für alternative Produkte entscheiden können, wenn die Marke nicht mit ihren Werten übereinstimmt.
- Geschäftsrisiken: Wenn Unternehmen beispielsweise die erforderlichen Mindestarbeitsbedingungen nicht einhalten, wirkt sich dies auf die Qualität der geleisteten Arbeit und damit letztendlich auf die finanzielle Lage aus.
- Personalwirtschaftliche Risiken: Wenn Unternehmen die Mindestanforderungen an die Arbeitsbedingungen nicht einhalten, steigt die Gefahr von Unfällen und die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz wechseln.
- Compliance-Risiken: Menschenrechtsverletzungen können zu Rechtsstreitigkeiten und Prozessen führen, die hohe Geldstrafen nach sich ziehen können.
Die Sensibilität für Menschenrechte als Investitionskriterium steigt deutlich. Der moralische und finanzielle Druck auf Unternehmen weltweit wächst. Anlegerinnen und Anleger können das Ihre dazu beitragen, ESG-Investments auch unter diesem Aspekt auszuwählen und das „S“ in den Vordergrund rücken.
Quelleninformationen und weitere Informationen finden Sie im Thematic Paper „ESG #9: Engaging on Human Rights“ und im Amundi Research Center.
Über Amundi
Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player, bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten. Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren, den Research-Kapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management. Die Kunden von Amundi profitieren von der Expertise und der Beratung von 4.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in über 35 Ländern. Amundi ist eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von rund 1.800 Milliarden Euro.