SJB | Korschenbroich 23.06.2015.
Auch wenn man beim Titel an eine Landverbindung denkt, so findet mit über 90% das Gros des weltweiten Warenverkehrs auf dem Seeweg statt. Unser Fokus lag in den letzten Wochen vermehrt bei Griechenland und der Eurokrise, die auch nach den jüngsten Annäherungsversuchen bei Weitem noch nicht gelöst ist. Doch wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Oder besser gesagt: die Dritten. Denn unbemerkt von uns treiben die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte USA und vor allem China ihre Interessen voran, ja spannen die Europäer sogar vor den Karren im Bezug auf Griechenland und die Ukraine.
Fast unbemerkt von den Anlegern in Europa hat nun ein Markt wieder an Fahrt aufgenommen, den man schon oft abgeschrieben hatte. Die Schifffahrt! Nach nun 7 Jahren Krise bei den Charterraten von Containerschiffen macht sich das Wachstum der Weltwirtschaft nun endlich bemerkbar. Um fast 50% stieg der Harpex, der Index, der die verschiedenen Größenklassen bei Containerschiffen abbildet, in den letzten 6 Monaten. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich das 5-Jahres-Chart ansieht.
Gründe für diese Entwicklung gibt es gleich mehrere. Der starke US-Dollar verleitet die Amerikaner zu mehr Konsum der billiger gewordenen Waren aus Asien und Europa. Also muss auch mehr transportiert werden und die Überkapazitäten, die in den letzten Jahren für die niedrigen Raten verantwortlich waren, sind so gut wie beseitigt. Zudem hat sich der Markt auch selbst gereinigt. Vor allem bei den kleineren Schiffen ist in den letzten Jahren mehr Schiffsraum verschrottet worden als vom Stapel gelaufen. Auch der gesunkene Ölpreis trägt dazu bei, da sich die Treibstoffkosten deutlich verringert haben.
Mittlerweile sind fast nur noch Schiffe mit mehr als 6000 TEU (Twenty-Foot Equivalent Unit, Einheit für Stellplätze auf einem Containerschiff) von Auslastungsproblemen betoffen, da in diesem Segment immer noch jedes Jahr zusätzliche Tonnage auf den Markt kommt. Mit einer Zunahme des Containerhandels von ca. 6% im letzten Jahr und auch für dieses Jahr erwarteten 6% Zuwachs, reguliert sich dies ebenfalls.
Ein Lichtblick auch für Griechenland, da die Schifffahrt den wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes darstellt.