Managersichten SJB Defensiv Int Z 8+: Pictet Latin American Local Currency Debt WKN A0Q17D Juni 2016

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Simon Lue-Fong managt Schwellenländeranleihen bei Pictet.

Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer!

Was polemisch klingt, beschreibt einfach nur den Geldkreislauf. Kapitalist mobil und bei negativen Zinsen suchen sich viele Anleger eben Alternativen außerhalb der EU, der USA und Japans.

Welche Entwicklung bei lateinamerikanische Anleihen stattfand und was dort zu erwarten ist, beleuchtet Simon Lue-Fong, Manager der FondsEmpfehlung Pictet Latin American Local Currency Debt WKN A0Q17D in der Verwaltungsstrategie SJB Liquidität Int.

Marktbericht

Auf USD-Basis verbuchte der Index im 2. Quartal ein Plus von 8,5%, wovon je ein Drittel aus Renditen und Kursgewinnen bei Anleihen resultierte. In einem volatilen Quartal rentierten 10-jährige US-Treasuries 30 Basispunkte tiefer, was nicht zuletzt dem schlechtesten USBeschäftigungsbericht seit Jahren zuzuschreiben war. Das Ergebnis des Brexit-Referendums war ein grosser Schock und dämpfte die Erwartungen zum Weltwirtschaftswachstum zusätzlich, während die Marktteilnehmer nun mit noch entgegenkommenderen Zentralbanken in den Industrieländern rechnen.

Brasilien verbesserte sich um 19%, obwohl sich sein Wachstum um 5,4% verglichen mit dem Vorjahr abgeschwächt hat. Hintergrund ist eine gewisse Zuversicht, dass eine stabile Inflation Zinssenkungen nach sich ziehen könnte, zumal nach der Ernennung eines neuen Zentralbankgouverneurs. Für die Dauer des Amtsenthebungsverfahrens ist Präsidentin
Dilma Rousseff von ihrem Amt suspendiert, aber die Unterstützung für den Übergangspräsidenten Temer ist sehr gering.

Mexiko, dessen Haushaltsdefizit bei über 3% verharrt, verlor 5,4%. Das Leistungsbilanzdefizit hat ein 6-Jahreshoch erreicht, und das Finanzministerium hat seine Wachstumsprognose gesenkt. Zudem hat die mexikanische Zentralbank die Zinsen um 50 Bp auf 4,25% angehoben. Kolumbien verbesserte sich um 10% angesichts von drei Zinserhöhungen auf nunmehr 7,5%. Peru verzeichnete ein Plus von 10% dank unerwartet hohen Wachstums, höherer Kupferproduktion und stärkeren Marktvertrauens
nach den Parlamentswahlen.

Performanceanalyse

Im zweiten Quartal fiel die relative Performance uneinheitlich aus: Verluste im April und Juni machten die sehr starke Outperformance im Mai zunichte. Das Timing unserer Untergewichtung des brasilianischen Real schmälerte die Performance ebenso wie die taktische Untergewichtung an den lokalen Zinsmärkten früher im Berichtszeitraum. Für die relative Performance erwies sich die Untergewichtung des mexikanischen Peso als günstig, der im Quartal um 5,5% abwertete.

Das Engagement in Kolumbien wirkte sich neutral auf die relative Wertentwicklung aus, denn die Outperformance dank der Untergewichtung des Peso wurde durch die Titelauswahl und Renditekurvenpositionierung ausgeglichen. Günstig auf die Wertentwicklung wirkte sich der Zeitpunkt der Untergewichtung des chilenischen Peso aus. Von unseren Engagements ausserhalb der Benchmark belasteten argentinische Schatzanweisungen mit kurzen Laufzeiten das Ergebnis etwas, die wir aufgrund unserer positiven Einschätzung der neuen Regierung ins Portfolio genommen hatten.

Portfolio-Aktivität – Über- und Untergewichtungen

Von Ende April bis in den Mai war das Portfolio generell bei lateinamerikanischen Währungen untergewichtet, denn im Mai verlor der Index 6% an Wert. Zum Quartalsende war das Portfolio bei Währungen neutral bis übergewichtet aufgestellt. Abgesehen von einer Untergewichtung im Mai waren die lokalen Zinsmärkte im Portfolio weitgehend neutral gewichtet. Wir behielten unsere Untergewichtung des brasilianischen Real bei, denn die politischen Sorgen nahmen zu und der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe erreichte bei 41,6 ein neues Tief.

Die Untergewichtung des brasilianischen Real und des chilenischen Peso haben wir zum Quartalsende ebenso geschlossen wie die Untergewichtung an den lokalen Zinsmärkten in Brasilien. Die Untergewichtung des mexikanischen Peso wurde gestützt durch die Tatsache, dass sich die OPEC nicht auf Produktionskürzungen verständigen konnte, sowie durch schleppendes Wachstum und eine schwache Industrieproduktion. Im Juni schlossen wir die untergewichtete Position beim mexikanischen Peso und nahmen dabei Gewinne mit. Gleiches geschah beim kolumbianischen Peso. Das Engagement ausserhalb der Benchmark in Argentinien haben wir ausgeweitet.

Marktaussichten

Im 2. Quartal kam es bei den lateinamerikanischen Währungen zu einer technischen Erholung. Wir waren jedoch weiterhin nicht davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine große Trendwende handelt. Und tatsächlich kam es im Mai zu herben Verlusten. Wir erwarten weitere stakkatoähnliche Ausschläge als Reaktion auf technische Faktoren, wie z.B. eine vorsichtige Fed, gefolgt von Mini-Rallys und einer Neufokussierung auf die allgemein schwachen Fundamentaldaten und daran anschliessende Verkäufe.

Für ein Ausbrechen aus diesem Stakkato-Zyklus sind ein deutlich stärkeres Wachstum in den Industrieländern und höhere
Exporte aus den Schwellenländern erforderlich. Das Brexit-Votum und andere Ereignisse haben dies jedoch erneut in Frage gestellt. Wir bleiben bei unserer vorsichtigen Haltung, da von niedrigen Rohstoffpreisen, schleppendem Wachstum in den Industrieländern und enttäuschenden Daten aus den Schwellenmärkten auch weiterhin der größte Druck ausgeht.

Die Schwellenmärkte müssen gegebenenfalls auf unorthodoxere Massnahmen zurückgreifen, um Exporte und Wachstum anzukurbeln. An den lokalen Zinsmärkten in Lateinamerika hat sich der Zinsstraffungszyklus etwas verändert, denn die Zentralbanken in Kolumbien und Mexiko sind weniger restriktiv als vor einigen Monaten. Noch schwerer vorhersagbar bleibt der Renditetrend bei US-Treasuries, die ein historisches Tief erreicht haben, das sich kurzzeitig als Stütze erweisen könnte.

Wir rechnen auch nach den jüngsten Gewinnen mit kurzfristigen Kursschwächen, während wir auf deutlichere Anzeichen eines weltweiten Wachstums warten. Trotzdem sind die langfristigen Aussichten verglichen mit anderen festverzinslichen Anlageklassen auch weiterhin attraktiv.

Portfoliostrategie

Zum Zeitpunkt der Erstellung des Kommentars war das Portfolio als Reaktion auf den Schock nach dem Brexit-Referendum und einem massiven Renditerückgang rund um den Globus bei Währungen und an den lokalen Zinsmärkten der Schwellenländer neutraler aufgestellt. Auch hierbei handelte es sich um eine technische Rally in Anbetracht des fragilen globalen Wachstums,
niedriger Rohstoffpreise, politischer Themen und Druck auf die Ratings sowie bestenfalls geringfügiger Verbesserungen bei den Marktdaten in Lateinamerika.

Vorsichtig bleiben wir bei Ländern mit anfälligen Währungen, die stärker unter der Entwicklung an den Rohstoffmärkten, schleppendem Wachstum, Leistungsbilanzdefiziten sowie verstärktem Druck auf die Ratings
leiden. Dazu gehört nach wie vor der brasilianische Real. Im Fall einer von den Fundamentaldaten gestützten Wende ist der mexikanische Peso als Währung aus einem Land mit guten Wachstumsaussichten und Strukturreformen ein Kandidat für eine Übergewichtung.

An den lokalen Zinsmärkten bieten sich nur wenige Chancen für eine Übergewichtung. Aber wir verfolgen die Entwicklungen in Brasilien genau und warten, bis dort die Zinsen gesenkt werden. Derzeit wartet die brasilianische Zentralbank noch darauf, dass sich die Inflation ihrem Zielkorridor nähert, bevor sie die Zinsschraube lockert.

Siehe auch

SJB Kurzportrait.

Die SJB FondsSkyline 1989 e.K. aus Korschenbroich bietet Anlegern drei aktiv gemanagte Vermögensverwaltungsstrategien mit offenen Investmentfonds an, die allesamt nach antizyklischen Investmentprinzipien gemanagt werden: SJB Substanz, SJB Surplus und SJB Nachhaltig. Der Ansatz der Antizyklik ist dabei so einfach wie wirkungsvoll. Der Braunbär als erfahrener Jäger dient als Vorbild und zeigt das Prinzip: Er wartet …

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